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Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Belisla Piraten 01: Piratenjunge

Titel: Belisla Piraten 01: Piratenjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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unauffälligen Menschen erscheinen ließ: er zog sich wie ein Einheimischer an, mit leichter Leinenhose und einem Hemd, dass er über der Hose trug. Dazu amerikanische Turnschuhe, eine Baseballkappe und einen Schnurrbart: fertig war der Einheimische. Er konnte ein Fischer, ein Hutverkäufer oder ein Kellner sein. Seinen linken Hakenarm konnte er nicht wegzaubern, die Leute erinnerten sich daran ganz besonders. Pedro ließ den Haken zuhause und trug seine künstliche Hand aus Plastik, die sich auf den ersten Blick nicht von einer echten Hand unterschied, vor allem, wenn er den größten Teil seines Armes im langen Hemdsärmel verbergen konnte. Jeder, der Pedro auf dem Barhocker in der Kneipe sah, konnte nicht ahnen, dass eine der beiden Hände, die ruhig auf dem Tresen lagen, eine Attrappe war.  
    Pedro redete nicht viel, er hörte lieber zu. Das war sein Beruf: Zuhörer. Er hörte den Fischern von Port Trust zu, wie sie von den Fängen des Tages berichteten. Er lauschte den Touristen zu, die von Attraktionen, den Stränden und dem Wetter sprachen. Und er hörte den Kneipenbesuchern zu, die ihre Unterhaltungen neben ihm am Tresen und an den nahen Tischen führten. Pedros Gehör war wie ein Radio, er konnte es in jede Richtung wenden und Gespräche um ihn herum ein- und ausblenden.  
    Pedro mit dem Hakenarm tat, als ob er etwas trank. In Wirklichkeit aber hörte er einem der Deckhilfen der Flughafenboote zu, der sich mit dem Barkeeper unterhielt.  
    »Dem Mädchen helfe ich ins Boot. Dann halte ich meinen Arm hin, um dem Bruder hineinzuhelfen. Aber: der Junge rempelt mich an, und wir fallen auf das Deck. Dann kann ich es sehen: er trägt das Amulett.«  
    »Hattest du nicht gesagt, es war ein ganz normaler Touristenjunge? Wie kann das sein?« Der Barkeeper schnaufte, eine langweilige Geschichte, und putzte weiter Gläser. Pedro dagegen fand sie sehr spannend.
    »Quatsch, verstehst du nicht, er trug das Amulett der Falken. Der Falken!« Die letzten Worte rutschten der Deckhilfe etwas laut aus dem Mund und beide Männer sahen sich still um, damit keiner etwas von ihrem Gespräch mitbekam. Sie schauten kurz auf Pedro, der von seiner Zeitung nicht aufblickte und gelassen die Augen zum nächsten Artikel weiterbewegte. Aber jedes Wort aufsaugte.
    »Keine Ahnung wo er das Amulett her hat. Aber wenn er das Amulett der Falken trägt, kann er nur einer von ihnen sein.«
    »Hör auf! Vielleicht hat der Junge das Amulett am Strand gefunden. Oder deine Augen werden schlechter. Außerdem solltest du vorsichtig sein. Mit den Falken ist nicht zu spaßen! Und dass weißt du!«
    Die Deckhilfe schaute sich mit schlechtem Gewissen um, sah aber keine verdächtige Person.  
    Der Barkeeper fuhr fort, kaum hörbar: »Wenn die Falken oder die Roten Bukanier mitbekommen, dass du einen Jungen mit Falken-Amulett um den Hals gesehen hast, ist der Junge nicht mehr sicher auf der Insel. Du weißt, wenn es Ärger mit Touristen gibt, dann kriegen wir alle Ärger mit der Gouverneursgarde.«  
    Die Deckhilfe überdachte seine Situation und nippte an seinem Getränk. Der Barkeeper hatte recht; es war gefährlich, sich über die Falken oder Bukanier zu unterhalten. Schon mancher Inselbewohner war von einem Tag zum anderen verschwunden. Nach ein paar Momenten der Stille bestellte die Deckhilfe ein neues Getränk und führte den Schwatz mit dem Barkeeper mit einem sichereren Thema weiter: der spanischen Fußball-Liga!  
    Pedro mit dem Hakenarm hatte genug gehört. Er verdiente sein Geld mit Zuhören. Aber Geld bekam er nur, wenn er das Gehörte weitererzählte. An die richtigen Leute.  
    Pedro holte mit seinem rechten echten Arm seine Geldbörse aus der Hosentasche, öffnete sie einhändig, klemmte sie unter die künstliche linke Hand und holte mit der rechten das Geld zum Bezahlen heraus. Eine eingeübte Bewegung, die völlig natürlich aussah und keinen aufmerksamen Beobachter auf die Idee brachte, dass Pedro eine künstliche Hand hatte. Er legte das Geld fürs Getränk mit etwas Trinkgeld auf den Tresen, klemmte sich seine Zeitung unter den Arm, nickte dem Barkeeper zu und wanderte aus der Kneipe hinaus in die Nacht.
    Der Barkeeper hatte Pedro bereits nach fünf Minuten vergessen.

Kapitel 5 – Die merkwürdigen Bewohner von Port Trust

    Am nächsten Morgen fand sich die Familie Gordon ausgeruht im Frühstücksraum des Hotels wieder und die Anreise-Strapaze war bereits vergessen. Auf den Urlauben an der See und beim Wandern waren die Gordons

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