Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
mich in wilde Partys und Alkohol geflüchtet, nur um zu verdrängen und zu vergessen. Hier musste ich darüber nachdenken, was ich getan habe. Es war eine verdiente Strafe.“
„Du bist sehr hart zu dir selbst. Die Situation, in die du und deine Schwester geraten sind, wäre für niemanden leicht zu bewältigen gewesen.“
„Für Olivia gibt es nur schwarz und weiß. Sie hat nie Probleme, sich zu entscheiden.“
„Das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß.“
„Besonders in der Wüste nicht!“, sagte Bella in gewollt leichtem Ton, stand auf und streckte die schmerzenden Muskeln. „Dort gibt es alle Farben, besonders aber Rot und Gold. Und soll ich dir etwas Lustiges sagen? So sehr mich die Wüste anfangs auch abgestoßen hat, so sehr liebe ich sie inzwischen. Mir gefällt das freie Leben hier, ohne alberne Partys und aufdringliche Paparazzi. Hier bin ich nicht Bad Bella Balfour.“
Übergangslos wurde sie wieder ernst und schaute Zafid offen an. „Und ich übe keinen schlechten Einfluss auf deinen Bruder, deine Schwester oder deine Angestellten aus, wie du offensichtlich befürchtest.“
„Rachid ist halb verliebt in dich.“
„Nur halb?“, fragte sie schnippisch, obwohl schon wieder erste Tränen flossen. „Dann muss ich meine berühmte Anziehungskraft verloren haben. Vielleicht sollte ich mir doch öfter die Haare waschen.“
Plötzlich war ihr alles zu viel. Da saß der Mann, der Tag und Nacht ihre Gedanken und Träume beherrschte, so dicht vor ihr und sie durfte ihn nicht berühren. Getrieben von unbezwingbarem Verlangen streckte Bella die Hand aus und legte sie auf Zafids dunkle Wange. „Ich habe dich schrecklich vermisst“, flüsterte sie rau.
Sie fühlte seine Anspannung und wartete zitternd auf eine Antwort. Doch seine spürbare Zurückhaltung war demütigender als jedes Wort, das er hätte sagen können. Bevor sie sich noch mehr zur Närrin machen konnte, wandte Bella sich um, verließ die Box, hielt die Tür weit auf und machte eine auffordernde Geste in Zafids Richtung.
„Ich denke, du solltest gehen. Amira braucht ihre Ruhe. Wie gesagt, ich habe dich vermisst, weil ich unbedingt loswerden wollte, wie gut ich inzwischen in meinem Job bin. Ich helfe sogar, Batal zu trainieren, und habe von den Jockeys schon manches Lob einstecken können.“
Da Zafid immer noch nicht reagierte, legte sie den Kopf schief und lächelte ihm aufmunternd zu. „Er macht sich wirklich gut, Zafid.“
Langsam stand er auf und blieb dicht vor Bella stehen. „Ja, ich bin wirklich überrascht, dass Hassan so problemlos mit ihm zurechtkommt“, ging er etwas schwerfällig auf Bellas offensichtliches Bemühen ein, das Thema zu wechseln.
„Oh, Hassan ist ein fantastischer Reiter“, bestätigte Bella, ging wie selbstverständlich an Zafid vorbei zurück in Amiras Box und schloss die Tür zwischen ihnen. „Das Rennen ist in einer Woche, und ich bin ehrlich gesagt froh, wenn es vorbei ist.“
Und ich muss dieses Rennen gewinnen! Egal, ob du mich willst oder nicht!
Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie dafür sorgen, dass sie niemanden im Stich ließ.
„Gute Nacht, Zafid … und denk daran, dich bei den Wachen abzumelden …“
9. KAPITEL
„Bella, du kannst den Hengst unmöglich während des Rennens reiten! Das ist viel zu gefährlich!“
Sämtliche Jockeys umringten sie und redeten gleichzeitig auf sie ein.
„Habt ihr einen besseren Vorschlag?“ Bella zwängte ihre Füße in die engen Reitstiefel und versuchte, nicht an Zafid zu denken. Gerüchteweise war er für zwei Tage nach Europa geflogen, um sich dort nach einer passenden Prinzessin als zukünftige Ehefrau umzuschauen. Nie zuvor in ihrem Leben hatte Bella einen derart heftigen Schmerz empfunden wie bei dieser Nachricht.
Jetzt wollte sie nur noch eins. Das verdammte Rennen gewinnen, um Amira zu retten. Und danach wollte sie sich ihre hoffnungslose Liebe zum Besitzer der Stute aus dem Herzen reißen und endlich ein eigenes, selbstbestimmtes Leben beginnen.
„Ich bin genauso groß wie Hassan, sodass man ihn für Batals Reiter halten wird.“
„Spätestens im Ziel wird dein Geheimnis gelüftet!“, warf einer ein.
„Auch daran habe ich gedacht“, sagte Bella beherrscht. „Ich werde dafür sorgen, dass Batal nicht hinter der Ziellinie stoppt, sondern bis zu den Ställen durchgaloppiert. Das ist ohnehin eine Marotte von ihm, also wird keiner besonders irritiert sein. Und im Stall wartest du, Hassan, und trittst an meine Stelle, während
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