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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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starre auf meinen Becher und bemerke einen verblassten rosa Lippenstiftrand.
    Gute Frage.
    »Warum muss so etwas immer mir passieren?«, jammert Sunny. »Zuerst werde ich in einen verdammten Vampir verwandelt und jetzt finde ich heraus, dass ich eine Scheißelfenprinzessin bin!«
    »Wenigstens wird die Elfengarderobe mehr nach deinem Geschmack sein«, murmle ich und wünschte, sie würde nicht so laut sprechen. »Jede Menge Rosa?«
    Sunny funkelt mich an.
    »Ich will bloß eines: ein Mensch sein«, schnieft sie. »Ein ganz normaler, gewöhnlicher Mensch, der heranwächst und aufs College geht, heiratet, Babys bekommt und in einem Haus mit einer offenen Küche, Granitarbeitsflächen, vier Schlaf-zimmern, zweieinhalb Bädern und einem Pool im Garten lebt. Ist das so falsch?«
    »Das ist vielleicht nicht besonders bescheiden, aber warum sollte es falsch sein?«, frage ich und drücke ihre Hand. »Aber weißt du, Sun, man kriegt eben nicht immer, was man will.«
    »Fang bitte nicht an, die Rolling Stones zu zitieren. Im Ernst, sonst pfähle ich dich.«
    Ich lasse ihre Hand los. »Hör mal, du musst Vertrauen haben. Und nein ...« Ich hebe beschwichtigend die Hand. »... ich zitiere nicht George Michael, also bleib cool. Dad unternimmt schon was und er hat uns versichert, dass alles gut werden wird.«
    »So wie er uns versichert hatte, dass er im letzten Frühjahr zu unserem Geburtstag kommen würde?«, fragt Sunny gereizt. Sie greift nach ihrem Handy. »Ich werde es noch mal bei Magnus versuchen. Vielleicht hat er einen Zwischenstopp eingelegt...«
    Ich gebe es auf, stoße mich vom Tisch ab und werfe eine Handvoll Kleingeld neben meinen unangerührten, lippenstiftverschmierten Kaffee-becher. »Du weißt, dass du eigentlich niemandem etwas von alldem erzählen solltest, oder? In dem Punkt haben Dad und Mom sich ziemlich klar ausgedrückt. Sie haben gesagt, das könnte gefährlich sein.«
    »Das ist nicht irgendjemand«, erwidert Sunny, das Telefon am Ohr. »Sondern Magnus. Wenn irgendjemand helfen kann, dann er.«
    »Ja, klar. Und nebenbei wird er gleich auch noch für Weltfrieden sorgen und die Finanzkrise der Nation beheben«, murmle ich. Für meine Schwester ist Magnus nicht nur der Herr des Zirkels, sondern Superman, Batman und Hulk in einer Person. Aber ich falle nicht darauf rein.
    Schließlich konnte der Typ nicht mal erkennen, dass seine eigene blöde Blutsgefährtin eine ge-meine Hochstaplerin war. »Ich geh jetzt nach Hause.«
    Ich höre, wie sie hinter mir herstolpert, während ich aus dem Imbiss stolziere, und wieder spüre ich einen Stich des Mitleids in der Magengegend.
    Ich will eigentlich nicht so grob zu ihr sein - sie hat wirklich Grund, sich über die Situation aufzu-regen. Aber es nervt mich echt, dass sie sich nicht von mir helfen lassen will. Immerhin bin ich ihre Zwillingsschwester - der Mensch, der immer für sie da ist. Aber sie denkt nur an ihren blöden Freund. Seufz.
    Sie holt mich ein, doch an ihrem Ohr klebt noch immer das verdammte Handy, also ignoriere ich sie einfach, überquere die Straße und biege nach rechts zu dem Haus mit Dads Wohnung ab. Schon wieder hinterlässt sie eine ihrer Ruf-endlich-an-Messages auf dem Band, während wir den Auf-zug betreten.
    »Hoffentlich ist sein Flieger nicht abgestürzt«, murmelt sie besorgt, als die Türen sich schließen.
    Arrgh. Wenn ich meine Haare nicht so lieben würde, hätte ich vom Haareraufen schon lange eine Vollglatze.
    Als die Türen im sechzehnten Stock wieder aus-einandergleiten, packe ich sie an den Schultern und drehe sie zu mir um. »Hör mal, ich weiß, dass du durcheinander bist«, sage ich so streng wie möglich. »Aber versuch jetzt bitte, dich vor Mom und Dad zusammenzunehmen, okay? Sie tun wirklich alles, was sie können, und Mom steht sowieso schon kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Also mach nicht so ein Theater, damit sie sich nicht noch mieser fühlt.«
    Sunny runzelt die Stirn. »Nein, natürlich nicht.
    Hey, was denkst du eigentlich von mir?«
    Kopfschüttelnd drücke ich die Wohnungstür auf.
    Mom, Dad und Heather haben es sich zu dritt auf der Couch gemütlich gemacht, mampfen eine große Schale Popcorn und sehen sich einen Film aus den Achtzigern an, Ferris macht blau . Mom lacht lauthals.
    »Oh Mann, dieser Ferris!«, sagt sie kichernd.
    »Der ist echt zu komisch.«
    »Am Rand des Nervenzusammenbruchs, hm?«, murmelt Sunny mir ins Ohr.
    »So, äh, wie sieht eigentlich der Plan aus?«, frage ich. Dad schnappt sich die

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