Belisla Piraten 01: Piratenjunge
bisher in kleinen Gasthöfen oder bei Privatvermietern untergekommen, wo das Ei zum Frühstück zwar frisch war, aber den einzigen Luxus neben Schnittbrot, Wurst und Marmelade darstellte. Das Neptun-Beach-Hotel in Port Trust dagegen servierte ein gigantisches Frühstücksbüffet. »Damit die Amerikaner auch satt werden,« sagte Mama und Amelia erwiderte darauf, dass sie es schrecklich fände, dass viele Amerikaner nichts richtiges zu Hause zu essen bekämen. Irgendwie ging das in Mamas falschen Hals und Amelia bekam wieder was zu hören, was Johannes allerdings nicht mitbekam, da er mit Papa losging, das Büffet zu erkunden.
»Wenn wir in zwei Stunden nicht zurück sind, schickt bitte eine Rettungsmannschaft Richtung Brot«, meinte Papa.
Nach einer eingehenden Beratung bestellte Johannes ein gigantisches Omelett bei einem pfannenschwenkenden einhandeibrechendem Koch, was sich als Rührei mit Füllung herausstellte. War aber echt lecker, mit Käse, Pilzen und grünen Zwiebeln. Amelia deckte sich mit Obstsalat ein; Nicole, ihre beste Freundin, hatte sie darauf gebracht, sei viel besser für die Figur. Mama fing an, dass Obst so viel Kalorien hätte wie Wurst, und Johannes warf ein, dass Amelia sich doch immer beschwere, dass ihre Brüste zu klein seien, da müsse sie doch mehr essen, um zuzunehmen, worauf Papa versuchte das anschließende Haareziehen auf beiden Seiten zu beenden. Aber im Prinzip waren alle froh, gemeinsam im Urlaub zu sein.
Die Entdeckung von Port Trust zog sich dann den ganzen Tag hin, obwohl die Insel überschaubar war. Ein Touristenbus brachte sie von der Hotelanlage zum kleinen Hafen am Fuß des einzige Hügels. Die Burgruine von Port Trust bestand ursprünglich aus einem Turm und einer Mauer. Heute waren eindrucksvolle Steinquader übrig, die holterdiepolter irgendwie in der Gegend herum lagen. Selbst Amelia fand das Wandern auf den alten Festungsmauern entlang der Steilküste spannend. Überall lagen alte Kanonen herum, einige aufgestellt, einige zwischen den Quadern eingeklemmt. Port Trust hatte keine Hafenstadt, wie beispielsweise Marks Rock. Ein paar Häuser und Bauernhöfe waren lose um die Hafenmole gruppiert. Der Hafen war gefüllt mit kleinen Fischerbooten und drei oder vier modernen Yachten. Auch das Boot, das sie gestern übergesetzt hatte, lag vertäut an der Mole und lud gerade eine neue Ladung Touristen aus. Der schwarze Bootsmann winkte Amelia zu und warf wieder einen merkwürdigen Blick auf Johannes.
»Diesmal habe ich es auch gesehen; der hat es auf dich abgesehen«, meinte Amelia zu Johannes, als sie vom Hafen Richtung Hotel wanderten.
»Hab ich doch gesagt, ein windiger Typ«, sagte Johannes gereizt. Er drehte sich kurz um und warf einen Blick zurück auf das Schiff und sah, wie der schwarze Bootsmann einem anderen Bootsmann vom Nachbarschiff etwas erzählte und tatsächlich in Richtung der Familie Gordon zeigte. »Er redet jetzt über uns mit einem anderen Bootsmann.«
Amelia blickte sich auch um und zuckte dann mit den Schultern. »Vielleicht zeigt er seinem Kollegen den Weg zum Hotel?«
»Wer es glaubt, wird selig.«
Am Nachmittag war es dann genug der Erkundung und der Jetlag übernahm die Führung, sodass sich Familie Gordon an den Hotelstrand verzog und die Zeit zum Abendessen faul auf Liegen unter Sonnenschirmen mit den Füßen im warmen Wasser verbrachte.
»Perfekt«, murmelte Papa unter seinem Strohhut hervor.
»Perfekt«, brummte Mama hinter ihrem Buch.
»Perfekt«, meinte Amelia beim Fußnägel anmalen.
Johannes sagte nichts. Er war eingeschlafen.
Am nächsten Morgen, nach einem wiederum mächtigen Frühstück (Spiegelei mit Schnittlauch für Johannes), lag Familie Gordon am Strand in der Sonne der Karibik. Da es spät im Jahr war, hielt sich die Hitze in Grenzen und außerdem gab es Sonnenschirme für jeden. Johannes badete viel, schnorrte alle paar Stunden zusammen mit Amelia ein Eis und spielte viel Fußball mit Papa.
Und dann gab es den Zwischenfall mit dem Ananas-Händler: Amelia und Johannes pritschten und baggerten sich einen Volleyball gegenseitig zu. Ein afrikanisch aussehender Händler kam langsam näher und pries lauthals seine frischen Melonen, Ananas und Kokosnüsse an. »Melonananaskokos, gut gut gut und frisch!«, sang er und schleppte dabei eine große Kühltasche durch den heißen Sand. Als er Amelia und Johannes beim Spielen sah, kam er näher. Er unterbrach seinen Gesang und sprach plötzlich Johannes
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