Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
Platschen an ihr Ohr drang, hörte sie auf zu fächeln und reckte den Hals. Zwischen Palmzweigen hindurch konnte sie Kopf und Schultern des Scheichs sehen, der mit kräftigen Schwimmstößen den Pool durchpflügte.
Was für ein Mann! Sicher würde er ausrasten, wenn er mich hier sehen könnte …
Er war so komplett anders als die blassen, aristokratischen Typen, die sie sonst umgaben. Nicht nur äußerlich, sondern auch vom Charakter und Verhalten her. Und er war schrecklich ernst.
Erneut blieb ihr improvisierter Fächer mitten in der Luft hängen, während Bella nachdachte. Viel zuernst, entschied sie schließlich. Und damit nicht ihr Typ. Warum saß sie dann hier rum und beobachtete ihn? Sie wusste es nicht. Nervös schaute sie um sich, bis ihr Blick auf seine abgelegte Robe fiel …
Plötzlich kam ihr eine Idee! Leise schlich sie sich an das Kleidungsstück heran, schob ihre Hand zwischen die Falten und tastete so lange herum, bis sich ihre Finger um einen kühlen Metallgriff schlossen.
Der Dolch! Genau auf den hatte sie es abgesehen!
Langsam zog sie ihn heraus und richtete sich auf.
„Was machen Sie da?“, donnerte eine tiefe Stimme hinter ihr.
Bis ins Mark erschrocken presste Bella eine Hand auf ihr wild hämmerndes Herz und versuchte, die Waffe zu verbergen. „Ich … ich wollte …“
„Was haben Sie mit meinem Dolch vor?“
Wie gestern war er nackt und hatte nur ein Handtuch um seine Hüften geschlungen. Sie musste sich unbedingt auf sein Gesicht konzentrieren, wenn sie etwas Vernünftiges hervorbringen wollte. Ohne zu blinzeln, schaute sie zu ihm hoch und schob kämpferisch das Kinn vor.
„Verstehe …“ Seine Stimme war nur noch ein Grollen. „Da Ihre Verführungskünste versagen, wollen Sie auf eine andere Weise versuchen, mich loszuwerden!“
„Wie bitte?“ Es dauerte einen Moment, bis Bella dämmerte, was der Scheich damit andeuten wollte. „Lieber Himmel! Und ausgerechnet Sie werfen mir eine blühende Fantasie vor?“ Nach dem ersten Schock konnte sie sich kaum halten vor Lachen. „Ich … ich habe mir den Dolch doch nur kurz ausleihen wollen.“
„Ausleihen!“ , echote er zynisch. „Fällt Ihnen denn gar nichts Neues ein? Wofür überhaupt ausleihen ?“
Bella hob das Kinn nur noch höher. „Als Spiegel“, erklärte sie hoheitsvoll.
„Als Spiegel?“
„Ja! Die Klinge ist aus poliertem Metall, und ich habe seit über zwei Wochen in keinen Spiegel geschaut! Ich wollte nur sehen, ob der entstandene Schaden überhaupt noch zu reparieren ist.“
Zafid nahm ihr den Dolch aus der herabhängenden Hand und starrte ihn an. „Ein Spiegel …“
„Für Sie mag die Wüste der Himmel sein, Eure Hoheit … für mich ist es die Hölle! Nichts von dem, was normalerweise meinen Tag ausfüllt, kann ich hier tun.“
„Sie verbringen Ihre Tage vor dem Spiegel?“
Sein abfälliger Ton kränkte Bella derart, dass sie heftig mit dem Fuß aufstampfte. „Versuchen Sie doch erst einmal, in meine Haut zu schlüpfen, bevor Sie mich derart abkanzeln! Verlasse ich das Haus ohne Make-up, werde ich auf Schritt und Tritt gefragt, ob ich krank bin, Drogen nehme oder bereits auf dem Weg ins Krankenhaus bin. Was immer ich trage, es wird kritisiert. Und Menschen können sehr erfinderisch sein, was versteckte Gemeinheiten betrifft.“
„Von wem reden Sie? Wer sind diese Menschen?“
Das brachte sie in Verlegenheit. Auf keinen Fall wollte sie zu viel von sich preisgeben. „Freunde … Familie …“
„Ihre Freunde und Familienangehörigen kritisieren und beleidigen Sie?“, vergewisserte er sich noch mal.
„Ach, wie auch immer …“ Plötzlich lief sie Gefahr, in das Loch zu fallen, das sie sich selbst gegraben hatte. „Was ich eigentlich sagen wollte … es ist mir quasi zur zweiten Natur geworden, regelmäßig in den Spiegel zu schauen … nur, um zu sehen, ob ich über Nacht einen schwarzen Fleck auf der Nase bekommen habe“, schloss sie in heiterem Ton.
„Und wenn es so wäre?“
„Dann würde ich einfach im Bett bleiben.“
„Ihr Leben ist wirklich bizarr.“ Zafid schüttelte den Kopf. „Sie sollten aufhören, ständig über Ihr Äußeres nachzudenken und lieber etwas Demut lernen. Und Gehorsam. Ich habe Ihnen befohlen, das Zelt nicht zu verlassen und mich nicht zu beobachten. Halt stopp!“, sagte er, als er sah, wie Bella zum Protest anhob. „Versuch nicht, mich herauszufordern, habibati … du würdest in jedem Fall verlieren.“
Ihre Augen wurden ganz schmal. „Ich
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