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Benny und Omar

Benny und Omar

Titel: Benny und Omar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Wohin?
    Benny Shaw sieht aus wie ein Frettchen, sagte Pater Barty immer. Klein und dünn mit O-Beinen, durch die ein Basketball bequem durchpasste. In diesem Moment runzelte er konzentriert die Stirn.
    Die zwei Torpfosten schienen höchstens einen Zentimeter weit auseinander zu stehen. Und davor lauerte eine Horde gefährlich knurrender Verteidiger, die danach lechzten, dass er den Schuss vermasselte. Jetzt kam es wirklich darauf an. Schließlich ging es nicht um irgendein x-beliebiges Spiel, sondern um das Finale der Grundschul-Landesmeisterschaften im Hurling {} . Die Mannschaft von Saint Jerome, Wexford, gegen die Mannschaft der Christian Brothers, Wexford. Todernst.
    Pater Barty Finn beugte sich über Bennys Schulter und murmelte mit tanzender Zigarette zwischen den falschen Zähnen gute Ratschläge. Barty führte jedes Spiel, als stehe er während des Osteraufstands neben dem Rebellen Pears an der Hauptpost von Dublin. Schule war wichtig. Hurling war heilig.
    »Mach den Punkt, Junge«, zischte Barty.
    Leicht gesagt. Sie spielten schon in der Verlängerung. Ein Punkt wäre das Unentschieden. Unnötig, alles zu riskieren und ein Tor zu versuchen. Lieber eine Wiederholung in Kauf nehmen. Auf jeden Fall war es ein kniffliger Schuss.
    Von der Seitenlinie, neun Meter von der Torauslinie entfernt. Man musste wirklich richtig unter den Ball kommen, um ihn auf eine solche Entfernung hoch zu bringen. Benny konnte auch versuchen, den Ball in hohem Bogen einem seiner Mannschaftskameraden zuzuspielen, aber die Gegner deckten gut. Wie grimmige kleine Terrier drängten sie sich eng aneinander und warteten nur darauf, dass der Ball im Feld vor dem Tor landete.
    Benny konzentrierte sich auf den kleinen Lederball. Er beugte sich tief hinunter und fuhr mit dem Schläger unter den Ball. Ein Superschlag. Er wusste es, kaum dass er den Ball getroffen hatte. Der Schläger vibrierte nicht im Geringsten und kaum ein Grashalm spritzte auf.
    Der rotierende Sliotar beschrieb einen hohen Bogen und surrte über die Schlägerreihe der Verteidiger hinweg. Benny starrte seinem Ball hinterher und beschwor ihn in das Rechteck. Die Spieler senkten die Schläger. Sie konnten nichts tun. Die Flugbahn schien nicht ganz zu stimmen, aber dann knickte sie ab und der Sliotar wirbelte ins Tornetz. Zu spät erkannte der Torwart, der in Gedanken schon einen Siegeshamburger verschlang, die Gefahr. Er riss zwar noch den Schläger hoch, aber das Geschoss war schon vorbei.
    Tor! St. Jerome hatte zwei Punkte Vorsprung! Keine Chance mehr für die Brothers. Jubel brach im Stadion aus. Eltern tanzten auf den Bänken. Schüler verspotteten lautstark die gegenüberliegende Tribüne. Wie Pater Barty immer sagte: Es geht nicht darum zu gewinnen, es geht darum, den anderen zu besiegen.
    Die Brothers versuchten noch einen schnellen Anstoß, um Zeit zu gewinnen, aber der Schiedsrichter pfiff ab. Vorbei. Benny setzte den Helm ab, gerade rechtzeitig, um die Asche von Pater Bartys Zigarette auf den Kopf zu bekommen.
    »Gut gemacht, Shaw«, knarrte Barty, »das wird diesen Gaunern eine Lehre sein.«
     
    Benny trug die Medaille unter seiner Weste. Als er nach Hause rannte, schlug sie gegen seine Rippen und erinnerte ihn an das Tor.
    Die kleineren Kinder spielten auf der Straße Ball. George war auch dabei und gab den süßen Jungen. Das war seine Lieblingsnummer. Benny runzelte die Stirn. Der bloße Anblick seines kleinen Bruders ergrimmte ihn. Neun war zu alt, um süß zu sein. Ma war hin und weg von ihm – Jessica Shaws kleiner Schauspieler, in Designerklamotten. George machte sich tatsächlich was aus Kleidern. Benny fand das bescheuert. Er kam fast immer mit ein paar Löchern mehr in der Hose nach Hause.
    Außerdem liebte George die Schauspielerei wirklich. Es war ihm wichtig, in Historienspielen und Theaterstücken mitzuspielen. Aber was hatte es für einen Sinn, so zu tun, als wäre man jemand anders, wenn sowieso alle wussten, wer man war? Benny sah nicht, was daran so toll war. Und malen? Warum sollte man im Zimmer hocken und einen alten Baum malen, wenn man draußen auf einen klettern konnte?
    »Mutter sucht dich«, rief sein Bruder ihm zu.
    Benny schnaubte. Wie konnte man seine Ma nur ›Mutter‹ nennen. Es fühlte sich komisch an im Mund, als ob man sich einen ganzen Vollkornkeks in den Mund stopfte, bis er hinten am Zäpfchen anstößt. Aber so war Jessica Shaw eben – immer ein wenig anders als andere Mütter. Zum Beispiel die Namen: George und Bernard Shaw,

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