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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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schmeichelnder Stimme fort:
    »Da ich stets an dich denke, gebe ich auf alles, was man um mich herum flüstert, acht.«
    Dann begann sie ihm langsam zu erklären, wie sie gemerkt hatte, daß seit einiger Zeit ohne sein Mitwissen etwas vorbereitet würde und daß man sich seiner bedienen wollte, obwohl man seine Beteiligung am Geschäft fürchtete und ihn nicht verdienen lassen wollte.
    Sie sprach:
    »Weißt du, wenn man liebt, wird man hinterlistig.« Kurz, gestern hatte sie alles begriffen. Es handelte sich um ein richtiges Geschäft, das im stillen vorbereitet wurde. Sie lächelte und freute sich über ihre Schlauheit und Gewandtheit. Sie wurde aufgeregt, sie sprach als Gattin eines Finanziers, die an Börsencoups gewöhnt war, an das Schwanken der Worte, an den jähen Wechsel zwischen Hausse und Baisse, der binnen zwei Stunden Börsenspekulation Tausende von kleinen Bürgern ruiniert und ihrer letzten, in Fonds angelegten Ersparnisse beraubt, die von geachteten Finanzleuten und Politikern garantiert sind.
    Sie wiederholte:
    »Oh, es ist etwas Großartiges, was sie da im Schilde führen. Es ist etwas sehr Großes. Übrigens hat Walter das alles eingeleitet; er versteht das. Es ist ein Bombengeschäft.«
    Er wurde ungeduldig über die lange Vorrede:
    »Los, weiter! Sag' schnell!«
    »Also höre zu. Die Tangerexpedition war zwischen ihnen beschlossen, schon seit dem Tage, wo Laroche das Portefeuille des Auswärtigen übernommen hatte; nach und nach haben sie die marokkanischen Anleihen aufgekauft, die auf 65 bis 64 gefallen waren. Sie haben es sehr geschickt aufgekauft, durch Vermittlung unverdächtiger und kleiner Agenten, die auf der Börse nicht weiter aufgefallen waren. Sie haben selbst die Rothschilds getäuscht, die sich über die Nachfrage nach Marokkanern sehr wunderten. Aber man nannte ihnen die Namen der Zwischenhändler, alles unbedeutende, zweitklassige, meist gescheiterte Firmen. Das hat die Großbank beruhigt. Und nun wird man die Expedition unternehmen, und sobald wir da unten Fuß gefaßt haben, garantiert der französische Staat die Schulden. Unsere Freunde nehmen dann einen Gewinn von fünfzig bis sechzig Millionen Francs mit. Du begreifst nun, warum man vor aller Welt die geringste Indiskretion fürchtet.«
    Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Weste und legte die Arme auf seine Knie; sie schmiegte sich an ihn, denn sie wußte, jetzt hatte sie sein Interesse geweckt. Für eine Liebkosung, für ein Lächeln, war sie nun bereit, alles zu tun, alles zu begehen.
    »Bist du auch ganz sicher?« fragte er.
    »Oh, ich weiß es ganz genau«, erwiderte sie zuversichtlich.
    Er erklärte darauf:
    »Es ist wirklich großartig. Was aber diesen Lump Laroche angeht, den will ich am Kragen nehmen. Oh, dieser Gauner! Er soll sich in acht nehmen ... er soll sich in acht nehmen! ... Er soll mir nur mit seinem Ministergetue zwischen die Finger kommen!«
    Dann dachte er nach und murmelte:
    »Man müßte davon auch etwas profitieren.«
    »Du kannst noch die Anleihe kaufen,« sagte sie, »sie steht nur auf 72.«
    »Ich habe aber kein Geld flüssig«, erwiderte er.
    Sie sah flehend zu ihm auf:
    »Ich habe schon daran gedacht, mein Kätzchen; wenn du zu mir sehr nett wärest, wenn du mich ein bißchen lieb hättest, dann würdest du mir gestatten, es dir zu leihen.«
    Er antwortete schroff und heftig:
    »Nein, ausgeschlossen!«
    »Hör mich an,« bat sie mit flehender Stimme, »es gibt eine Möglichkeit, es zu tun, ohne Geld zu leihen. Ich wollte von dieser Anleihe für 10000 Francs kaufen, um mir eine kleine Reserve anzulegen; nun werde ich für 20000 Francs kaufen. Du beteiligst dich daran zur Hälfte. Du verstehst doch, ich werde es ja nicht an Walter gleich zurückzahlen. Du brauchst zunächst gar nicht zu bezahlen. Sollte es gelingen, so gewinnst du 70000 Francs; gelingt es nicht, so bleibst du mir eben 10000 Francs schuldig, die du mir zurückzahlen wirst, wann es dir paßt.«
    Er wiederholte:
    »Nein, nein, solche Kombinationen mache ich nicht mit.«
    Nun begann sie, ihre Gründe auseinanderzusetzen und versuchte, ihn mit Vernunft zu überreden. Sie bewies ihm, daß er tatsächlich 10000 Francs auf sein Wort riskierte, daß folglich sie ihm gar nichts lieh, daß doch die Bank Walter das Geld vorstreckte.
    Außerdem wies sie darauf hin, daß er doch in der Vie Francaise den ganzen politischen Feldzug geführt hatte, der das Geschäft überhaupt erst ermöglichte und daß er doch nicht so naiv wäre, keinen Vorteil daraus

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