Beim zweiten Mal kuesst es sich besser
ich den Laden abschließe, damit wir zusammen nach Hause gehen können?“
Am liebsten hätte Kate eine Grimasse geschnitten, schüttelte jedoch schweigend den Kopf. Zwar redeten die alten Damen weiterhin über betrügerische Ehemänner, aber Kate ignorierte dies, grabschte nach dem Haustürschlüssel ihrer Großmutter und trat mit einem gemurmelten Abschiedsgruß den Rückzug an. Sie kam sich vor, als sei sie einem Gefecht entronnen, als sie die Bäckerei verließ. Eins war ganz sicher. Sie würde auf gar keinen Fall am Sonntag mit in die Kirche gehen.
Kate lümmelte auf der Couch ihrer Großmutter, trug Schlabberhosen, ein fleckiges T-Shirt und sah sich einen Action-Film im Fernsehen an, während sie sich Käse aus der Dose in den Mund sprühte. Seit sie nach Hailsboro gekommen war, fehlte ihr jegliche Motivation, aus ihrem trübsinnigen Loch herauszukommen. Stattdessen verkroch sie sich hier in dem altmodischen Haus von Bessie, legte keinen Wert auf ihr Äußeres, vernachlässigte ihre Körperpflege und genoss das erste Mal seit Jahren wieder Bessies wunderbare Köstlichkeiten. Wie Kate merkte, hatte sie auch zugenommen, doch das interessierte sie momentan ebenso wenig wie das Wetter draußen. In Los Angeles war sie ständig wie aus dem Ei gepellt gewesen, hatte ihr Training nie ausfallen lassen und war morgens Stunden früher aufgestanden, um sich zurecht zu machen. Mit Argusaugen hatte sie auf Kalorienzufuhr und Kohlenhydratgehalt geschaut. Doch hatte ihr das irgendetwas gebracht?
Ihr Job war futsch und ihre Verlobung war dank Stevens Eskapaden den Bach runtergegangen. Mit Anfang dreißig war sie wieder bei ihrer Großmutter in einer Kleinstadt gelandet und beschäftigte sich den lieben langen Tag damit, von einem Kanal zum nächsten zu schalten und sich ab und zu Kartoffelchips aus den Haaren zu puhlen.
„ Kate, du hattest versprochen, heute Abend mit mir zur Stadtversammlung zu kommen.“ Bessie steckte ihre geliebten Perlenohrringe an und warf einen skeptischen Blick auf ihre Enkelin, bevor ihr Blick durch das Wohnzimmer schweifte.
Kates Augen folgten dem missbilligenden Blick ihrer Großmutter, als diese die leere Chipstüte auf dem Wohnzimmertisch, die halbvolle Flasche Cola, Kekskrümel auf dem Teppich vor der Couch und benutzte Teller sowie Gläser fixierte. Kate zuckte innerlich mit der Schulter und sprühte sich den Rest des Dosenkäses in den Mund. Mit vollem Mund erklärte sie nur. „Grandma, ich bin total müde und bleibe lieber hier.“
„Es ist halb sieben abends, Kate. Wovon bist du eigentlich müde?“
Nörgelnd zog Kate die gehäkelte Decke höher. „Grandma ...“
„Du solltest lieber an die frische Luft gehen, bevor du wie Ed Sullivan endest. Der Mann musste nicht nur mit einem Kran aus seinem Haus befreit werden, sondern hatte am ganzen Körper Dekubitus. Man sagt, dass sein Allerwertester lediglich aus rohem Fleisch bestand. Ich will mir nicht vorstellen, wie das gerochen haben muss ...“
Der Käse in ihrem Mund schmeckte plötzlich grauenhaft. Bilder vom alten Ed Sullivan formten sich in ihrem Kopf zu einem regelrechten Horrorfilm zusammen, während sie fürchtete, sich gleich auf die geblümten Couchkissen ihrer Großmutter übergeben zu müssen.
„Hopp, hopp! Du hast fünf Minuten, um dich umzuziehen ...“
„Stadtversammlungen sind so öde“, widersprach Kate und stellte die leere Dose beiseite, bevor sie sich ein wenig aufrichtete.
„Heute besprechen wir die diesjährige Weihnachtsdekoration“, argumentierte Bessie aufgeregt. „Das wird alles andere als öde.“
Kate verzog das Gesicht. „Grandma …“
„ Kate Stuart, du bist einunddreißig und nicht dreizehn, also hör mit deinem Genörgel auf.“
Zerknirscht seufzte Kate. „Von mir aus! Aber beschwere dich später nicht, wenn ich einschlafen sollte!“
Kate schlich alles andere als begeistert die Treppen nach oben und nahm eine Dusche. Ihre nassen Haare föhnte sie nur kurz an und schlüpfte in ein Paar Jeans. Im Gegensatz zu Bessie, die sich für diese wahnsinnig wichtige Stadtversammlung stets herausputzte, wie auch die meisten anderen Frauen der Stadt, zog Kate bloß ein weißes T-Shirt und ein blaues Sweatshirt an. Auf Socken kam sie die Treppen hinunter, bevor sie in ihre Sneakers schlüpfte und Bessies missmutigen Blick übersah, mit dem sie Kates Kleidung musterte.
Auf dem Weg zur Stadthalle musste sich Kate unzählige Geschichten über die Ehe von Hattys Enkel Terry anhören,
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