Belials Braut
die heiße Wut in mir hoch. Sicherlich hatte ich einen roten Kopf bekommen, doch auch das war egal. »Nein!« , lautete meine Antwort. »Nein, ich werde dir das Kreuz nicht geben. Diesen Triumph gönne ich keinem.«
»Keine Sorge, ich werde es bekommen!«
»Du musst es dir schon holen!«
Sie lachte wieder. »Und dann?«, höhnte sie. »Was willst du denn versuchen? Mich erschießen? Es mit einer läppischen Kugel versuchen. Denk daran, du befindest dich in einer von Belial aufgebauten Welt. Es ist das Reich der Lügen.«
»Trotzdem!«
Ich blieb hart, ich wollte auch hart bleiben, doch neben mir stand jemand, der mir in den Rücken fiel.
»Ich würde es ihr geben!«, sagte Suko.
***
Nein, das konnte nicht wahr sein! Ich schaute ihn an, wie ich ihn wohl nie zuvor angesehen hatte.
»Ja, gib es ihr!«
»Bist du denn wahnsinnig? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das geht nicht! Ich kann nicht das abgeben, das mir zu treuen Händen überlassen worden ist. Denk daran, wer dieses Kreuz schon alles besessen hat.«
»Das habe ich nicht vergessen, John. Und gerade deshalb ist es besser, wenn du das Kreuz abgibst.«
»Nein, Nie...«
»Dein Freund hat Recht«, rief Angelina. »Er blickt durch. Du hast keine Chance mehr. Er hat es eingesehen.«
»Dann brauchst du auch nicht das Kreuz!«
»Ich hole mir immer die Trophäen meiner Gegner.«
»Nicht bei mir!«, brüllte ich.
Suko stieß mich an. »Doch, John!«
Ich duckte mich, als ich ihn anschrie. »Und warum, zum Teufel? Warum, verdammt!«
»Gib es ab, John! Sonst mache ich es!«
Er hatte sehr langsam und auch leise gesprochen.
Da war etwas in seinen Augen entstanden, das ich zuvor nicht gesehen hatte. Ein Wissen und etwas Zwingendes zugleich, sodass ich schon in Zweifel geriet und darüber nachdachte, ob mein Freund mehr wusste.
Ich wollte den Kopf schütteln, allerdings mit wenig Überzeugung. Suko ließ mich nicht dazu kommen. Den nächsten Satz flüsterte er mir zu, damit Angelina ihn nicht hörte.
»Vertraue mir!«
Um es locker auszudrücken, ich stand auf dem Schlauch. Vielleicht hatte ich auch das berühmte Brett vor’m Kopf. Es war alles möglich. Ich kam mir selbst wie eine fremde Person vor.
»Mach es!«
Ich nickte wider meine Überzeugung und drehte mich so um, dass ich Angelina anschauen konnte.
»Ich warte nicht mehr länger!«
»Das ist auch nicht nötig. Du wirst das Kreuz bekommen. Es hat alles keinen Sinn mehr.«
»Das hast du gut erkannt, Sinclair.« Sie streckte mir die Hand entgegen, um das Kreuz aufzufangen.
Ich wusste nicht, was ich dachte, wahrscheinlich gar nichts, als ich ihr das Kreuz zuwarf. Bisher hatten wir uns aus allen Situationen in den fremden Dimensionen herauswinden können, doch hier war das nicht möglich. Und Suko’s Verhalten verstand ich auch nicht.
Als sich das Kreuz von meiner Hand löste, da hatte ich das Gefühl, ein Stück von mir selbst abzugeben. Ich schaute dem Talisman nach, wie er sich in der Luft überschlug und den Händen der verfluchten Person immer näher kam.
Dann fing sie es auf.
Wieder passierte nichts. Das Kreuz war für sie nur ein Stück Metall und nichts anderes.
Angelina hielt es fest.
Sie lachte nicht mehr. Sie lächelte nur, aber dieses Lächeln schnitt tief in mein Herz. Und als sie dann sagte: »Das war wichtig für uns!«, wäre ich fast durchgedreht.
Nein, ich tat es sogar.
Ich wollte mich auf sie stürzen und sie mit den blanken Fäusten angehen, doch wieder war es Suko, der eingriff. Er hielt mich nicht nur fest, er schleuderte mich auch herum, zerrte mich hoch, und plötzlich sah ich sein Gesicht dicht vor mir.
Ich stieß ihm den Atem in die Augen. »Und jetzt?«, keuchte ich. »Was hast du jetzt davon?«
»Denk nach!«, forderte er mich auf.
»Verdammt, das tue ich schon die ganze Zeit über!«
»Nein, tust du nicht. Du bist zu emotionsgeladen.« Suko tippte gegen seine Stirn. »Wo befinden wir uns hier?«
»In der Lügenwelt!«
»Wunderbar. Hier ist alles verkehrt. Hier ist alles auf den Kopf gestellt. Was rückwärts ist, das ist hier vorwärts. Fällt bei dir der Cent, John?«
»Nein, noch nicht!«
»Dann sag die Formel endlich auf!«, zischte er mir ins Gesicht, und kleine Speicheltropfen erwischten meine Haut.
»Aber rückwärts!«
***
Himmel, er hatte Recht. Genau das war es! Den Text rückwärts aufsagen, denn hier war alles anders.
Ich schaute Suko an. Zu lange für ihn, denn er schlug mir gegen die Schulter und schleuderte mich so wieder
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