Belisla Piraten 01: Piratenjunge
ist ab sofort mein Lieblingsfach, versprochen. Ach, es gibt gar kein Fach Navigation. Aber trotzdem verspreche ich zu lernen und zu lernen.«
Pierre gab ihm eine Umarmung und einen Zettel. »Es ist natürlich nicht leicht, einen Brief von der modernen Welt an uns zu schicken. Aber es ist möglich. Falls du mit uns in Kontakt treten möchtest, hast du hier eine Depeschenadresse. Es wird aber eine Weile dauern, bis uns eine Nachricht erreicht.«
Johannes blickte kurz auf den Zettel ‚Pedro Hakenarm, c/o Harbour Inn, Tortuga Island, Belisla‘. Er umarmte Pierre erneut. »Perfekt, danke!«
Johannes sah sich ein letztes Mal in der Runde um. Er nickte kurz Ben zu und wusste, dass dieser Sempre alle Erlebnisse erzählen würde. Dann ging er Richtung Gangway, die Schritte wieder kurz. Die Stadtbewohner waren mittlerweile etwas näher gekommen und bestaunten das Schiff. Mama, Papa und Amelia standen umarmt auf dem Kai. Daneben Gouverneur Patricks mit seiner uniformierten Garde. Johannes war bereits halb die Gangway hinab, da überkam ihn für eine Sekunde ein Heimweh der gegensätzlichen Art. Vor seinen Augen war er wieder im Vulkankratersee von Hope Island, Fechten und Kämpfen üben mit Ben und Sempre; am Strand sitzen mit Oceana; auf der Brücke stehen neben Toto und Sankt Steven. Und für einen Moment hatte Johannes das Gefühl, dass er wie in seinem Traum plötzlich über dem Marktplatz schwebte und auf die Menschen heruntersah. Und neben Toto und Sankt Steven stand Großvater Adam mit seinem langen grauen wilden Bart, der unten zusammengebunden war. Und im Gesicht einen Gesichtsausdruck, der gar nicht glücklich zu sein schien. Als ob etwas wichtiges fehlte.
Und plötzlich war Johannes wieder auf der Erde, mit dem Gefühl im Herzen, dass tatsächlich etwas Wichtiges fehlte!
Er rannte die Gangway wieder hoch, jawohl, er musste es tun, sprang auf die Reling und hielt sich lässig mit einer Hand an der Takelage fest, reckte die Faust der freien Hand nach oben. »Hoch den Falken!«, schrie er aus Leibeskräften, und die Mannschaft an Deck antwortete ihm wie an einem Stück mit einer Lautstärke, dass das Echo vom Marks Rock Hauptberg zurück schallte: »Tod den Feinden. Und unsere Segel voll Wind!«
Und davon waren die Touristen auf dem Hafenplatz beeindruckt.
Nachher
Herbstkirmes.
Johannes Gordon schob Richard den Dritten auf seinem Thron durch die Menschen. Vor der Doppellooping-Dreifachüberschlag-Achterbahn, DER Attraktion in dieser Saison, hatte sich eine lange Schlange gebildet. Aber es ging nicht voran. Der Fahrgeschäftbesitzer hob die Arme und beruhigte seine abgewiesenen Kunden. »Tut mir leid, Leute, aber die Achterbahn steht euch in einer Stunde wieder zur Verfügung. So lange müsst Ihr leider warten und zusehen.«
Johnny drängelte sich durch die Wartenden, der Fahrgeschäft-Besitzer öffnete die Kette, schob Richard den Dritten wie einen König zum Eingang, wo der Achterbahnwagen geduldig wartete. Richard löste seine Haltegurte und der Besitzer hob ihn behutsam in den vordersten Wagen der Achterbahn und schloss den Sicherheitsbügel. Johannes setzte sich neben ihn, holte eine Tüte gebrannter Mandeln hervor.
»Sind die Herren bereit?«
»Bereit für alles!«, nickte Johannes. »Und Musik laut!«
»Trommelfellverletzend laut«, befahl Richard der Dritte.
»Lärmstrafen zahle ich«, stellte Johannes klar.
»Sehr wohl die Herren. Viel Vergnügen.«
Vor den verwunderten Augen der abgewiesenen Schaulustigen warfen sich beide Jungen geröstete Mandeln ein und der Wagen setzte sich nach dem Sirenensignal in Bewegung. Er kletterte die zwanzig Meter in den Himmel, wo die Fahrt begann. Oben hielt der Wagen an, Johannes und Richard hoben die Arme, ein lautes Gitarrenriff ertönte aus den Lautsprechern, das Schlagzeug woppte die Trommelfelle, eine wilde Stimme schrie und der Wagen wurde in die Loopings und Überschläge gejagt. Einmal, zweimal, dreimal... Zwei Jungen wurden durchgeschüttelt, schrien dabei und hatten Spaß.
Der Besitzer schüttelte den Kopf über soviel Verrücktheit und er spürte die echte, schwere Goldmünze in seiner Hemdtasche. Diese Stunde gehörte den Jungs.
...viermal, fünfmal, sechsmal...
...here we are now, entertain us...
Konstanz, Baierbrunn, Winter 2012
Nachwort des Autors
Als Autor ist man nie allein. Johnny, Athena, Sankt Steven und all die anderen standen während der Nachtstunden um mich herum, und schilderten über Monate hinweg ihre
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