Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
Nächte in Zafids Armen hielt Bella es schon lange vor Sonnenaufgang nicht mehr im Zelt aus. Sie hungerte nach den sanften Farben und der unendlichen Weite der Wüste.
Und nach Zafids Nähe …
Wenn sie nicht gerade miteinander schliefen oder ausritten, kühlten sie ihre erhitzten Körper im Pool, tranken Tee, aßen Datteln und redeten.
Noch nie hatte sie sich so wohl und so frei gefühlt.
Bella beugte sich weit über Amiras Hals, um ihr Gewicht nach vorn zu verlagern und so noch mehr Tempo zu gewinnen. Längst hatte sie sich an die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten gewöhnt und wusste genau, wie sie die Stute vor möglichen Verletzungen schützen konnte.
Zafid war ein fantastischer Lehrer. Wie ein durstiger Schwamm saugte Bella alles auf, was er ihr über die Wüste erzählte.
Sie konnte es selbst kaum fassen, dass sie überhaupt so lange ohne eine engere Verbindung zur Natur hatte leben können. Denn als Kind war sie ein ausgesprochener Wildfang gewesen und hatte sämtliche Dorfjungen im Umkreis von Balfour Manor in verbotenen Pferderennen geschlagen.
„Du liebst die Wüste sehr, nicht wahr?“, fragte sie lächelnd, als sie zu ihm aufgeschlossen hatte. Hoch aufgerichtet und unbeweglich wie eine bronzefarbene Statue saß Zafid auf seinem schwarzen Hengst und schaute zum Horizont, der noch im Frühdunst lag.
„Es ist der einzige Platz, an dem ich ich selbst sein darf, ohne mich vor irgendjemand rechtfertigen zu müssen.“
„Aber du bist doch der Scheich! Kannst du ihnen nicht sagen, sie sollen dich in Ruhe lassen? Immerhin bist du es doch, der die Regeln aufstellt, oder?“
„So einfach ist das nicht“, sagte er ruhig. „Ich trage eine große Verantwortung und habe Verpflichtungen meinem Volk und meiner Familie gegenüber.“
Familie! Verantwortung! Verpflichtungen!
Alles Schlagworte, die ihr Vater ihr und ihren Schwestern nach dem letzten Skandal wiederholt versucht hatte einzuhämmern! Und von denen sie nie gedacht hätte, sie ausgerechnet hier, jenseits von nirgendwo, erneut vorgebetet zu bekommen!
„Du darfst dabei aber nicht vergessen, auch an dich zu denken.“
„Darum nehme ich mir ja regelmäßig diese Auszeit. Hier, trink.“ Er hielt ihr die Wasserflasche hin, und Bella nahm einen tiefen Zug.
„Eine knappe Woche …“, hielt sie ihm ironisch vor. „Meinst du nicht, dass du damit etwas übertreibst?“, neckte sie ihn und versuchte, das flaue Gefühl zu ignorieren, das sich plötzlich in ihrem Magen breitmachte.
Vier Tage davon sind schon um! Damit bleibt uns nur noch einer …
„Warum musst du dich neben allem anderen auch noch um deine Familie kümmern?“ War das etwa ein Stich von Eifersucht, den sie gerade in ihrem Magen spürte?
„Unsere Eltern sind gestorben, als ich noch ziemlich jung und meine Geschwister sehr klein waren. Seitdem verlassen sie sich auf mich.“
„Jeder scheint sich auf dich zu verlassen“, stellte Bella fest und gab ihm die Flasche zurück. „Warum heiratest du nicht, wenn du so viel für Familie übrig hast? Willst du denn gar keine eigenen Kinder?“
„Meine Wünsche haben hinter meinen Pflichten anzustehen.“ Jetzt war er wieder ganz Scheich und Bella schrecklich fremd. „Wenn es nur nach mir ginge, würde ich niemals heiraten. Da es aber meine Pflicht ist, werde ich mir eines Tages eine Gemahlin suchen müssen … und ja, natürlich werden wir auch Kinder haben.“
„Wow!“, murmelte Bella sarkastisch. „Bei dem Enthusiasmus wirst du dich vor Angeboten kaum retten können! Bestimmt musst du auch darauf achten, dass deine zukünftige Gemahlin das richtige Blut und die richtige Erziehung hat, oder?“
„Selbstverständlich.“
Womit ich schon einmal nicht infrage komme!
„Und was ist, wenn du sie nicht liebst?“, wollte sie wissen.
Zafid kniff die dunklen Brauen zusammen. „Liebe hat mit einer derartigen Verbindung nichts zu tun. Ich werde sicherstellen, dass es jemand sein wird, den ich respektieren und bewundern kann. Das genügt.“
„Und sie wird dich natürlich wegen deiner Stellung nehmen.“ Klang das etwa bitter? Egal! Bella dachte daran zurück, was Olivia und sie in jener schrecklichen Ballnacht herausgefunden hatten … über das Verhältnis ihrer Eltern – beziehungsweise das streng gehütete Geheimnis ihrer verstorbenen Mutter.
„Und was ist mit den Kindern?“, fragte sie gepresst. „Was werden sie davon halten, wenn sie erst groß genug sind? Denkst du, es tut ihnen nicht weh, wenn sie herausfinden,
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