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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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mit großen, lebhaften Schritten in seinem Zimmer auf und ab. Er war zu aufgeregt, um an etwas zu denken. Ein einziger Gedanke füllte ihn aus:
    — Morgen ein Duell — ohne daß diese Vorstellung in ihm etwas anderes erweckte, als eine gewisse, starke Erregung. Er war Soldat, er hatte auf die Araber geschossen, allerdings ohne große persönliche Gefahr, so wie man auf der Jagd auf ein Wildschwein schießt.
    Schließlich hatte er gehandelt, wie er handeln mußte. Er hatte sich so gezeigt, wie er sollte. Man würde von. ihm sprechen, ihn loben — ihn beglückwünschen. Dann sprach er laut vor sich hin, wie man in großer, seelischer Erregung spricht:
    »Was für ein Vieh ist dieser Mensch!«
    Er setzte sich und begann nachzudenken. Er betrachtete die Visitenkarte seines Gegners, die ihm Rival gegeben hatte, damit er seine Adresse behielt. Zum zwanzigstenmal las er: Louis Langremont, 176, Rue Montmartre. Weiter nichts.
    Er betrachtete diese Buchstaben, die ihm geheimnisvoll vorkamen, die ihn beunruhigten. »Louis Langremont.« Wer war dieser Mann? Wie alt? Welcher Gestalt? Welches Gesicht? War es nicht empörend, daß ein Fremder, ein Unbekannter ohne jeden Grund sein Leben zerstören konnte, nur durch die Laune einer alten Frau, die sich mit ihrem Schlächter gezankt hatte. Und er wiederholte nochmals: »Was für ein Vieh!«
    Und mit einem starren Blick guckte er die Karte an. Ein Zorn gegen dieses Stück Papier erfüllte ihn, ein Zorn, in den sich ein seltsames, banges Gefühl einmischte. Diese Geschichte war zu dumm. Er ergriff eine herumliegende Nagelschere und stieß damit mitten in den gedruckten Namen, als ob er ihn damit erdolchen wolle. Also, er sollte sich schlagen, und zwar mit Pistolen. Warum hatte er nicht den Degen gewählt? Er wäre dann auf alle Fälle mit einer leichten Verwundung davongekommen, während man bei einer Pistole nie im voraus wissen konnte.
    »Ich muß fest bleiben«, sagte er.
    Der Klang seiner Stimme erschreckte ihn, und er blickte sich um. Er trank ein Glas Wasser und ging zu Bett. Er löschte das Licht und schloß die Augen.
    Er konnte nicht einschlafen, es war ihm heiß unter seiner Decke, obwohl es im Zimmer sehr kalt war.
    Er hatte Durst.
    »Sollte ich mich etwa fürchten?« dachte er, indem er aufstand, um Wasser zu trinken.
    Warum klopfte sein Herz so wild bei jedem bekannten Geräusch in seinem Zimmer? Wenn seine Kuckucksuhr schlug, fuhr er beim leisen Knarren der Feder jedesmal zusammen; er fühlte sich beengt und mußte ein paar Augenblicke den Mund öffnen, um Luft zu bekommen.
    »Sollte ich Angst haben?« begann er zu philosophieren.
    Nein, sicher hatte er keine Angst, denn er war entschlossen, bis zum Ende zu gehen, da er den festen Willen hatte, zu kämpfen ohne zu zittern. Aber er fühlte sich so tief erregt, daß er sich fragte: »Kann man trotz seines Willens Angst haben?« Und dieser Zweifel, diese schreckliche Befürchtung ergriff ihn. Wenn diese Macht stärker als sein Wille war, ihn gewaltig und unwiderstehlich lähmte, was würde dann geschehen? Ja, was konnte dann passieren?
    Sicher würde er auf den Kampfplatz gehen, weil er das wollte. Aber wenn er zittern würde? Wenn er besinnungslos würde?
    Und er dachte über seine Stellung, über seinen Ruf, über seine Zukunft nach.
    Und ein merkwürdiges Verlangen, aufzustehen und in den Spiegel zu schauen, überkam ihn. Er zündete das Licht an. Als er sich in dem Spiegel beobachtete, kam er sich ganz fremd vor, und es war ihm, als hätte er sich nie gesehen. Seine Augen kamen ihm riesig vor und er war blaß, blaß, sicher sehr blaß.
    Blitzschnell ging ihm ein Gedanke durch den Kopf: »Morgen um diese Zeit bin ich vielleicht schon eine Leiche!« Und sein Herz begann rasend zu klopfen.
    Er ging zu seinem Bett und sah sich, auf dem Rücken liegend, unter derselben Decke, die er eben verlassen hatte. Er hatte das hohle Gesicht eines Toten und seine Hände lagen weiß und unbeweglich da.
    Eine Furcht vor seinem Bett ergriff ihn und, um es nicht mehr zu sehen, öffnete er das Fenster und guckte hinaus. Die kalte Nachtluft ließ seinen ganzen Körper zittern und schwer atmend wich er vom Fenster zurück.
    Es fiel ihm ein, Feuer zu machen. Er schürte es langsam an, ohne sich umzudrehen. Seine Hände zitterten nervös, wenn er einen Gegenstand anfaßte. Sein Kopf brannte, seine Gedanken waren schmerzhaft und verworren. Er fühlte sich berauscht, als ob er Wein getrunken hätte, und immerfort fragte er sich: »Was soll ich

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