Belisla Piraten 01: Piratenjunge
nach dem Frühstück bestieg Familie Gordon die Fähre. Die Überfahrt dauerte eine halbe Stunden, bei der es Amelia und Johannes schnell langweilig war, während Papa und Mama die Sonne genossen. Marks Rock war größer als Port Trust, es gab eine richtige kleine Altstadt und die Burg war schön hergerichtet worden. Und es gab das Piratenmuseum. Johannes war der Familie während der gesamten Museumstour ein oder zwei Ausstellungsräume voraus, bestaunte die Wachsfiguren berühmter Piratenfiguren mit ihren weiten Hemden und Pluderhosen, den Augenklappen und krummen Säbeln, Messern und altertümlichen Gewehren.
»Das sind Musketen und keine Gewehre«, korrigierte Johannes.
»Dann sind das hier die Musketiere?«, fragte Amelia mit zusammengekniffenen Augen und blickte die Piratenfiguren streng an. An Amelias Logik war zumindest soviel dran, dass Johannes keine gute Gegenantwort hatte. Außer dass er sich ziemlich sicher war, dass es doch Piraten waren.
Es gab kleine Modellboote von Piratenschiffen zu sehen und viele Dinge aus dem goldenen Zeitalter des karibischen Piratentums, wie spanische Goldmünzen und alte Kaperbriefe, die in schwungvoll gemalten Buchstaben der Piratenbande gestatten, im Namen des Königs feindliche Schiffe zu überfallen.
Papa schaffte es kaum, Johannes wieder einzufangen. »Wenn Du uns davonläufst, müssen wir uns erst wieder lange suchen, und dann wird die Zeit bis zur Rückfahrt total knapp.«
»Hast Du den Piraten Blackbeard gesehen mit seinen funkelnden Augen?« Johannes schwenkte einen ausgedachten Säbel in seiner Hand und griff eine Figur an.
Papa warf die Hände in den Himmel. »Erde an Johannes! Bleib in der Nähe!«
In einem speziell gesicherten Raum, vor dem zwei ernste und bewaffnete Soldaten in weißer Uniform standen, waren verschiedene Juwelen hinter dickem Glas ausgestellt. Amelia und Johannes staunten über eine goldene Krone, die über und über mit roten, blauen, weißen und grünen Edelsteinen besetzt war. Sie war nicht eindrucksvoll, wie die Englische Krone, die sie im Tower of London bestaunt hatten. Aber: »Eine echte Königskrone, wow!«, meinte Johannes anerkennend. Amelia knuffte Johannes halbherzig. »Kann doch auch einer Königin gehören, oder?«
Im kleinen Hafenbecken der Burg, geschützt von Wind und Wellen, lag das restaurierte Piratenboot zur Besichtigung. Leider war die Zeit fast um, so dass eine Trennung vereinbart wurde. Amelia und Johannes durften das Boot inspizieren, während Mama und Papa durch die Stadt schlendern wollten.
»Wenn ihr fertig seit, treffen wir uns auf dem Platz vor der Burg bei dem großen Brunnen. Kauft euch eine Cola oder ein Eis und wartet. Wir sind gegen drei Uhr zurück.«
Amelia fragte: »Gehen wir dann essen?«
Papa beruhigte sie: »Die Zeit reicht uns. Das Boot zurück geht um fünf Uhr. Vertragt euch, hör auf deine Schwester, Johannes.«
Johannes maulte, aber der Wille ein echtes Piratenschiff zu besichtigen, war stärker als der Drang Amelia zu ärgern.
Zunächst um zwei Uhr demonstrierte ein als englischer Kanonier verkleideter Museumsmitarbeiter einen Kanonenschuss. Das Rohr wurde umständlich mit allerlei Gestopfe präpariert, natürlich ohne Kugel. Dann bat er die anwesenden Touristen sich die Ohren zuzuhalten und die Münder zu öffnen. Trotz der Dämpfung durch die Hände, dröhnte der Schuss über das Meer wie ein gigantischer Faustschlag in den Magen. Beide Geschwister mussten anerkennen: eindrucksvoll.
Dann gingen sie die steinernen Treppen zum Burghafen herunter und betraten über eine breite Holzgangway das Schiff. Johannes stand auf dem Hauptdeck und schaute nach oben. Das Schiff war etwas größer als das Schiff aus seinem Traum; es gab auch ein kleines Krähennest auf dem Hauptmast. Plötzlich fiel ihm der Name wieder ein: »Der Schwarze Falke«, murmelte Johannes zu sich selbst und Amelia fragte: »Hast du was gesagt?« Die drei Masten zeigten steil in den Himmel, echt hoch, und Johannes war sich nicht sicher, ob er es wagen würde, in der Takelage nach oben zu klettern, geschweige denn in den Korb zu kriechen, wie er es im Traum gemacht hatte. Johannes war sich aber sicher, dass das Schiff aus seinem Traum zwei Masten gehabt hatte. Das Museumsschiff, die »Atlantic Mariner«, hatte natürlich keine Segel gesetzt, da es permanent im Hafen lag. Aber es zeigte, wie viele Segel gleichzeitig gerichtet werden mussten, wenn sich der Kurs änderte. Das sah ziemlich
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