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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Sah Charlie, der Madelyn eine Hand in den Nacken legte. Eine besitzergreifende Geste. Madelyn, die sich umdrehte und ihm einen Blick zuwarf. Kyle, über sein Glas gebeugt, der sein Bestes tat, um zu ignorieren, was da ablief, bis er es nicht länger ignorieren konnte.
    Er stand auf, und Charlie folgte ihm. Madelyn machte einen halbherzigen Versuch, dazwischenzugehen, aber Kyle schob sie sanft zur Seite.
    Lark wusste, dass die schnellste Methode, einen Kampf zu gewinnen, darin bestand, dem anderen die Nase zu brechen. Eine gebrochene Nase macht einen Mann fertig, nimmt ihm die ganze Kampfkraft. Charlie wusste das auch. Er ballte die Rechte zur Faust und stieß sie seinem Gegenüber ins Gesicht.
    Kyle sah sie kommen und duckte sich.
    Die Knochen der Hand sind empfindlich, die Schädelknochen weniger. Charlie zog die Faust mit einem Schrei zurück. Kyle schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu kriegen, machte dann einen lässigen Schritt nach vorn, schrammte mit dem Stiefel über die Holzdielen und zog dem alten Mann die Beine weg. Charlie landete auf dem Rücken und auf seiner verletzten Hand, stöhnte auf und rollte sich zusammen.
    Kyle griff hinter sich nach seinem Glas, leerte es und ging in Richtung Tür, wobei er Madelyn ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Sie starrte ihn finster an. »Verdammt noch mal, Kyle«, knurrte sie, folgte ihm aber hinaus, nachdem sie dem alten Mann einen denkbar kurzen Blick zugeworfen hatte.
    Lark verließ die Bar wenige Minuten später. Da hatten ein paar der Ortsansässigen Charlie schon wieder auf seinen Barhocker geholfen, ein Taschentuch um seine Knöchel gebunden und ihm ein frisches Bier bestellt.

    Dunkelheit unter den Birken. Lark erreichte die Blockhütte, fuhr daran vorbei und parkte am Wegrand. Er stellte den Motor des Chevy ab und wartete. Auf dem Sitz neben ihm lag ein Montierhebel.
    Charlies Pick-up tauchte um ein Uhr morgens auf und kam auf dem Rasen zum Stehen. Der alte Mann stolperte den gepflasterten Weg hinauf und betrat die Hütte. Lark stieg mit dem Montierhebel in der Hand aus, ging zur Veranda und holte den Schlüssel unter dem Blumenkübel hervor.
    Die Tür quietschte in den Angeln, als er sie öffnete, aber nicht laut genug, um die Aufmerksamkeit des alten Mannes zu erregen. Als Lark eintrat, war er nirgendwo zu sehen. Eine Tischlampe warf ihren Schein auf das Sofa und den Fernseher. Auf ein Paar abgetragene Schuhe, das achtlos auf dem Teppichboden lag.
    Lark sah, wie sich der Widerschein der Lampe in der dunklen Scheibe hinter dem Sofa spiegelte, und durchquerte schnell den Raum, um die Vorhänge zuzuziehen. Als er am Fenster stand, hörte er das Rauschen einer Wasserspülung, sprang, ohne nachzudenken, über das Sofa und presste sich an die Wand neben der Badezimmertür.
    Mit dem Montierhebel in der erhobenen Hand wartete er darauf, dass sich die Tür öffnete. Eine Minute verging, dann zwei. Von seinem früheren Besuch her wusste er, dass das Badezimmerfenster ein Quadrat aus Mattglas war und zu klein, als dass ein Mann hätte hindurchklettern können. Charlie stand offenbar auf der anderen Seite der Tür und wartete.
    Lark sagte: »Sie können auch rauskommen. Woher wissen Sie, dass ich da bin?«
    Ein kurzes Zögern, und dann kam die Stimme des alten Mannes durch die Tür. »Sie stampfen herum wie ein Elefant. Wer sind Sie? Ein Freund von Scudder?«
    »Ich weiß nicht, wer das ist.«
    »Kyle Scudder. Sind Sie einer seiner Kumpel?«
    »Nein, aber ich habe gesehen, was er in der Bar mit Ihnen gemacht hat. Sie sollten Ihre Hand untersuchen lassen. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Sind Sie Arzt?«
    »Ich kenne mich mit Erster Hilfe aus.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Verschwinden Sie, bevor ich die Bullen rufe.«
    »Das Telefon steht hier draußen.«
    »Ich habe ein Handy.«
    Lark betrachtete das ramponierte Sofa, den verschlissenen Teppichboden, die ausgetretenen Schuhe.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er.
    Durch die Tür konnte er gedämpfte Geräusche hören. Den Atem des alten Mannes. Das Arzneischränkchen, das geöffnet, dann leise wieder geschlossen wurde.
    »Also gut, ich komme raus.«
    Lark ließ den Montierhebel sinken und trat vor die Tür, drehte sich so, dass seine rechte Schulter nach vorne zeigte. Er stemmte die Füße in den Boden, wartete darauf, dass sich der Türknopf drehte und warf sich dann mit aller Kraft gegen die Tür.

2
    »Das Rasiermesser wird Ihnen auch nicht helfen«, sagte Lark.
    »Leck mich am Arsch.«
    Der alte Mann saß auf dem

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