Bel Ami (German Edition)
und zündete wie für einen gesellschaftlichen Empfang die zehn Lichter an, die in den schäbigen Leuchtern auf dem Kamin standen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an das Marmorsims, hob einen ihrer nackten Füße und streckte ihn gegen das erlöschende Feuer. Dann nahm sie aus einer rosa Pappschachtel eine Zigarette, zündete sie an und begann zu rauchen. Der Kommissar wartete inzwischen, bis ihr Geliebter aufgestanden war und trat an sie heran.
Sie fragte dreist:
»Üben Sie oft diesen Beruf aus?«
»So selten als möglich«, antwortete er ernst.
Sie lächelte ihm ins Gesicht.
»Dann gratuliere ich, sehr sauber ist er nicht.«
Sie blickte nicht auf ihren Mann und tat so, als sähe sie ihn gar nicht.
Inzwischen kleidete sich der Herr im Bett an, er hatte schon seine Beinkleider und Schuhe an und näherte sich, während er seine Weste zuknöpfte.
Der Offizier wandte sich zu ihm:
»Jetzt, mein Herr, wollen Sie mir sagen, wer Sie sind?«
Der andere gab keine Antwort.
Der Kommissar erklärte:
»Ich sehe mich gezwungen, Sie zu verhaften.«
Darauf rief der Mann heftig:
»Rühren Sie mich nicht an. Ich bin unverletzlich.«
Du Roy stürzte sich auf ihn, als wollte er ihn niederschlagen, dann brüllte er ihm ins Gesicht:
»Aber Sie sind auf frischer Tat ertappt worden ... Ja! Auf frischer Tat! Ich kann Sie verhaften lassen, wenn ich will ... ja, ich kann Sie verhaften lassen.«
Dann fuhr er mit bebender Stimme fort:
»Dieser Mann heißt Laroche-Mathieu und ist Minister des Äußeren.«
Der Kommis war war verblüfft und prallte zurück:
»Nein, bitte, sagen Sie endlich Ihren Namen.«
Schließlich entschloß er sich und sagte mit fester Stimme:
»Diesmal hat dieser elende Kerl ausnahmsweise nicht gelogen. Ich bin tatsächlich der Minister Laroche-Mathieu.«
Dann streckte er seine Hand nach Georges Brust, an der ein kleines Bändchen wie ein roter Punkt glänzte, und fuhr fort:
»Und dieser Lump trägt noch auf seinem Kleid das Ehrenkreuz, das ich ihm gegeben habe.«
Du Roy wurde leichenblaß. Mit einer heftigen Handbewegung riß er aus seinem Knopfloch das kurze rote Bändchen heraus und warf es in den Kamin.
»So! Das ist eine Auszeichnung wert, die von einem Trottel wie Sie herkommt.«
Zähneknirschend standen sie einander gegenüber. Aufs äußerste erregt, mit geballten Fäusten, der eine mager mit langgezogenem Schnurrbart, der andere dick mit hochgedrehtem Schnurrbart.
Der Kommissar trat rasch dazwischen und trennte sie mit seinen Händen.
»Meine Herren, Sie vergessen sich, denken Sie an Ihre Würde.«
Die beiden Männer schwiegen und drehten sich den Rücken zu.
Madeleine stand noch immer unbeweglich und rauchte lächelnd die Zigarette weiter.
Der Polizeioffizier versetzte:
»Herr Minister, ich habe Sie mit der Frau Du Roy, hier anwesend, überrascht, Sie waren im Bett, und Madame beinahe nackt. Ihre Kleidungsstücke lagen unordentlich in der ganzen Wohnung herum. Sie sind offensichtlich eines Ehebruchs auf frischer Tat überführt. Die Tatsache werden Sie nicht leugnen können. Haben Sie etwas zu erwidern?«
Laroche-Mathieu murmelte:
»Ich habe nichts zu sagen. Erfüllen Sie Ihre Pflicht.«
Der Kommissar wandte sich zu Madeleine.
»Gestehen Sie, meine Dame, daß der Herr Ihr Geliebter ist?«
Sie erwiderte zynisch:
»Ich leugne es nicht, er ist mein Geliebter.«
»Das genügt.«
Dann machte sich der Beamte einige Notizen über den Zustand der Wohnung. Als er fertig war, war auch der Minister vollständig angezogen und wartete mit dem Überzieher auf dem Arm und den Hut in der Hand.
Er fragte:
»Brauchen Sie mich noch, mein Herr? Was soll ich tun? Kann ich jetzt fortgehen?«
Du Roy wandte sich um und sagte mit dreistem, zynischem Lächeln:
»Warum denn? Wir sind fertig. Sie können sich wieder hinlegen, mein Herr. Wir werden Sie jetzt allein lassen.«
Dann legte er einen Finger auf den Arm des Polizeibeamten und sagte:
»Gehen wir, Herr Polizeikommissar. Wir haben hier jetzt nichts mehr zu suchen;«
Der Beamte folgte ihm etwas erstaunt; doch an der Türschwelle blieb Georges stehen, um ihn vorbei zu lassen. Der weigerte sich aus Höflichkeit.
Doch Du Roy bestand darauf:
»Bitte gehen Sie voraus, mein Herr.«
»Nach Ihnen«, sagte der Kommissar.
Da machte der Journalist eine Verbeugung und versetzte mit ironischer Höflichkeit:
»Jetzt sind Sie an der Reihe, Herr Polizeikommissar, ich bin hier beinahe zu Hause.«
Dann zog er leise mit einer diskreten Bewegung die Tür
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