Belladonna
er und fügte hinzu: «Weil ich angeschossen wurde?»
Sie sagte: «Es gibt Dinge, die Sie nicht wissen.»
Jeffrey fasste nach dem Türgriff. «Kümmert sich Frank darum?»
Sie nickte.
«Hätten Sie verhindern können, was geschehen ist?»
Sie zuckte die Achseln. Ihre Schultern hoben sich fast bis an die Ohren. «Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch etwas verhindern kann.»
«Nur gut, dass das auch nicht Ihr Job ist», sagte er. Er wollte ihr noch mehr sagen, aber wusste aus Erfahrung, dass Lena allein damit fertig werden musste. Sie hatte die vergangenen dreiunddreißig Jahre damit verbracht, Schutzmauern um sich zu errichten. Und die würde er nicht in drei Tagen abtragen können.
Stattdessen sagte er: «Lena, ich möchte mich im Moment hauptsächlich darauf konzentrieren herauszufinden, wer Ihre Schwester ermordet und wer Julia Matthews vergewaltigt hat. Mit dem hier» - er deutete auf sein Bein - «kann ich mich beschäftigen, wenn das geschehen ist. Ich glaube, wir wissen beide, wo wir zu suchen anfangen müssen. Die werden doch nicht gleich alle die Stadt verlassen.»
Er stieß die Tür auf und hob das verletzte Bein mit der Hand nach draußen. «Meine Güte», stöhnte er, als er spürte, dass sein Knie heftig protestierte. Vom langen Sitzen im Auto war sein Bein steif geworden. Als er es endlich geschafft hatte auszusteigen, perlten Schweißtropfen auf seiner Oberlippe.
Schmerzen schossen durch sein Bein, als er zum Haus ging. Seine Hausschlüssel befanden sich am selben Ring wie die Autoschlüssel, und darum musste er ums Haus herum zur Küchentür gehen. Während der vergangenen beiden Jahre hatte Jeffrey eigenhändig renoviert. Als letztes Projekt hatte er sich die Küche aufgehoben und an einem verlängerten Wochenende die Rückwand eingerissen und vorgehabt, sie neu zu ziehen, bevor er wieder zum Dienst musste. Eine Schießerei hatte seinen Plan durchkreuzt, und schließlich hatte er in Birmingham Plastikbahnen gekauft und sie auf die nackten Balken genagelt. Das Plastik hielt zwar Regen und Wind ab, aber letztlich hatte er doch ein großes Loch in der Rückfront seines Hauses.
Im Wohnzimmer nahm Jeffrey das Telefon zur Hand und wählte Saras Nummer. Er hoffte, sie noch zu erreichen, bevor sie zur Arbeit fuhr. Ihr Anrufbeantworter sprang an, deshalb rief er im Haus der Lintons an.
Eddie Linton meldete sich beim dritten Läuten. «Linton und Töchter.»
Jeffrey gab sich Mühe, freundlich zu bleiben. «He, Eddie, Jeffrey hier.»
Im Hörer krachte es, als sei er runtergefallen. Jeffrey konnte im Hintergrund das Klappern von Geschirr und Töpfen hören. Gedämpfte Unterhaltung, und ein paar Sekunden später meldete sich Sara.
«Jeff?»
«Ja», antwortete er. Er hörte, wie sie die Tür zur Terrasse öffnete. Von allen Leuten, die er kannte, waren die Lintons die Einzigen, die noch kein schnurloses Telefon hatten. Es gab einen Apparat im Schlafzimmer und einen in der Küche. Ohne die drei Meter lange Schnur, welche die Mädchen hatten anbringen lassen, als sie zur High School gingen, wäre kein vertrauliches Gespräch möglich gewesen.
Er hörte, wie die Tür geschlossen wurde, und dann sagte Sara: «Entschuldigung.»
«Wie geht's dir denn?»
Sie sparte sich eine Antwort und sagte stattdessen: «Auf mich hat man gestern Abend nicht geschossen.»
Jeffrey stutzte und wunderte sich über ihren scharfen Tonfall. «Ich hab gehört, was mit Julia Matthews war.»
«Ja», sagte Sara. «Ich hab ihr Blut in Augusta untersuchen lassen. Belladonna besitzt zwei spezifische Kennzeichen.»
Er würgte eine Lektion in Chemie ab. «Und du hast beide feststellen können?»
«Ja», antwortete sie.
«Also, suchen wir in beiden Fällen nach demselben Kerl.»
Fast barsch entgegnete sie: «Sieht wohl so aus.»
Nach ein paar Sekunden sagte Jeffrey: «Nick kennt diesen Typen, der so eine Art von Spezialist ist, was Vergiftung mit Belladonna betrifft. Er bringt ihn um zehn vorbei. Könntest du es auch schaffen?»
«Ich könnte zwischen zwei Patienten mal vorbeischauen, aber nicht lange bleiben», bot Sara an. Dann änderte sich ihr Tonfall, und sie klang schon sanfter, als sie sagte: «Ich muss jetzt Schluss machen, okay?»
«Ich möchte mit dir durchgehen, was gestern Nacht geschehen ist.»
«Später, okay?» Sie ließ ihm keine Zeit zu antworten. Es klickte, als sie den Hörer auflegte.
Jeffrey seufzte, als er ins Bad hinkte. Unterwegs blickte er zum Fenster hinaus, um nach Lena zu sehen. Sie saß noch
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