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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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tun? Was soll aus mir werden?«
    Er begann wieder auf und ab zu gehen, ununterbrochen, mechanisch.
    »Ich muß energisch sein, sehr energisch.«
    Dann sagte er sich: »Ich muß an meine Eltern schreiben, für den Fall, daß mir etwas passiert.«
    Er setzte sich wieder hin, nahm einen Bogen Papier und schrieb. »Lieber Papa, liebe Mama ...«
    Aber diese einfache Anrede fand er zu vertraulich, bei einem so tragischen Vorfall. Er zerriß das erste Blatt und begann von neuem:
    »Mein lieber Vater, meine liebe Mutter. Mit Tagesanbruch habe ich ein Duell, und da es geschehen kann, daß ...«
    Hastig stand er auf und traute sich nicht weiter zu schreiben.
    Dieser Gedanke zerschmetterte ihn: »Ich werde ein Duell haben.« Es war unvermeidlich. Was ging nun in ihm vor? Er wollte sich schlagen; diese Absicht war fest; und trotzdem schien es ihm, als hätte er nicht einmal so viel Willenskraft, um zum Kampfplatz zu gehen. Von Zeit zu Zeit klapperten seine Zähne mit leisem, hartem Geräusch und er fragte sich: »Ob mein Gegner schon ein Duell gehabt hat? Ist er ein guter Schütze? Ist er als solcher bekannt und geschätzt?« Er hatte nie seinen Namen gehört. Aber wenn dieser Mann kein guter Pistolenschütze wäre, würde er kaum ohne weiteres, so ohne jedes Zaudern diese gefährliche Waffe annehmen.
    Dann malte sich Duroy ihr Zusammentreffen aus, die Haltung seines Gegners und seine eigene. Er zermarterte sich das Gehirn mit den geringsten Einzelheiten des Kampfes, und plötzlich sah er vor seinem Gesicht das kleine schwarze Loch des Pistolenlaufes, aus dem die Kugel kommen würde.
    Und plötzlich ergriff ihn eine furchtbare Angst, er bekam einen Anfall wilder Verzweiflung. Sein ganzer Körper zitterte und bebte. Er preßte die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Er hatte ein Bedürfnis, sich auf der Erde zu wälzen, etwas zu beißen, zu vernichten.
    Er bemerkte plötzlich ein Glas auf seinem Kamin, und es fiel ihm ein, daß er in seinem Schranke eine fast volle Flasche Schnaps stehen hatte, denn noch von seiner Soldatenzeit her hatte er die Gewohnheit, jeden Morgen ein Gläschen zu trinken.
    Er ergriff die Flasche, setzte sie an den Mund und trank gierig, in langen Zügen. Er stellte sie erst hin, als ihm der Atem ausblieb. Sie war zum Drittel leer. Eine glühende Hitze verbrannte ihm plötzlich den Magen, ergoß sich durch seine Glieder, und durch die Betäubung bekam er neuen Mut.
    »Das ist das richtige Mittel«, sagte er sich. Und da ihm sehr warm wurde, öffnete er das Fenster.
    Der Tag graute still und kalt. Die Sterne schienen zu sterben und in dem tiefen Eisenbahneinschnitt verblichen die grünen, roten und weißen Signallichter. Die ersten Lokomotiven verließen den Schuppen und fuhren pfeifend davon, um die ersten Züge zu holen. Die anderen pfiffen grell in der Ferne, wiederholten ihren Morgenruf, wie die Hähne auf dem Lande.
    »Ich werde vielleicht das alles nicht mehr sehen«, dachte Duroy. Nun fühlte er, daß er von neuem weich wurde. Da nahm er sich mit Gewalt zusammen. »Ich darf an nichts denken bis zum Moment der Begegnung. Das ist das einzige Mittel, um den Mut nicht zu verlieren.«
    Er begann sich anzukleiden. Beim Rasieren guckte er in den Spiegel, und es überkam ihn nochmals eine Schwäche, als er daran dachte, daß er vielleicht zum letzten Male sein Gesicht sähe.
    Da trank er einen Schluck aus der Flasche und zog sich schnell an.
    Es fiel ihm sehr schwer, über die nächste Stunde hinwegzukommen. Er ging auf und ab durch das Zimmer und zwang sich mit Gewalt zur äußeren Ruhe und Kaltblütigkeit. Als er an seiner Tür klopfen hörte, wäre er fast auf den Rücken gefallen, so heftig fuhr er vor Schreck zusammen. Das waren seine Zeugen. Also, es war Zeit.
    Sie waren in Pelze gehüllt. Rival drückte seinem Klienten die Hand und erklärte:
    »Es ist eine sibirische Kälte. Geht es gut?« fragte er.
    »Ja, sehr gut.«
    »Sind Sie ruhig?«
    »Ja, sehr ruhig.«
    »Also, es wird schon gehen. Haben Sie etwas getrunken und gegessen?«
    »Ja, ich brauche nichts mehr.«
    Für das Ereignis hatte sich Boisrenard ein gelb-grünes ausländisches Ordensbändchen angelegt, das Duroy noch nie bei ihm gesehen hatte. Sie gingen hinunter.
    In dem Landauer saß ein Herr und wartete auf sie. Rival stellte vor:
    »Doktor Le Brument.«
    »Ich danke«, murmelte Duroy und drückte ihm die Hand.
    Dann wollte er sich auf die Vorderbank setzen, aber er fühlte etwas Hartes. Das war der Pistolenkasten, wie er zu seinem

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