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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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Dorn im Auge war, musste ich zugeben, dass er mich im Großen und Ganzen in Ruhe gelassen hatte, seit ich vor sechs Jahren meine Zelte am Sarah-Lawrence-College aufgeschlagen hatte. Während der ersten Semester hatte meine Mutter mich einmal dramatisch angefleht, wenigstens in den Ferien nach Rhode Island zurückzukommen, aber nachdem ich meinem Vater vor drei Jahren schließlich klipp und klar gesagt hatte, dass ich das Familiengeschäft nicht fortführen würde, und meinen Vergessenszauber gewirkt hatte, war nichts weiter geschehen … nix, nada, null.
    Und jetzt das.
    „Hör mal, es tut mir leid, dass ich durchgedreht bin, Jarvis“, setzte ich an.
    Er warf mir einen kalten Blick zu. „Ja …? Und weiter?“
    Ganz offensichtlich wollte er mich zu Kreuze kriechen sehen.
    „Und es tut mir leid, dass ich so unhöflich war und dich durchgeschüttelt habe …“
    „Und die Sache mit der Hand! Dafür musst du dich auch entschuldigen.“
    Ich holte tief Luft. Das würde nicht leicht werden.
    „Und es tut mir leid, dass ich mich über deine Fran-Drescher-Handgeschichte lustig gemacht habe …“
    Das schien ihn zufriedenzustellen. Er lächelte angesichts seines flüchtigen Siegs. Dann schüttelte er den Kopf und verbannte die hämische Freude aus seinem Blick. Als er wieder aufschaute, lag etwas anderes in seinen Augen, etwas, das verdächtig nach Angst aussah.
    „Es geht um deinen Vater, Miss Calliope. Man hat ihn … man hat ihn … entführt.“
    Ich hörte jemanden laut nach Luft schnappen und begriff, dass ich es war. „Aber das ist unmöglich.“ Die Worte strömten schneller von meinen Lippen, als ich sie denken konnte. „Das ergibt keinen Sinn … Wer käme auf die verrückte Idee, den Tod zu entführen?“

3
     
     
    Na schön, ich habe also gelogen. Ich bin kein ganz normales Mädchen mit einer Mutter, einem Vater, Geschwistern und Hund, und wir winken auch nicht vor einem einstöckigen Vorstadtfertighaus mit einem makellosen kleinen weißen Gartenzaun in die Kamera.
    Vielmehr wurde ich in Newport auf Rhode Island großgezogen, in einem ekelhaft großen, alten Anwesen namens „Haus Meeresklippe“, das ich von ganzem Herzen liebte – obwohl es locker sieben Familien hätte beherbergen können statt nur einer einzigen. In Auftrag gegeben wurde es im Jahre achtzehnhundertfünfundsiebzig von der Handelsschiffs-Erbin Sophia Miles-Stanton. Als Glanzstück der Bellevue Avenue beheimatete das Haus Meeresklippe sage und schreibe vierzehn Schlafzimmer, neun Badezimmer, einen Ballsaal, einen Speisesaal, eine Feinschmeckerküche, einen Pool und eine Garage für zwölf Wagen. All das war auch noch von der eindrucksvollsten Aussicht auf die Rhode-Island-Meerenge eingefasst, die man sich nur vorstellen konnte.
    In meiner Kindheit verbrachte ich jeden Sommer und meine Schulferien in Haus Meeresklippe, während ich das restliche Jahr über die New Newbridge Academy besuchte, ein angesehenes Internat in Connecticut. Es machte mir nichts aus, zu Beginn eines jeden Schuljahres nach New Newbridge zurückzukehren – es war ein denkbar interessanter Ort, um seine Kindheit zu verbringen, voller exzentrischer Lehrer und noch seltsamerer Schüler. Dort lernte ich auch meine beste Freundin Noh kennen, die ich seither als eine der großartigsten Personen in ganz New England betrachtete.
    Aus der Ferne machte mein Leben einen privilegierten, aber recht normalen Eindruck. Mein Vater war Vorsitzender und Generaldirektor eines multinationalen Firmenkonglomerats. Meine Mutter war eine Salonlöwin, die den Großteil ihrer Zeit damit verbrachte, Spenden für alle möglichen Wohltätigkeitsorganisationen zu sammeln. Meine ältere Schwester Thalia war die Vizevorsitzende der Firma meines Vaters. Meine jüngere Schwester Clio ging noch zur Schule, und wie bereits erwähnt, wurde ich schließlich Tagelöhnerin im Heim-und-Garten-Geschäft.
    Allerdings lauerte hinter all dieser scheinbaren Normalität ein tiefes, dunkles Geheimnis – ein Geheimnis, das ich mit einem Vergessenszauber hatte auslöschen wollen. Doch man konnte seiner Vergangenheit wohl nie wirklich entkommen, ganz egal, welchen Zauber man sich anhexte.
    Ich entdeckte unser Familiengeheimnis eines warmen Sommernachmittags, als ich im Keller von Haus Meeresklippe -mit Clio Verstecken spielte. Wir hatten den Keller für unser Versteckspiel ausgewählt – einen Ort, an dem keine von uns beiden bis dahin viel Zeit verbracht hatte, weil es in dem unterirdischen Gewölbe rund

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