Belisla Piraten 01: Piratenjunge
müssen wir beide mal ein richtiges Abenteuer erleben. So mit allem drum und dran. Schießereien, Verfolgungsjagden, Kämpfe, Safeknacken, schnellen Autos und tollen Mädchen.«
»Geht es eine Nummer kleiner? Achterbahn fahren oder so?«
Beide mussten losprusten.
Schweigend gingen und rollten die Freunde aus dem Schulhaus und die Allee hinunter.
»Erneut zu deinem Piratentraum, der dich immer wieder heimsucht.«
»Du solltest dich mit Mama zusammentun. Die lässt das auch nicht los.«
»Wusstest du, dass es den Begriff des ‚indianischen Realismus‘ gibt?« Ein typischer Richard der Dritte Einwurf.
»Hört dein Gehirn je auf zu arbeiten?«
»Es gab Indianerstämme, die glaubten, dass alles was man träumte wahr sei. Die Seele verließ den schlafenden Körper und wanderte in eine andere Welt, um dort dann andere Abenteuer zu bestehen.«
Johannes schmunzelte. »Das hört sich eher an wie eine Episode aus irgendeiner Science-Fiction-Serie. Eigentlich möchte ich nur, dass die Träume aufhören. Auch wenn sie sich wie ein echtes Abenteuer anfühlen, machen sie mir Angst. Ich kann gar nicht mehr richtig schlafen. Haben deine Indianer dagegen ein Mittel?«
Sie hielten an, Richard war zuerst zu Hause. »Dadurch, dass die Indianer beide Welten für echt hielten, war ein Mittel dagegen nicht nötig - es gehörte einfach zu ihrem Leben. Schreib mir von den Wellen und Muscheln.«
»Und du bastle bitte keine Atombombe in deinem Zimmer.«
Beide tickten ihre Fäuste aneinander, Richard rollte in den Laden seiner Eltern. Johannes winkte kurz Frau Schneider zu, die an der Kasse stand und ging weiter - für Abschiede waren beide zu erwachsen.
Kapitel 3 – Auf Reisen
»Port Trust ist eine Insel in der südlichen Karibik und gehört zur Belisla Inselgruppe. Port Trust heißt auf Deutsch ‚Hafen des Vertrauens‘ und war vor dreihundert Jahren ein wichtiger Handelsstützpunkt und aufgrund seiner geschützten Lage ein sicherer Ort vor Piraten und feindlichen Kriegsschiffen. Heute entspannen sich in Port Trust Touristen aus aller Welt, die dem Alltag und dem schlechten Wetter entfliehen wollen«, las Amelia aus dem Reiseführer vor, während Johannes sich die Zeit mit dem Spielcomputer vertrieb. Der Pilot hatte vor einigen Minuten die Landung in der Dominikanischen Republik angekündigt, dort musste Familie Gordon umsteigen - in ein kleineres Flugzeug, einen ‚Inselhüpfer‘.
Amelia fragte Papa: »Und was hatte Opa Adam mit Port Trust zu tun?«
Papa rollte die Augen, weil Amelia vermutlich die letzten zwei Monate nicht ein Wort von Papas und Mamas Geschichten gehört hatte. Der Urlaub hätte im Sommer stattfinden sollen, aber Opa war im Frühjahr schlimm krank geworden und war dann ins Krankenhaus gekommen. Und starb dann mitten in den Sommerferien. Johannes konzentrierte sich voll auf sein Spiel, damit er nicht zu traurig wurde. Denn Opa hatte lange bei ihnen in der Wohnung gewohnt und den Haushalt geschmissen, wo Mama und Papa beide arbeiteten. Johannes konnte sich nicht an ein Mittagessen erinnern, das ihm nicht geschmeckt hätte. Opa war ein Restaurantbesitzer gewesen und gelernt war gelernt. Auf jeden Fall waren die Sommerferien durch Opas Krankheit und Tod dahin gewesen, und Johannes fand, dass es die schlimmsten Ferien waren, die er je gehabt hatte. Schlimmer als der Sommer als er neun war und es nur geregnet hatte und es auf dem Wanderurlaub in den Bergen am fünften Juli geschneit hatte. Der ganzen Familie fehlte Opa. Das Blödeste war, dass man nicht über Opas Tod und Leben reden konnte, weil Mama dann schnell anfing zu weinen. Also tapste die ganze Familie Gordon wie auf Eiern beim Thema »Opa«. Johannes stahl einen Blick über Amelia und Papa hinweg in Richtung Mama, und die tat so, als ob sie in ihrem Buch las und Musik hörte.
»Papa! Sag!«, maulte Amelia und boxte Papa über den Gang hinweg.
Papa ließ sich dann natürlich nicht nochmals bitten und Johannes hörte wieder zu. Alles, was mit Opa zu tun hatte, war spannend. »Bevor Opa wieder nach Deutschland kam, hat er in Port Trust gelebt. Er hatte ein Haus dort, ein Boot und ein kleines Fischrestaurant. Er und Oma waren eine der ersten Familien, die auf der Insel Touristen zum Angeln und Schnorcheln durch die Gegend geschippert haben. Und Oma hatte dann die Fänge frisch gegrillt und dann im kleinen Restaurant serviert.«
»Gibt es das Restaurant noch?«
»Gibt es die Fische noch?«, äffte Johannes seine
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