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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Orangensaft. Benny riss eine auf und schüttete sich die Hälfte des Inhalts in den Rachen. Er hatte keine Ahnung, wie spät es war. Noch früh. Aus den anderen Zimmern war kein Mucks zu hören. Wahrscheinlich waren sie völlig fertig von der Reise. Sein Hurling-Schläger lehnte in einer Ecke. Benny schnappte ihn und zog einen Tennisball aus seiner O’Neill’s-Tasche. Den kostbaren Sliotar wollte er in einer fremden Umgebung nicht riskieren.
    Erst als er die Tür öffnete, wurde ihm klar, welche Wirkung die Klimaanlage hatte. Die feuchte Luft floss herein wie heißer Honig und mit ihr die Gerüche des gestrigen Tages. Die Sonne stach auf seinen Kopf herab und Benny hüpfte sofort in den nächstgelegenen Schatten. Sein blöder Wirbel stand natürlich wie eine Eins.
    Er ließ seinen Blick langsam über das Dorf Marhaba schweifen. Offenbar bedeutete Marhaba so etwas Ähnliches wie ›willkommen‹. ›Dorf‹ war allerdings eine eher optimistische Bezeichnung für diesen Ort. ›Lager‹ kam der Sache schon näher, entschied er für sich.
    Bis hinunter zum Tor zogen sich in leichten Kurven die immer gleichen kastenförmigen Wohneinheiten. Sie sahen aus wie Wohncontainer. Die Dächer waren flach – offenbar erwartete niemand, dass es auch mal regnete. Benny trabte den schmalen Garten hinunter und versuchte, im Schatten zu bleiben. Der Rasen unter seinen Füßen federte. Benny hielt an und untersuchte ihn. Spielfelder waren ihm sehr wichtig. Rasen konnte man die Bepflanzung eigentlich nicht nennen. Es waren eher Ackerquecken oder Seidenpflanzen, die hier wuchsen. Zwischen den spärlichen Hälmchen sah er den sandigen Boden. Wenn man auf diesem Untergrund stürzte, bekam man sicher einige Schürfwunden ab. Aber für Schüsse von der Seitenlinie wäre er ideal. Einen Sliotar könnte man auf den Schläger löffeln.
    Benny schlenderte zum Tor hinunter, das eigentlich eine große vergitterte Barrikade war. Es sah aus, als wolle man mehr als nur Hunde aussperren. Sogar Flutlichter gab es und ein Häuschen für die Wachposten. Ganz schön paranoid für ein politisch stabiles Land. Am Tor stand jemand. Ein großer Tunesier in einem blauen Overall. Er trug Stiefel, die bis zum Knie hinauf geschnürt waren. Seine Glatze würde einen blenden, wenn die Sonne im richtigen Winkel auf seinen Kopf traf.
    Benny nickte ihm zu, aber der Typ hatte mit Freundlichkeit nicht viel am Hut. Vielleicht hat er Angst, dachte Benny. Er ist angehalten, mit den Weißen nicht zu vertrauensselig zu sein. Er schenkte dem Mann ein ehrliches Lächeln.
    »Na, wie geht’s?«
    Der Mann starrte ihn an. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Andere Kinder hätten sich vor dem finsteren Gesicht des Wachmanns vielleicht gefürchtet, aber Benny Shaw musste den Erwachsenen, der ihn einholen konnte, erst noch kennen lernen.
    »Wie geht’s?«, wiederholte er mutig.
    »Nur Englisch«, grunzte der Mann.
    »Hä?«
    »Englisch. Ich spreche nur englisch.«
    »Ja. Ich versuche nur, Sie zu fragen, wie Sie heute drauf sind?«
    »N-U-R ENG-LISCH«, sagte der Mann und betonte sorgfältig jede Silbe.
    Benny wich zurück. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass sein ausgeprägter Wexford-Akzent schuld an dem Missverständnis sein könnte. Er warf dem Wachmann einen bösen Blick zu und trollte sich.
    Das Dorf war von einer hohen Mauer umgeben. Na ja, so hoch auch wieder nicht. Mit einem guten Anlauf würde er hinaufkommen, dachte Benny. Die Umgebung war topfeben und zwischen den Häusern verstreut standen merkwürdige Bäume, die sehr alt wirkten. Sie sahen aus, als hätte jemand ein Zimmer voller Rentner gepflanzt. Wahrscheinlich waren das die berühmten Olivenbäume, vermutete Benny. Er folgte der geteerten Straße und musste dabei immer wieder hohe Bodenwellen überwinden, die die Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung erinnern sollten. Die Grundfläche der Wohnanlage schien ungefähr kreisförmig zu sein, mit zwei Reihen von Wohneinheiten in der einen und verschiedenen einzeln stehenden Gebäuden in der anderen Hälfte. Und dort im Zentrum, umgeben von einer niedrigen, ornamental durchbrochenen Mauer war der Swimmingpool. Ein Schwimmbecken! Bennys Herz schlug schneller. Endlich mal ein Pluspunkt in dieser ganzen Afrika-Geschichte.
    Er näherte sich dem Pool und in das Plätschern des Wassers mischte sich glucksendes Gelächter. Hörte sich nach Mädchen an. Gemischte Gefühle in dieser Hinsicht. Er verachtete sie nicht mehr so leidenschaftlich wie früher, sondern ahnte,

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