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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Moment jetzt gerade war.
    Die Musik hatte aufgehört. Die Jungfrau war der Kirche zurückgegeben worden und die Türen waren zu guter Letzt wieder geschlossen. Die Luft war ruhig und still. Ich sah Eddi an. Ihre Augen waren auf meine gerichtet und sie lächelte mich an, wie ich sie noch nie hatte lächeln sehen.
    »Wir müssen nichts sagen, oder?«, sagte sie leise.
    Ich lächelte zurück. »Worüber?«
    »Über uns … dich und mich, du weißt … wie es sich anfühlt …«
    »Nein«, antwortete ich, »wir müssen nichts sagen.«
    »Gut«, meinte sie, immer noch lächelnd. »Ich glaube nämlich, ich fang an zu weinen, wenn ich dir erzähle, was ich gerade fühle.«
    Genau da zischte vom Kirchplatz aus eine Leuchtrakete in die Höhe. Wir sahen zu, wie die leuchtend weiße Spur immer höher und höher in die Dunkelheit stieg und leise in der klaren Nachtluft vor sich hin pfiff, und dann plötzlich explodierte der Himmel |336| in einem gewaltigen Ausbruch blendender Farben und nahezu gleichzeitig zerriss ein Donnerschlag die Nacht. Als die bunten Funken zischend herunterregneten und der Knall dumpf aus den Bergen zurückhallte, schaute ich wieder zu Eddi. Das Glitzern der Nacht leuchtete hell im Blau ihrer Augen, wie bunte Sterne, die im Meer treiben, und als sie sich über den Tisch beugte und meine Hand nahm, fühlte ich mich wie ein Ertrinkender.
    Wir saßen da und schauten uns lange an, selbstvergessen lächelnd wie Dummköpfe. Wir waren in unserem eigenen winzigen Universum, ohne das Gefühl, irgendwo anders sein zu wollen oder zu müssen.
    Es war ein Moment, den ich nie vergessen werde.

    Das Feuerwerk ging immer noch weiter, als wir das Restaurant verließen und uns auf den Rückweg zur Wohnung machten. Die Straßen füllten sich jetzt wieder. Die Jungfrau war zurück in ihrer Kirche, der ernste Teil war vorbei, jetzt strömte die Menge zurück ins Dorf, um die letzten paar Stunden des Fests auszukosten. Alle tranken, lachten, sangen und tanzten … es würde eine lange, lärmende Nacht werden.
    Aber ich war nicht richtig bei der Sache.
    Als wir die Straßen entlanggingen, Hand in Hand, war ich in meinen Gedanken versunken und grübelte darüber nach, was ich tun sollte. Ich
wollte
nichts tun. Ich wollte nur glücklich sein … und ich war es … ich
war
glücklich. Ich hatte mich nie in meinem Leben so gut gefühlt. Doch das war genau der Punkt: mein Leben. Mein Leben war eine Lüge.
Ich
war eine Lüge. Was immer Eddis Gefühle für mich und was immer meine Gefühle für sie waren … was immer wir miteinander teilten … es wurde alles von dieser einen |337| großen Lüge entwertet.
    Sie wusste nicht, was ich war.
    Wie konnte ich da glücklich sein?
    Wie konnte ich damit leben?
    Wie konnte ich
sie
damit leben lassen?
    Ich konnte es nicht. Nicht mehr.
    Aber was konnte ich tun?
    Die Frage kreiste in meinen Gedanken und wurde die ganze Zeit größer und größer, bis sie schließlich alles andere wegschob und in meinem Kopf nichts mehr übrig war als der Widerhall dieser vier simplen Worte:
    Was kann ich tun?
    Was kann ich tun?
    Was kann ich tun?
    Als wir von der San Miguel abbogen und den kleinen Kopfsteinpflasterweg zur Wohnung nahmen, wusste ich, es gab nur eine Antwort. Ich musste Eddi die Wahrheit sagen. Es war die einzige Möglichkeit. Ich musste ihr alles erzählen. Und wenn sie mir nicht glaubte, musste ich es ihr zeigen. Ich würde mich aufschneiden und sie die Wahrheit selbst sehen lassen müssen. Was immer es kostete, sie musste wissen, was ich war.
    Und dann …?
    Ich wusste nicht, was danach sein würde. Sie konnte entsetzt, abgestoßen, angeekelt sein. Sie konnte mich hassen, dass ich sie angelogen hatte. Sie konnte einfach zur Tür hinausgehen und mich verlassen. Doch was auch geschah und wie immer ich mich fühlte, zumindest gäbe es danach keine Lügen mehr. Und dann vielleicht, nur vielleicht, wäre alles gut. Vielleicht könnte es danach sogar eine gemeinsame Zukunft geben.
    |338| Ein wahres Leben.
    Wir hatten jetzt das Haus erreicht, und als Eddi den Schlüssel herauszog und die Haustür aufschloss, sah ich sie an und lächelte. Einen Moment schaute sie zurück, dann legte sie mir die Arme um den Hals und küsste mich.
    »Es wird gut«, sagte ich.
    »Was wird gut?«
    »Alles.«
    Sie lächelte. »Ich weiß.«
    Im Haus war es still. Die Garcías waren wahrscheinlich noch auf dem Fest und ich nahm an, dass Chico, ihr Hund, irgendwo im Dunkeln kauerte, von den Feuerwerkskörpern zu Tode

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