Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
heftig. „Ich habe nicht sehr viel Zeit mit Lillian verbracht, aber sie war ein guter, liebenswerter Mensch. Und einen Ehemann wie meinen Vater hatte sie nicht verdient. Wie du siehst, ist es in meiner Familie gar nicht so leicht, eine Heilige zu sein.“
Noch immer hielt Zafid sie fest an seine breite Brust gedrückt und wiegte Bella hin und her wie ein kleines Kind. „Dein Vater hat dich also in die Wüste geschickt, nachdem du herausgefunden hattest, dass deine Mutter eine Affäre hatte und deine kleine Schwester gar nicht von ihm ist?“
„Ich … ich sollte über mein Benehmen auf dem Ball nachdenken.“ Bella imitierte Oscars Stimme nahezu perfekt. „Eine Balfour muss darauf achten, den Familiennamen nicht durch ungebührliches Benehmen, rücksichtsloses Verhalten oder kriminelle Aktivitäten gegenüber anderen in Verruf zu bringen …“
„Und diese Regel solltest du in der Wüste verinnerlichen?“
„Bis ich Amira gestohlen habe, war ich zumindest nie in kriminelle Tätigkeiten verstrickt, das musst du mir glauben!“, flüchtete Bella sich in Galgenhumor, da ihre Tränen erneut zu fließen drohten.
„Dein Vater hätte dich niemals so einfach fortschicken dürfen.“
Als hätte jemand die Luft aus einem Ballon gelassen, sackte Bella plötzlich in sich zusammen. „Ich … es war meine Schuld. Ich habe mich wirklich grauenhaft benommen …“, flüsterte sie. „Am Tag des jährlichen Wohltätigkeitsballs auf Balfour Manor beschlossen Olivia und ich aus einem unerfindlichen Grund, die Sachen unserer verstorbenen Mutter durchzusehen und entdeckten dabei ein Tagebuch, das niemandem zuvor in die Hände gefallen war.“
„Und so hast du von der Affäre deiner Mutter erfahren?“ Zafid setzte sich auf einen Strohballen in einer Ecke der Pferdebox und klopfte einladend auf den freien Platz neben sich.
Wer hätte gedacht, dass er so ein guter Zuhörer sein konnte?
Bella entspannte sich etwas und folgte seiner stummen Aufforderung. „Ja, plötzlich ergab alles einen Sinn. Ich war immer sehr stolz darauf gewesen, wie meine Mutter auszusehen. Ich hielt es für ein besonderes Band, das uns auch nach ihrem Tod noch miteinander verband …“
„Bella …“ Er wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie wehrte ihn ab.
„Wenigstens habe ich so endlich erfahren, warum mein Vater meinen Anblick kaum erträgt. Natürlich wollte ich mit niemandem darüber reden und die schreckliche Wahrheit besonders vor Zoe geheim halten …“
„Aber damit war deine Schwester Olivia nicht einverstanden?“
„Tja, Olivia ist so etwas wie unser Familienmoralapostel! Sie ist ständig bestrebt, das Richtige zu tun, selbst wenn sie damit ein Riesenchaos verursacht. Sie besteht nur aus Pflichterfüllung und Verantwortungsgefühl. Ihr beide würdet perfekt zusammenpassen. Habe ich schon erwähnt, dass wir keine eineiigen Zwillinge sind?“, schob sie schnell nach, bevor Zafid jegliche Wesensgleichheit zu ihrer Schwester leugnen konnte.
„Wie auch immer …“, Bella seufzte und rieb ihre Stirn, „Olivia fühlte sich verpflichtet, Zoe über die Wahrheit aufzuklären. Ich war dagegen, und Olivia behauptete wütend, ich wäre wie unsere Mutter. Da habe ich ihr eine Ohrfeige verpasst.“
„Du hast deine Schwester geschlagen?“
„Schockierend, oder?“ Es hatte flapsig klingen sollen, doch schon im nächsten Moment hielt Bella die Hand vor den Mund, um ein Schluchzen zu ersticken. „Ich … ich habe immer wieder versucht, sie anzurufen, um mich zu entschuldigen. Doch wie du bereits weißt, weigert sie sich, mit mir zu sprechen.“
„Du warst verstört, Bella, und …“
„Versuch nicht, mich zu entschuldigen!“, fuhr sie auf. „Was ich getan habe, ist unverzeihlich. Dabei war das noch nicht einmal das Schlimmste. Was wir nicht wussten, war, dass sich Paparazzi eingeschlichen und heimlich unter die Partygäste gemischt hatten. Einer bekam den Disput zwischen Olivia und mir mit, und so erfuhr die arme Zoe die Wahrheit über ihre Geburt am nächsten Tag aus der Klatschpresse!“
Eine Zeit lang blieb es sehr still zwischen ihnen, dann seufzte Zafid und griff erneut nach Bellas Hand, die sie ihm diesmal überließ. „Ist dir eigentlich mal der Gedanke gekommen, dass dein Vater dich hierher geschickt haben könnte, um dich zu beschützen?“
Sie lachte bitter auf. „Oh, nein, er wollte mich bestrafen! Er wusste sehr gut, dass es das Schlimmste für mich ist, mit meiner Schuld ganz allein zu sein. Zu Hause hätte ich
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