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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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im Vollzug der Sakramente
spricht jeder Priester im Auftrag Jesu Christi, für Jesus Christus. Christus
hat der Kirche sein Wort anvertraut. In der Kirche lebt dieses Wort. Und wenn
ich den Glauben dieser Kirche innerlich annehme und lebe, aus ihm heraus
spreche und denke, wenn ich Ihn verkündige, dann spreche ich für Ihn - auch
wenn natürlich in Details immer Schwächen sein können. Wichtig ist, dass ich
nicht meine Ideen vortrage, sondern versuche,
den Glauben der Kirche zu denken und zu leben, in Seinem Auftrag gehorsam zu
handeln.
     
    Ist der Papst wirklich "unfehlbar"
in dem Sinne, wie es in den Medien zuweilen kolportiert wird? Ein absoluter
Souverän, dessen Denken und Wille Gesetz sind?
     
    Das ist verkehrt. Der Begriff der Unfehlbarkeit hat sich
im Laufe der Jahrhunderte entwickelt. Er entstand angesichts der Frage, ob es
irgendwo eine letzte Instanz gibt, die entscheidet. Das Erste Vatikanische
Konzil hat, einer langen Tradition aus der Zeit der Urchristenheit folgend,
schließlich festgehalten: Es gibt eine letzte Entscheidung! Es bleibt nicht
alles offen! Der Papst kann in bestimmten Umständen und unter bestimmten
Bedingungen letztverbindliche Entscheidungen
treffen, durch die klar wird, was der Glaube der Kirche ist und was nicht.
    Was nicht
heißt, dass der Papst ständig "Unfehlbares" produzieren kann. Für
gewöhnlich handelt der Bischof von Rom wie jeder andere Bischof auch, der seinen
Glauben bekennt, der ihn verkündigt, der treu ist in der Kirche. Nur wenn
bestimmte Bedingungen vorliegen, wenn die Tradition geklärt ist und er weiß,
dass er jetzt nicht willkürlich handelt, kann der Papst sagen: Dies ist der
Glaube der Kirche - und das Nein dazu ist nicht der Glaube der Kirche. In
diesem Sinn hat das Erste Vatikanische Konzil die Fähigkeit zur Letztentscheidung definiert, damit der Glaube seine
Verbindlichkeit behält.
     
    Das Petrusamt ,
so erklärten Sie, garantiere die Übereinstimmung mit der Wahrheit und der
authentischen Tradition. Die Gemeinschaft mit dem Papst sei Voraussetzung für
Rechtgläubigkeit und Freiheit. Der heilige Augustinus hatte es so ausgedrückt: "Wo
Petrus ist, da ist die Kirche, und da ist auch Gott." Aber dieses Diktum
stammt aus einer anderen Zeit, es muss heute nicht mehr gelten.
     
    Dieses Wort ist zwar nicht so und nicht von Augustinus
formuliert worden, aber das können wir hier offen lassen. Jedenfalls ist es
ein altes Axiom der katholischen Kirche: Wo Petrus ist, da ist die Kirche.
    Der Papst
kann selbstverständlich verkehrte Privatmeinungen haben. Aber wenn er, wie
schon gesagt, als oberster Hirte der Kirche im Bewusstsein seiner Verantwortung
spricht, dann sagt er nicht mehr irgendetwas Eigenes, was ihm gerade
eingefallen ist. Dann weiß er sich in dieser großen Verantwortung und zugleich
auch unter dem Schutz des Herrn, dass er in einer solchen Entscheidung die
Kirche nicht in die Irre führt, sondern ihre Einheit mit der Vergangenheit, der
Gegenwart und der Zukunft und vor allem mit dem Herrn gewährleistet. Das ist,
worum es geht, und das ist, was auch andere christliche Gemeinschaften empfinden.
     
    Aus Anlass eines Symposiums zum
80. Geburtstag Pauls VI. referierten Sie 1977 darüber, was und wie ein Papst
sein sollte. Er müsse sich "als der ganz Kleine halten und verhalten ",
zitierten Sie den englischen Kardinal Reginald Pole. Er müsse bekennen, "dass
er nichts anderes weiß als nur das eine, was ihm von Gott, dem Vater, durch
Christus gelehrt worden ist". Vicarius Christi
zu sein, sei Anwesend-Halten der Macht Christi als Gegenmacht zur Macht der
Welt. Und zwar nicht in Form irgendeiner Herrschaft, sondern im Tragen der übermenschlichen
Last auf den menschlichen Schultern. Insofern sei der eigentliche Ort des Vicarius Christi das Kreuz.
     
    Ja, das halte ich auch heute für richtig. Der Primat hat sich
von Anfang an als Primat des Martyriums entwickelt. Rom war in den ersten drei
Jahrhunderten der Vor- und Hauptort der Christenverfolgungen. Diesen
Verfolgungen standzuhalten und das Zeugnis Christi zu geben, war die besondere
Aufgabe des römischen Bischofssitzes.
    Man darf
es als Sache der Vorsehung betrachten, dass sich in dem Augenblick, in dem das
Christentum mit dem Staat in Frieden trat, das Kaisertum an den Bosporus nach
Konstantinopel verlegte. Rom war nun gleichsam in die Provinz geraten. So konnte
der Bischof von Rom leichter die Eigenständigkeit der Kirche, ihre
Unterschiedenheit vom Staat herausstellen. Man muss nicht eigens

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