Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
jede von Zafids Bewegungen. Was habe ich denn erwartet? dachte sie. Dass ich das gähnende schwarze Loch in meinem Innern durch einen kurzen Moment der Leidenschaft füllen kann? Wie habe ich nur glauben können, diesmal wäre es etwas Besonderes? Sie taugte einfach nicht für Beziehungen. Egal welcher Art.
Als sie Zafid auf den Zeltausgang zugehen sah, platzte Bella gegen ihren Willen heraus: „Wo gehst du hin?“
Sekundenlang duellierten sie sich mit Blicken, dann steckte Zafid den Dolch in den Gürtel seiner Robe. Bellas Herz schlug bis zum Hals.
„Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“, flüsterte sie heiser und hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt.
Ohne ihr zu antworten, wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort.
„Wage es nicht, mich hier so zurückzulassen!“, platzte sie unbeherrscht heraus.
Zafid blieb stehen, doch es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er sie anschaute. Und das tat er mit einem Blick, der ihr Blut gefrieren ließ.
„Es war … ein Fehler“, sagte er schwer.
„Endlich sind wir einmal einer Meinung.“ Ihre Stimme klang wie geborstenes Glas. Im Bestreben, wenigstens einen Rest Würde zu bewahren, griff sie nach dem Laken und zog es über sich. „Es war dein Fehler …“
„Du hättest mir widerstehen können.“
„Wie? Du bist kein Mann, der ein Nein als Antwort akzeptiert, oder?“
Zafid zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen. „Wenn du Nein gesagt hättest, wäre nichts geschehen.“
Ihr Gesicht färbte sich scharlachrot. Hätte sie ihm vielleicht gestehen sollen, dass sie gar nicht in der Lage gewesen war zu denken, geschweige denn, ihn zurückzuweisen? „Du bist der Scheich. Soviel ich weiß, ist es nicht erlaubt, dir zu widersprechen“, rettete sie sich in Ausflüchte.
„Seit wann halten dich Verbote ab, wenn du etwas haben willst?“, konterte er zynisch. „Aber keine Sorge, es wird nie wieder geschehen.“
Hatte sie sich eben tatsächlich noch schön und begehrt gefühlt? Und geglaubt, einen besonderen, magischen Moment zu erleben?
„Bestens!“, sagte sie schnippisch und erstickte fast an dem Kloß in ihrem Hals.
6. KAPITEL
„Ich habe noch nie einen One-Night-Stand gehabt, Amira.“ Seufzend lehnte Bella die Stirn gegen den warmen Hals der Stute. „Die Klatschblätter schreiben diesen Mist über mich nur, um ihre Auflagen zu erhöhen. Und ich spiele einfach mit. Wenn sie wüssten, wie dürftig meine Erfahrung auf diesem Gebiet tatsächlich ist, würden sie mich nur noch mehr an den Pranger stellen!“
Die Stute wieherte leise und knabberte auffordernd an Bellas Schulter.
„Leider darf ich dich nie wieder für einen Ritt ausleihen, meine Schöne. Erinnerst du dich noch ans letzte Mal? Da habe ich uns beide fast umgebracht. Um mich wäre es nicht wirklich schade gewesen, aber du bist etwas ganz Besonderes …“
Mit schwimmenden Augen rieb sie ihre Stirn an Amiras warmem Fell und horchte auf, als in der Ferne Huftritte erklangen. Natürlich wusste sie, wer sich der Oase näherte, zwang sich aber, ruhig stehen zu bleiben und sich nicht umzudrehen.
Auch nicht, als Zafid seinen Hengst dicht hinter ihr vorbei lenkte.
„Netten Ausritt gehabt … Eure Hoheit?“
„Mein Name ist Zafid.“
Langsam drehte sie sich um. „Verstehe … ein besonderes Privileg. Nachdem wir Sex hatten, darf ich dich also beim Vornamen nennen.“
Zafid beruhigte den nervös tänzelnden Hengst und musterte Bella mit kaltem Blick. „Du bist ganz schön schnippisch.“
„Tut mir leid, ich habe nicht die leiseste Idee, wie man sich in so einer Situation verhält.“ Mit einer heftigen Bewegung strich sie ihre widerspenstige blonde Mähne aus dem Gesicht und hob das Kinn. „Wäre das in der Stadt passiert, hätten wir uns nie wieder begegnen müssen, aber …“
„So etwas könnte in Al-Rafid gar nicht geschehen, weil ich dort niemals vergessen würde, wer ich bin. Und schon gar nicht würde ich meine Pflichten und Verantwortung vergessen.“
Darauf zuckte sie hilflos mit den Schultern. „Tut mir leid, dass du meinetwegen deine Pflichten …“
Seine herrische Geste ließ sie verstummen. „Das muss es nicht“, sagte Zafid heiser und seufzte. „Du warst einfach unglaublich, habibati .“
Einen Augenblick dachte sie, sich verhört zu haben. „Wie bitte?“
Er schien sich einen Ruck geben zu müssen. „Du musst wissen, dass ich ein sehr disziplinierter Mann bin. Ich bin es einfach nicht gewohnt, die Kontrolle über mich zu
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