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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aussprach, die er nie aus ihrem Mund erwartet hätte: Ich brauche dich.
    Jeffrey bog vor den Toren zum College links ab und lenkte seinen Lincoln Town Car die Main Street hinauf in Richtung des Esslokals. Der Frühling hatte in diesem Jahr besonders früh eingesetzt, und die Hartriegelbäume, die die Straße säumten, blühten bereits und webten einen weißen Vorhang über die Straße. Die Frauen vom Gartenclub hatten Tulpen in Kübel gepflanzt, die die Gehsteige zierten, und ein paar Kids aus der High School waren dabei, die Straße zu fegen, statt nachzusitzen. Der Besitzer des Textilgeschäfts hatte einen Kleiderständer mit seiner Ware auf dem Gehsteig aufgestellt, und der Haus haltswarenladen hatte im Freien eine Loggia komplett mit Verandaschaukel errichtet. Jeffrey wusste, dass die Szenerie, die ihn im Diner erwartete, einen harten Kontrast bilden würde.
    Er drehte die Scheibe herunter, um frische Luft in den stickigen Wagen zu lassen. Die Krawatte lag eng um seinen Hals, und ohne weiter nachzudenken, nahm er sie ab. Im Geist ließ er Saras Anruf wieder und wieder ablaufen, und dabei versuchte er, ihm etwas zu entnehmen, das über die ganz offensichtlichen Fakten hinausging. Sibyl Adams war in einem Diner niedergestochen und getötet worden.
    Zwanzig Jahre als Cop hatten Jeffrey dennoch nicht für eine solche Nachricht gerüstet. Die Hälfte seiner Laufbahn hatte er in Birmingham, Alabama, verbracht, wo Mord nur selten eine Überraschung darstellt. Es war kaum einmal eine Woche vergangen, ohne dass er gerufen wurde, mindestens einen Mord zu untersuchen, gewöhnlich Folge der extremen Armut in Birmingham: Drogengeschäfte, die schief gelaufen waren, häusliche Streitigkeiten, bei denen Waffen zu leicht bei der Hand waren. Wenn Saras Anruf aus Madison oder gar Avondale gekommen wäre, hätte es Jeffrey nicht überrascht. Drogen und gewalttätige Auseinandersetzungen unter rivalisierenden Banden wurden in den beiden anderen Städten immer häufiger zu Problemen. Heartsdale war das Juwel. In zehn Jahren betraf der einzige verdächtige Todesfall eine alte Frau, die einen Herzschlag bekommen hatte, als sie ihren Enkel dabei erwischte, wie er ihren Fernseher stehlen wollte.
    «Chief?»
    Jeffrey griff nach unten und nahm sein Funkgerät zur Hand. «Yeah?»
    Maria Simms, die Telefonistin auf der Wache, sagte: «Ich habe mich um die Sache gekümmert, so wie Sie es wünschten.»
    «Gut», antwortete er und fügte hinzu: «Bis auf weiteres Funkstille.»
    Maria verzichtete auf die nahe liegende Frage und schwieg. Grant war immer noch eine Kleinstadt, und sogar auf der Wache gab es Leute, die reden würden. Jeffrey wollte diese Sache so lange unter Verschluss halten, wie es nur ging.
    «Verstanden?», fragte Jeffrey.
    Schließlich antwortete sie: «Ja, Sir.»
    Jeffrey schob sein Handy in die Jackentasche, als er aus dem Auto stieg. Frank Wallace, sein dienstältester Detective, stand bereits Wache vor dem Diner.
    «Jemand rein oder raus?», fragte Jeffrey. Er schüttelte den Kopf. «Brad ist an der Hintertür», sagte er. «Der Alarm ist abgeschaltet. Ich nehme an, der Täter hat sich das zunutze gemacht, um rein- und wieder rauszukommen.»
    Jeffrey blickte auf die Straße zurück. Betty Reynolds, die Besitzerin des Kramladens, fegte den Gehsteig und warf argwöhnische Blicke in Richtung Diner. Bald würden die Leute kommen, wenn nicht von Neugier getrieben, dann von Hunger.
    Jeffrey drehte sich wieder zu Frank um. «Niemand hat was gesehen?»
    «Nicht das Geringste», bestätigte Frank. «Sie ist zu Fuß von zu Hause hierher gekommen. Pete sagte, sie kommt jeden Montag nach dem Mittagsandrang her.»
    Jeffrey nickte knapp und betrat das Lokal. Das Grant Filling Station war so etwas wie der Mittelpunkt der Main Street. Mit seinen großen roten Nischen und den gesprenkelten weißen Resopalflächen, mit den Chromgeländern und den verchromten Strohhalmspendern sah es noch fast so aus wie damals, als Petes Vater es eröffnet hatte. Sogar die derben weißen Linoleumfliesen auf dem Boden, die stellenweise so durchgetreten waren, dass man die schwarzen Klebeflächen sah, stammten noch aus der Anfangszeit. Jeffrey hatte in den vergangenen zehn Jahren hier fast jeden Mittag gegessen. Das Lokal war irgendwie ein Hort der Entspannung gewesen, eine vertraute Zuflucht nach der ständigen Auseinandersetzung mit dem Abschaum der Menschheit. Er sah sich im Raum um, wohl wissend, dass für ihn von jetzt an hier nichts mehr wie früher sein

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