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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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ahnen. Vier BEE hat aber auch etwas von kurzfristigen Verbindungen: Wenn man nur für eine Einheit oder einen Nachmittag heiratet, entfällt natürlich die Annullierungszeit, und deshalb muß man zweimal bezahlen, bevor man zusammen war und danach.
    Danor und ich tauschten die zehn Ringe, ohne einen fallen zu lassen (Hergal läßt meist jeden einzelnen fallen, und sie machen immer ein furchtbares Getöse, wenn sie auf den Marmorboden fallen und darauf herumkollern). Im Beisein unseres Roboters bezahlten wir unsere „Dankeschöns“, und anschließend schleifte Danor mich aus dem Elfenbeindom hinaus und wieder hinein in die Kugel, und wir rasten wie die wilde Jagd zu einem Gleiter.
     
    Die Gleiter, die langsam am Himmel treiben und aus verdichteter Wolkenmasse bestehen, sind Lieblingsplätze für Jungverheiratete. Ich bin schon oft auf einem gewesen, und ihre Schönheit verfehlt selten ihre Wirkung.
    Danor schob mich sanft, aber bestimmt auf ein großes, weiches, verstellbares Bett aus goldenen und purpurnen Sturmböen und ließ einen Schmelzer über unsere Kleidung gleiten.
    „Ich finde deinen Körper sehr attraktiv“, hauchte er. „Einer der besten, die du je entworfen hast.“
    Geschmeichelt erglühte ich unter seinen Zärtlichkeiten und war recht schockiert, als er sich plötzlich wegdrehte und aufsetzte.
    „Danor, was ist los?“
    Danor sah mich traurig an.
    „Es hat keinen Zweck“, sagte er. „Ich dachte, mit dir ginge es, aber es geht nicht.“
    Wir versuchten es trotzdem noch einmal, in verschiedenen Positionen, und wurden langsam müde. Wir ruhten uns aus und tranken Liebestränke, wir schluckten Ekstase- und Energiepillen und lagen schließlich Seite an Seite und keuchten vor unproduktiver Erschöpfung.
    „Wenn wir uns nur“, murmelte Danor, „im Dimensions-Palast hätten lieben können, ich bin sicher, dann wäre alles in Ordnung. Es liegt an dieser Verzögerung. Immer diese Verzögerung.“
    Er schaute mich seelenvoll an. „Ich habe jetzt seit zehn Vreks nicht mehr erfolgreich geliebt.“
    Ich war entsetzt. Armer Danor.
    „Sicher“, begann ich und glaubte, ich würde meine Enttäuschung gut verbergen, „hängt es damit zusammen, daß du vorwiegend weiblich bist, genau wie ich. Vielleicht sogar noch mehr. Als ich zuletzt männlich war und Kley weiblich, ging alles prima. Aber du bist schon seit Ewigkeiten männlich. Ich glaube, du brauchst einen Wechsel.“
    „Unglücklicherweise“, antwortete Danor, „hat es auch dann keinen Zweck. Es ist nur einfacher, so zu tun als ob, wenn ich ein Mädchen bin.“
    Ich versuchte, mir einen tollen, aufmunternden Satz einfallen zu lassen, aber mir fiel nichts ein.
    Danor ging an eine der Wolkenwände heran und drückte den Schalter, so daß ein großes, ovales Fenster entstand. Er schaute auf Vier BEE hinunter, das in der Dämmerung weit unten glitzerte.
    „Auf Wiedersehen“, sagte er. Er sprang hinaus und fiel Hunderte von Metern in die Stadt hinunter. Ich war wie betäubt. Er sah aus, als ob er es wirklich ernst meinte, obwohl es ein sinnloser Akt war, wenn man ihn zehn Sekunden, nachdem er auf dem Boden aufgeprallt war, wieder in einen neuen Körper zwängte. Ein sehr unbehagliches Gefühl überkam mich, so als ob man im Traum einem Drachen begegnet, nur daß es einem nicht gefällt, weil das eine ein wohliger Schrecken ist und dies hier nicht. Ich bemühte mich heftig, nicht ganz von diesem Gefühl erfüllt zu werden. Und plötzlich fiel mir ein, daß wir für ein ganzes Mid-Vrek verheiratet waren und daß ich morgen für die Annullierung bezahlen mußte. So stieg in mir statt dessen ein heißer, wohltuender Zorn auf. Die Annullierung ist etwas, was man nicht stehlen kann, und man kann niemand anders heiraten, nicht einmal für eine halbe Stunde, wenn man sie noch nicht bezahlt hat.
    Die ganze Nacht tobte ich auf dem Gleiter herum und regte mich auf; ich boxte gegen die dummen Wolken und brüllte sie an, wenn sie dieses groshing Essen servierten, das ich nicht haben wollte.
    In der Morgendämmerung war ich völlig aufgelöst und wollte nicht mehr hier oben sein, ich haßte den Gedanken an das ganze Dankbarkeitsgetue, daß ich im Elfenbeindom machen mußte, wobei der Quasi-Roboter wahrscheinlich auch noch mißbilligend gucken würde, weil wir es nur eine solch lächerlich kurze Zeit ausgehalten hatten.
    „Attlevey, Ooma“, sagte eine Stimme, und ich stellte fest, daß die Signallampe aufleuchtete, und im gleichen Raum mit mir befand sich dieses

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