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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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mir keine Hosentasche aufgefallen, ganz zu schweigen von einer, in die sein Flachmann hineingepasst hätte. Ich kam zu dem Schluss, dass es sich um eine magische Flasche handelte, die mir verborgen geblieben war, da ich nicht gewusst hatte, wo sie sich befand.
    Ich wünschte mir immer mehr, zumindest ein wenig Ahnung von Magie zu haben. Kaum zu glauben, dass ich mich wirklich an Vaters Magieverbot im Haus Meeresklippe gehalten hatte. Wahrscheinlich hatte Thalia ebenso wenig wie Clio auf meinen Vater gehört. Ich kam mir wie das einsame Dummerchen in unserer Familie vor, das die von unseren Eltern aufgestellten Regeln tatsächlich beachtete. Was mir wohl noch alles entgangen war, weil Vater oder Mutter es verboten hatten?
    Wahrscheinlich gab es eine Menge Kindheitserinnerungen, die ich ans Licht hätte zerren können, um noch schlechtere Laune zu kriegen, aber da ich mitten im Nirgendwo in einem fremden Körper festsaß, war jetzt kaum der richtige Zeitpunkt, um mit der Vergangenheit zu hadern.
    Eines wusste ich allerdings mit Sicherheit. Ich war es gründlich leid, ein braves kleines Mädchen zu sein. Schließlich hatte sich nie jemand für mein liebenswertes Betragen bedankt, Vater und Mutter eingeschlossen. Ich beschloss, beim nächsten Mal, wenn jemand mir etwas verbieten wollte, genau das erst recht zu tun. Zum Teufel mit den Folgen. Ich fühlte mich völlig im Recht mit dieser Entscheidung.
    Während ich in Gedanken meine mangelnden magischen Fähigkeiten beklagte, setzte Indra seinen Weg durch den Sand als Ein-Mann-Karawane fort. Einmal blieb er stehen, um einen weiteren tiefen Schluck aus seiner Flasche zu nehmen, steckte das silberne Behältnis jedoch eilig wieder zurück und ging weiter. Wenn ich nur sein Gehirn hätte anzapfen können, um herauszufinden, wo unsere Reise hinging! Mir wäre wohler gewesen, wenn ich gewusst hätte, ob wir demnächst von irgendeinem großen, hässlichen Monster verspeist werden würden, aber so war ich halt.
    Ich hatte das Gefühl, als wären Indra und ich die Hauptfigur in einem Computerspiel, die am Anfang keine Ahnung hatte, wohin ihr Weg sie führte (na gut, wahrscheinlich war ich hier diejenige, die keine Ahnung hatte), die aber wusste, dass sie früher oder später auf etwas Interessantes treffen würde, wenn sie einfach weiterging. Ich hoffte, dass dieses Etwas viele Punkte vergeben und uns dabei nicht töten würde.
    Inzwischen hatte der Himmel sich verdunkelt, und ohne Sonne wirkte die Leere um uns herum ein wenig bedrohlich. Plötzlich zerriss ein Blitz den Himmel und tauchte die Wüstenlandschaft für einen Sekundenbruchteil in helles Licht, bevor die Welt wieder ins Halbdunkel fiel. In diesem Sekundenbruchteil sah ich etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Keine zweihundert Meter entfernt, befand sich das größte, unheimlichste Schloss, das ich je gesehen hatte. Es wirkte sehr viel entsetzlicher als all meine Vorstellungen von den Schlössern Draculas oder Frankensteins – und ich hatte mir bei der Lektüre dieser Bücher ein paar verdammt unheimliche Szenerien ausgemalt.
    Das Schloss war um die tausend Quadratmeter groß, plus/ minus ein oder zwei ausgebaute Keller. Das Hauptgebäude wurde von zwei hoch aufragenden Seitenflügeln flankiert, die von jeweils zwei Türmchen gekrönt waren, die wie aufgedunsene Kirschen auf einem verdorbenen Erdbeereisbecher aussahen. Es sah wie ein typisches Schloss aus, einschließlich einiger von flackernden Fackeln erhellter Fensteröffnungen. Doch nichts von alldem war für die furchteinflößende Atmosphäre verantwortlich, die mich heimsuchte.
    Es liegt an dem Baumaterial, aus dem das Schloss errichtet ist.
    Bei einem „Schloss“ denkt man an große, übereinandergeschichtete graue Steinblöcke, verfugt zu einer undurchdringlichen Außenmauer, die allem trotzt, was die anstürmenden Schurken so auffahren.
    Nun, dieses Exemplar sah ganz anders aus.
    Dieses Schloss bestand nicht aus Felsgestein oder aus Ziegeln auch nicht aus Holz – mit einem Holzschloss wäre ich bestens klargekommen. Das wäre vielleicht nicht besonders praktisch gewesen, aber absolut in Ordnung. Doch dieses Schloss hatte man eindeutig nicht aus einem Material gebaut, das es im Heimwerkermarkt gab … diese Monstrosität bestand aus etwas, das ich bis dahin nicht einmal als mögliches Baumaterial betrachtet hätte: aus den misshandelten Leibern von Tausenden von Menschen. Es waren so viele, dass ich nach einhundert blinden Augenpaaren zu

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