Belials Braut
»Gehen Sie, denn Sie gehören nicht hierher. Das hier ist nicht Ihre Welt. Am besten wird es sein, wenn Sie Angelina ganz vergessen.«
Ich hatte ihn reden lassen und kurz vor dem Ende seiner Worte die Beretta gezogen. »Nein, mein Freund, das werden wir nicht. Wir werden sie nicht vergessen. Im Gegenteil, du hast uns erst richtig neugierig gemacht.«
»Sie können nicht...«
Ich zielte auf seine Stirn und lächelte dabei. »Wetten, dass wir es können?«
Er begann zu flattern.
»Kugelfest sind Sie nicht – oder?«
»Was soll das?«
Ich wollte aus bestimmten Gründe nicht, dass er zu nahe an den Spiegel herankam. »Komm mal näher, mein Freund.«
Auf einen Schritt ließ er sich ein.
Ich wollte auch nicht pingelig sein und gab mich damit zufrieden.
Suko wandte sich von meiner Seite weg. Er suchte sich einen Weg, um hinter die Theke zu gelangen. So hatten wir den Androgynen in der Zange.
»Ich führe immer das durch, was ich mir vorgenommen habe!«, flüsterte ich dem Keeper zu. »Diesmal habe ich mir vorgenommen, dass du uns den Weg zeigst. Ja, wir betreten zu dritt diese schöne blaue Welt. Du brauchst uns nicht zu sagen, dass dies nicht möglich ist. Wir würden dir kein Wort glauben.«
Mein Vorschlag hatte ihn zunächst sprachlos gemacht. Er staunte mich an, aber er war auch innerlich aufgeregt, und dieses Gefühl breitete sich nach außen hin aus, denn auf seinem gesamten Gesicht erschienen die kleinen Perlen aus Schweiß, die allesamt wie winzige helle Tropfen aussahen und an Glas erinnerten.
»Unmöglich«, hauchte er.
»Woher bist du gekommen?«, fuhr ich ihn so hart an, dass er zusammenzuckte.
»Ich war... ich bin...«
»Aus der anderen Welt – oder?«
Er starrte in das Loch der Pistolenmündung, und ihn überkam noch mehr das Flattern. Sein Nicken fiel dabei kaum auf, aber ich hatte es trotzdem gesehen.
»Dann werden wir zu dritt diese Welt betreten. Ich habe übrigens ein Faible für Spiegel.« Nach dieser Antwort musste ihm klar sein, dass wir den Weg kannten.
Ich löste mich von der Theke, denn jetzt konnte ich Suko die Bewachung überlassen. Er stand an der Seite des Androgynen und bedrohte ihn ebenfalls mit der Pistole.
Während ich an der Theke entlangging, holte ich mein Kreuz hervor und steckte es in meine Tasche. Ich war überzeugt, dass ich es noch brauchen würde, und aus der Tasche konnte ich es sehr schnell hervorziehen.
Der Keeper hatte seine Arme leicht angehoben. Er sah aus wie ein Mensch, dem alle Felle davongeschwommen waren, sodass er am liebsten im Boden versunken wäre.
»Wer bist du?«, fragte ihn Suko. »Ein Mensch? Oder bist du ein Engel? Vielleicht beides?«
»Ich bin auf dem Weg.«
»Ist ja toll. Wohin denn?«
»Ich will werden wie sie!«, flüsterte er. »Mich fasziniert diese Welt.«
»Okay, einverstanden. Uns auch.«
Der Keeper erkannte, dass er keine Chance mehr hatte. Er war von unsrem Besuch überrascht worden, niemand hatte ihn gewarnt. Meine Rechnung stand noch offen. Ich wollte nicht noch einmal in die Situation geraten, dass mir jemand den Kopf auf den Rücken drehte.
»Geh vor!«
»Ja, Ja.« Er nickte Suko zu.
Sein Ziel war tatsächlich der Spiegel, nachdem er sich gedreht hatte. Dieser Androgyne war also auf dem Weg. Okay, wir waren es auch, und es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass wir eine fremde Welt oder Dimension betraten.
Bis zum Spiegel war es nicht weit. Noch malten wir uns darin ab. Je näher wir ihm allerdings kamen, um so verwaschener sahen unsere Umrisse aus.
Ich spürte bereits die kühle Luft, die mir entgegenwehte, allerdings nicht als sichtbare Wolken. Sie war jedoch da, und das konnte ich nicht wegdiskutieren.
Der letzte Schritt des Keepers!
Er berührte den Spiegel. Genau in diesem Augenblick verschwand seine Gestalt endgültig.
Ich folgte ihm schnell.
Die Kälte nahm zu. Sie brach über mir und dem nachfolgenden Suko zusammen.
Danach war alles anders!
***
Ja, wir standen in der fremden Welt. Wir hatten uns in ein anderes Reich gewagt, in dem andere Gesetze herrschten, die von anderen Wesen gemacht worden waren.
Von Engeln!
Doch auch bei ihnen gab es die großen Unterschiede. Aus diesem Grunde war ich nicht unbedingt sehr optimistisch, was unsere Aktionen anging, und fühlte zunächst nach meinem Kreuz, weil ich irgendwie das Gefühl der Sicherheit erhalten wollte.
Das Kreuz war da, aber es reagierte nicht. In dieser Lügenwelt schien wirklich alles auf den Kopf gestellt worden zu sein. Dass wir in
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