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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Unterschied zwischen kirchlichen und weltlichen Feiertagen. Irgendwie kam er darüber auf die Mineralölsteuer. Meta gähnte verhalten dazwischen. Um zwölf stießen wir auf einen milden Winter an und darauf, dass der Hauswirt uns bei der Heizkostenabrechnung nicht beschummelte. Als Heinz bei den Energieproblemen der Dritten Welt angelangt war, verschwand Meta klammheimlich. Zuerst dachte ich, sie sei nur mal aufs Klo gegangen. Aber sie hatte sich ins Bett gelegt. Und Heinz ging in die Offensive. Schummrige Musik und gedämpfte Beleuchtung.
    »Tanzen wir mal, Lisa?« Und ich tanzte doch so gern. Trotzdem! Blut und Wasser habe ich geschwitzt bei dem Gedanken, er könne versuchen, mich auf die Couch zu ziehen, während Meta im Nebenzimmer schlief. Keine Ahnung, was ich getan hätte. Ich war ein bisschen beschwipst von der Pfirsichbowle und dachte nur, dass ich Meta aufweckte, wenn ich mich lauthals zur Wehr setzte. Aber es sah nicht aus, als müsse ich das tun. Heinz erzählte erst einmal weiter von seinen Ansichten und sich selbst, vielmehr von dem Macho, der er wohl gerne gewesen wäre. Ein vielseitig interessierter, eigenwilliger und unabhängiger Bürger in einem freien Land. Er fuhr ein Motorrad, weil ein Mann das braucht, den Hauch von Freiheit und Abenteuer. Er war ausgebildet in Karate und boxte auch. Die gesamte Diele war mit Fotos tapeziert. Heinz in Lederkluft neben der schweren Maschine eines Freundes. Sein eigenes Gefährt war nicht so fotogen, es hatte ein paar PS weniger. Heinz im Kampfanzug mit dem schwarzen Gürtel. Heinz in Aktion vor einem halben Dutzend Ziegelsteinen oder im Boxring. Er trainierte regelmäßig zu Hause. Im Schlafzimmer hing ein Sack von der Decke, auf den er täglich eine halbe Stunde eindrosch. Fußball spielte er nicht, und Vereinsmeierei war ihm zuwider. Ein einsamer Wolf brauchte keine Freunde.
    Er war niedlich, der einsame Wolf, amüsant und sexy. Ich dachte unentwegt, warum ist er mir nicht vor ein paar Jahren begegnet? Er tanzte phantastisch, hielt mich auch sehr fest. Und in der engen Jeans – ich hatte seit Karl-Josef keinen Mann mehr gehabt. Aber das hätte ich nicht geschafft mit der schlafenden Meta im Nebenzimmer. Überhaupt nicht mit einem verheirateten Mann, dachte ich in der Silvesternacht. Ungefähr ein halbes Jahr lang blieb ich standhaft. Wenn ich nachts im Bett lag, vor Flöhen im Bauch nicht einschlafen konnte, betete ich mir vor, dass ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann allen Beteiligten nur Unglück bringt. Ungefähr ein halbes Jahr lang schaute ich tatenlos zu, wie Meta ihrem Karatekämpfer das Rückgrat brach.
    Als sie einzogen, waren sie seit drei Monaten verheiratet und Meta im fünften Monat schwanger. Sie war Krankenschwester, arbeitete seit der Hochzeit ausschließlich im Nachtdienst, angeblich, weil das nicht so anstrengend war. Die ersten drei Monate ihrer Ehe hatten sie im Haus von Metas Vater gelebt. Wie es schien, war sie höchst ungern dort ausgezogen. Aber Heinz verstand sich nicht mit seinem Schwiegervater.
    »Ein widerlicher Kerl«, sagte er,
    »wie mit Öl eingeschmiert. Den kannst du an keiner Ecke packen. Mich hat er vom ersten Tag an behandelt wie den Tankwart. Einmal voll tanken, wenn du verstehst, was ich meine. Und wischen Sie auch mal über die Scheiben. Aber es ist und bleibt mein Auto. Wir mussten da raus. Meta wird noch einsehen, dass es so besser für uns ist.« Heinz arbeitete damals als Maschinenschlosser in einem kleinen Betrieb, machte pünktlich um fünf Feierabend.
    Mindestens zweimal die Woche sah ich ihn mit einem Blumenstrauß aufs Haus zukommen, hörte ihn die Treppen hinaufstürmen, die Wohnungstür öffnen, nach Meta rufen. Antwort bekam er fast nie. Wenn er heimkam, war sie meistens schon zur Bushaltestelle gegangen, um zum Dienst zu fahren. Wenn sie heimkam, musste er zur Arbeit. Und regelmäßig alle vierzehn Tage besuchte Meta sonntags ihren Vater. Allein und mit dem Bus.
    »Ich setz mich doch in meinem Zustand nicht aufs
    Motorrad«, sagte sie zu mir. Und ein paar Tage später erklärte sie, diese Schwangerschaft sei das Schlimmste, was ihr hätte passieren können. Ich fragte mich, ob sie Heinz überhaupt liebte und ob zwei Leute, die so verschieden waren, eine Chance hatten. Heinz tat, was er konnte. Er nutzte die einsamen Sonntage auf seine Weise, erledigte die Hausarbeit, die man einer schwangeren Frau seiner Meinung nach nicht zumuten durfte. Gardinen waschen, Fenster putzen, Wäsche bügeln. Und ich

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