Beißen fuer Anfaenger (komplett)
immer doch.« Er schwenkte wieder seine Hüften. Elvis ist sehr stolz auf seine Hüftschwünge. »Schnapp dir ’nen Stuhl und lass uns plauschen.«
»Ich möchte, dass du mir ein bisschen was über Dämonen erzählst.«
Wie vom Donner gerührt hörte er auf, mit dem Becken zu kreisen, und drehte sich zu mir um. »Über Dämonen? Wieso interessiert sich ein zartes Fohlen wie du für große, böse Dämonen?«
Elvis war unser Dämonologe. Er beharrte zwar darauf, dass er keine beschwöre, was vermutlich eine megaschlechte Nachricht war, aber meiner Mutter zufolge war da irgendwas an seiner Aura, dem sie nicht über den Weg traute. Technisch gesehen war es seine Aufgabe, Menschen zu beraten, die glaubten, von einem Dämon geplagt zu werden, und sie mit Schutzamuletten auszurüsten, um weitere Dämonenattacken zu verhindern. Bei Geschäftsleuten war er bestimmt sehr erfolgreich.
»Mich würde interessieren, was ein Dämon für einen tun kann. Vorausgesetzt, man könnte einen beschwören.«
Elvis zog eine Grimasse und wandte sich wieder zum Spiegel um. »Hat deine Mutter dich geschickt, um mich das zu fragen?«
»Nein, sie weiß nicht mal, dass ich hier bin. Sie würde austicken, wenn sie es wüsste. Sie will mit den dunklen Mächten nichts zu tun haben.«
Mit einem abfälligen Grunzen trat er zurück, um sein Spiegelbild zu bewundern. »Von den dunklen Mächten droht keine Gefahr, solange man mit ihnen umzugehen weiß.« Er drehte sich um und zeigte mit dem Kamm auf mich. »Allerdings sind die Dämonen kein Spielzeug für kleine Mädchen. Es erfordert eine starke Persönlichkeit, um sie zu beherrschen.«
Ich konnte mich nur mit Mühe bezähmen, seinen Kleine-Mädchen-Kommentar nicht mit einem Augenrollen zu quittieren. Immerhin überragte ich ihn um gute sieben Zentimeter. »Kann man sie dazu bringen, alles zu tun, was man will?«
Ungeachtet der warmen Außentemperatur zog Elvis sich eine Lederjacke über. Er trat in Kurts und Karls Teuflischer Zaubershow auf und führte einen Trick vor, bei dem er sich mitten auf der Bühne in vollem Elvis-Ornat in einem Glaskasten materialisiert. Soren war der festen Überzeugung, dass es sich um eine Illusion handelte und nicht um echte Magie, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie das möglich sein sollte. »Die Dämonen? Natürlich kann man das, vorausgesetzt, man ist stark genug. Falls nicht, endet man als Dämonenfutter.«
Er machte ein schmatzendes Geräusch, als würde er jemanden auffressen.
»Gibt es Grenzen, was man einen Dämon tun lassen kann?«
»Grenzen?« Er zündete sich eine Zigarette an und bot mir ebenfalls eine an. Ich schüttelte den Kopf. »Was meinst du mit Grenzen?«
»Zum Beispiel … können sie durch Wände gehen? Wie durch die von diesem Kasten, in dem du dich materialisierst?«
Er inhalierte und ließ den Rauch durch die Nase entweichen (was ich ganz eklig finde). »Schätzchen, nichts auf der Welt könnte einen Dämon davon abhalten, dort hineinzugelangen, wo er möchte, es sei denn, man zeichnet einen ganzen Haufen Schutzsymbole. Oder die Wände bestünden aus Stahl. Sie
hassen
Stahl. Daran verbrennen sie sich.«
»Hm, ich verstehe. Tausend Dank, Elvis. Ich sollte jetzt abzischen. Ich muss meiner Mutter beim Aufbauen helfen.«
»Du hast doch nicht vor, selbst einen Dämon zu beschwören, oder?«
Ich hob die Hand wie zum Schwur. »Ganz bestimmt nicht. Selbst wenn ich es wollte, wüsste ich nicht mal, wie man das anstellt.«
»Gut. Dämonenbeschwörungen sollte man denjenigen überlassen, die etwas davon verstehen.« Er wandte sich abermals um und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Ich streckte die linke Hand aus (an der ich nur den Spitzenhandschuh trug, ohne Latex darunter) und berührte vorsichtig seinen Rücken. Latex und Tierhaut waren die einzigen Materialien, die meine sensitiven Wahrnehmungen beim Körperkontakt mit anderen Menschen abblocken konnten, und die Vorstellung, meinen Geist mit Elvis’ zu vereinen, behagte mir ganz und gar nicht. Aber ich war zuversichtlich, dass die abgeschwächte Version mir genug verraten würde.
Hastig zog ich die Hand zurück, dann grinste ich übers ganze Gesicht, als er sich wieder zu mir umdrehte. »Danke noch mal! Man sieht sich.«
Nie wieder
, wäre es nach mir gegangen. Ich verspürte das übermächtige Bedürfnis, eine ausgiebige Dusche zu nehmen und die lüsternen Visionen und Gedanken über Imogen, die Elvis’ Bewusstsein beherrschten, aus meinem Kopf zu spülen. Wenn es
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