Belladonna
der seine. Vielleicht hatte Gordon ja nur geraten, aber vielleicht suchte er auch die Möglichkeit zu einem Geständnis.
Lena fragte: «Hast du sie vergewaltigt?»
«Vielleicht», sagte Gordon. Er schaukelte mit dem Stuhl vor und zurück, wie ein kleiner Junge, der Aufmerksamkeit erregen möchte. «Vielleicht hab ich sie auch gefickt. Wollen Sie wissen, wie?»
«Klar doch», sagte Lena. Sie legte die Zeitung beiseite und schlug die Arme übereinander. «Warum erzählst du es mir nicht?»
Gordon beugte sich zu ihr. «Sie war auf der Toilette, stimmt's?» «Das musst du mir schon sagen.»
«Sie wusch sich die Hände. Da bin ich reingegangen und hab sie in den Arsch gefickt. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie auf der Stelle tot umgefallen ist.»
Lena stieß einen tiefen Seufzer aus. «Was Besseres fällt dir nicht ein?»
Er wirkte beleidigt. «Nein.»
«Warum erzählst du mir nicht auch, was du Julia Matthews angetan hast?»
Er lehnte sich nach hinten gegen seine Hände. «Nichts hab ich ihr angetan.»
«Und wo ist sie?»
Er zuckte die Achseln, «Wahrscheinlich tot.» «Warum sagst du das?»
Er lehnte sich vor und drückte den Brustkorb gegen die Tischkante. «Sie hat schon früher mal versucht, sich umzubringen.»
Lena zögerte keinen Moment. «Weiß ich. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt.»
«Stimmt.» Gordon nickte, aber Jeffrey konnte auch die Überraschung in seinem Gesicht erkennen. Jeffrey war ebenfalls überrascht, obwohl es durchaus einleuchtete. Frauen, die sich das Leben nehmen wollen, neigen eher dazu, sich die Pulsadern aufzuschneiden, als eine andere Methode zu wählen. Lena hatte nur eine begründete Vermutung ausgesprochen.
Sie blieb am Ball: «Sie hat sich letzten Monat die Pulsadern aufgeschnitten.»
Er schien die Ohren zu spitzen und sah sie seltsam an. «Woher wissen Sie das?»
Lena seufzte abermals und nahm die Zeitung wieder zur Hand. Sie öffnete sie mit Schwung und begann zu lesen.
Gordon schaukelte wieder auf seinem Stuhl hin und her.
Lena blickte nicht von ihrer Zeitung auf. «Wo ist sie, Ryan?»
«Weiß ich nicht.»
«Hast du sie vergewaltigt?»
«Ich brauchte sie gar nicht zu vergewaltigen. Die war doch ein verdammtes Schoßhündchen mit Schlabberzunge.» «Du hast dir von ihr einen blasen lassen?» «Sie sagen es.»
«Anders kriegst du wohl keinen hoch, was, Ryan?»
«Scheiße!» Er ließ die Stuhlbeine auf den Boden krachen. «Sie sollten eigentlich doch gar nicht mit mir reden.»
«Wieso?»
«Weil das hier inoffiziell ist. Ich kann sagen, was ich will, und es hat keine Konsequenzen.»
«Was willst du denn sagen?»
Seine Lippen zuckten. Er beugte sich noch weiter vor, und aus Jeffreys Blickwinkel sah es fast so aus, als sei Gordon an allen vieren zusammengebunden.
Gordon flüsterte: «Vielleicht möchte ich ja noch ein bisschen über Ihre Schwester reden.» Lena ignorierte ihn.
«Vielleicht möchte ich darüber reden, wie ich sie zu Tode geprügelt habe.»
«Du siehst nicht wie einer aus, der mit einem Hammer umgehen kann.»
Das schien ihn erbost zu machen. «Kann ich aber», versicherte er. «Ich hab ihr den Schädel eingeschlagen, und dann hab ich sie mit dem Hammer gefickt.»
Lena blätterte um. «Und wo hast du den Hammer gelassen?»
Er sah sie selbstgefällig an. «Das möchten Sie wohl gern wissen.»
«Was hat denn Julia so getrieben, Ryan?», fragte Lena beiläufig. «Mit anderen rumgemacht? Vielleicht hat sie ja einen richtigen Mann gefunden.»
«Erzähl keinen Scheiß, blöde Kuh», knurrte Gordon sie an. «Ich bin ein richtiger Mann.»
«Ja doch.»
«Nehmen Sie mir die Handschellen ab, und ich beweis es.»
«Darauf möchte ich wetten», sagte sie, und an ihrem Tonfall war zu erkennen, dass sie sich nicht im Geringsten bedroht fühlte. «Warum hat sie dich denn zum Narren gehalten?»
«Hat sie ja gar nicht», sagte er. «haben Sie das von dieser Schlampe Jenny Price gehört? Die hat doch von nichts 'ne Ahnung.»
«Auch nicht davon, dass Julia dich verlassen wollte? Davon, dass du sie die ganze Zeit verfolgt hast und sie einfach nicht zufrieden lassen wolltest?»
«Geht es hier etwa darum?», fragte Gordon. «Habt ihr mich deswegen hier so verschissen an den Stuhl gefesselt?»
«Gefesselt bist du wegen des Kokains in deiner Hosentasche.»
Er schnaubte verächtlich. «Das gehört mir doch gar nicht.»
«War auch nicht deine Hose, richtig?»
Er rammte seinen Brustkorb gegen die Tischkante, das Gesicht zu einer wütenden Grimasse
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