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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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fragte er und ließ seinen Stuhl zu Boden. Er ging über den Wasserteppich und ließ mich allein. Ich meine, das tun sie nie. Es ist Teil ihrer Überlegenheit, daß sie in ihren Stühlen bleiben und die Antragsteller rein und raus hüpfen. Ich hatte ihn richtig verwirrt. Vor lauter Aufregung und auch etwas Angst hatte ich ganz heiße Ohren. War ich wirklich bereit, in das nächste Stadium zu treten? War das die Antwort? Plötzlich wäre ich am liebsten zur Tür hinausgestürzt, aber ich hielt mich zurück. Jang zu sein, das machte mich fertig. Es mußte so sein. Deshalb würde es mir logischerweise helfen, mich besser zu fühlen, nicht jang zu sein. Die Tür ging hoch, und ein Bote signalisierte mir, ihm zu folgen.
    Ich ging hinter ihm her, zitternd, als wäre ich im Dimensions-Palast.
     
3
     
    Wir benutzten einen Gang, der unter dem Goldenen Wasserweg herführte. Es war ein privater Gang, der zur Komitee-Halle gehörte, und wir fuhren in einem kleinen Schlitten, der ungefähr einen halben Meter über dem Boden daher seh webte, auf Schwaden von hübschem rosa Dampf. Das goldene Wasserlicht schien durch das transparente Dach und ließ alles sehr fröhlich wirken, nur mich nicht, fürchte ich. Ich nahm eine Heiterkeitspille und fühlte mich danach leicht euphorisch und bereit, es mit allem und jedem aufzunehmen. Der Schlitten fuhr unter Bogengängen hindurch und blieb schließlich in einer großen Halle stehen, die voller Flugböden war. Der Bote hob mich auf einen hinauf, die Bee fiel darauf, und das Tierchen bahnte sich seinen Weg mit Zähnen und Klauen hinter uns her. Wir alle schwebten nach oben, bis wir in diesem großen, aus Kristallen und Stahl bestehenden Raum ankamen. Hier fand sich die Bee plötzlich auf einem Regal magnetisiert, auf dem sich noch viele andere Bees befanden, und das Tierchen wurde von Robotern fortgeschleppt, die etwas von unhygienischem Pelz oder so vor sich hin brummelten.
    Es erinnerte mich etwas an Limbo, ebenso wie der Quasi-Robot-Mediziner in heller Kleidung, der mich sehr huldvoll zu einem großen weichen Sessel winkte und sich dann mir gegenüber niederließ – etwas höher als ich, versteht sich –, die Hände zusammenlegte und Registriereinheiten einschaltete, die zweifellos in seinem Innern summten.
    Dann gingen wir das Ganze noch einmal durch. Das war wohl auch zu erwarten. Ich sollte doch wirklich noch ein viertel Rorl dabeibleiben und dann wiederkommen. Wußte ich eigentlich (interessante Nebensächlichkeit), daß es recht oft vorkam, daß junge Leute noch nach einem halben Rorl überwiegend Jangs waren und es manchmal noch für ein ganzes weiteres Rorl blieben? War es auf der anderen Seite dann nicht möglich, fragte ich, daß jemand schon nach einem viertel Rorl aus dem Jang-Stadium heraus war? Nun, es war vorgekommen, sehr selten, gab er zu (höfliches Zugeständnis), aber das Verhalten dieser Ausnahmen zeigte dies deutlich an, wohingegen meines dies offensichtlich nicht tat. Jedenfalls, sagte ich zu ihm, sei ich nun hier, deshalb könnte er mich genausogut weitertesten. Ich nähme an, daß ich für alles zahlen müßte, was auch immer dabei herauskam. Er schaute leicht verwirrt drein, hielt sich jedoch gut. Natürlich könnte er mich testen, gab er zurück, wenn es mich beruhigen würde. (Einschmeichelnde Diplomatie bei der Behandlung eines weiblichen Jang-Barbaren)
    „Zunächst ein paar einfache Fragen“, sagte er beruhigend und deutete auf einen Leseschirm, den er auf dem vor ihm stehenden Schreibtisch eingeschaltet hatte. „Stehlen Sie manchmal?“
    Na schön, ich ging darauf ein. Es hatte sowieso keinen Zweck zu lügen. Soweit ich wußte, konnte das ebensogut das erste Anzeichen für wahres Anti-Jangtum sein.
    „Hin und wieder“, antwortete ich.
    „Und was stehlen Sie?“
    Mir war plötzlich übel, und ich hatte den Eindruck, daß er auf eine Ausrede meinerseits aus war, also sagte ich kein Wort.
    „Ich versichere Ihnen,“ fuhr er fort, „daß alles, was in diesen Tests zur Sprache kommt, streng vertraulich behandelt wird. Der einzige Zweck, zu dem wir die Informationen benutzen, ist festzustellen, was für Ihre Zukunft das beste ist.“
    Nun, Roboter lügen nicht, also antwortete ich: „Verschiedenes. Es spielt eigentlich keine Rolle, was, so merkwürdig das auch ist. Es passiert meistens, wenn es mir mies geht oder ich mich droad fühle.“
    Er nickte, und ich fand, er sah erfreut aus, was ein schlechtes Zeichen sein mußte, aber jetzt war es zu

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