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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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zählen aufhörte und am liebsten meinen gesamten Verdauungstrakt ausgekotzt hätte. Zu dumm, dass ich keinen eigenen Körper besaß, mit dem ich diesem Drang hätte nachkommen können.
    In meinem ganzen Leben hatte ich nur einmal etwas gesehen, das sich auch nur ansatzweise mit dem abscheulichen Schloss vor meinen Augen vergleichen ließ. Damals hatte Patience mich zu dieser verrückten Wissenschaftsausstellung in New York mitgeschleppt – sie hatte wohl nicht allein gehen wollen, was mich zu ihrem ahnungslosen Opfer gemacht hatte. Irgendein österreichischer „Wissenschaftler“ hatte die Körper von Hunderten von „Freiwilligen“ plastiniert. Man stelle sich eine Galerie vor, in der etwa fünfzig plastinierte Menschenexemplare stehen – Muskeln ohne schützende Haut, Augäpfel, die aus lidlosen Höhlen hervorquellen, nackte, glänzende Zähne –, jeweils so in Pose geworfen, dass ihr Innenleben möglichst gut zu sehen war.
    Dieses Schloss sah aus, als hätte jemand besagte Ausstellung zu einem Geheimversteck für wahnsinnige Wissenschaftler umgebaut: Jeder Vorsprung, jeder Winkel bestand aus Tausenden von aufgeschlitzten und falsch wieder zusammengenähten menschlichen Körpern. Man sah ihre verdrehten Gliedmaßen, ihre aufgedunsenen Gesichter und die geborstenen Brustkörbe einer kleinen Armee von Todesopfern, die dazu verurteilt war, bis in alle Ewigkeit ihre Eingeweide zu verstreuen.
    Der Anblick war so scheußlich und widersprach meinem Gefühl für alles Gute in der Welt derart, dass ich einen Moment brauchte, um die schiere Bösartigkeit zu erfassen, die diesem Ort innewohnte.
    Indra ließ sich von diesem Anblick in keiner Weise aufhalten. Stattdessen beschleunigte dieser spinnerte Gott seinen Schritt noch, um schneller zu dem Schloss zu gelangen. Körper hin oder her, seinetwegen würde ich noch einen Herzinfarkt kriegen. Ich wollte ihn anschreien, dass er von hier verschwinden sollte, aber ich hatte das dumme Gefühl, dass der Pavillon fort sein würde, selbst wenn ich Indra wie durch ein Wunder zum Umkehren bewegen konnte. In der wahnsinnigen Welt, in die es mich verschlagen hatte, würde ein verschwundener Pavillon nicht weiter auffallen.
    Indra näherte sich zielstrebig dem Schloss und hielt erst an der Kante eines sehr tiefen, sehr heimtückischen Burggrabens an. Von weiter weg konnte man den Graben nicht sehen, da seine Kante in einer Art und Weise vorragte, die ihn verbarg, bis man fast direkt vor dem Schloss stand. Glücklicherweise schien Indra sich hier auszukennen. Ich hatte das deutliche Gefühl, dass eine Menge Besucher, die es eilig hatten, dem entsetzlichen Anblick der Außenmauern des Schlosses zu entkommen, den Graben gar nicht erst bemerkten und auf Nimmerwiedersehen in ihm verschwanden.
    Indra stand sehr dicht an der Kante, was mich ein wenig nervös machte. Ich hatte so was von keine Lust, mein Leben irgendwo in der Umgebung dieses ekelhaften Gebäudes auszuhauchen. Allein seine Nähe sorgte dafür, dass sich mir die nicht existenten Nackenhaare aufstellten.
    Langsam störte es mich ernsthaft, keinen eigenen Körper zu haben. Ich denke, der eigene Körper gehört zu den Dingen, die man erst dann richtig zu schätzen weiß, wenn man sie verliert.
    Wahrscheinlich hätte es mir längst nicht so viel ausgemacht, in einem gut aussehenden Mann festzusitzen, den ich mochte -wie wär’s mit Johnny Depp oder Keanu Reeves? Doch da Indra und ich von Anfang an nicht besonders gut miteinander ausgekommen waren, wurde es mir langsam, aber sicher unerträglich, mir einen Körper mit ihm zu teilen.
    Seit ich in Indra gefangen war, hatte er kaum einen Ton von sich gegeben und erst recht nichts gesagt, doch jetzt sprach er, und seine Stimme klang wie ein Güterzug, der durch die Finsternis rumpelt.
    „Vritra, zeig dich! Ich habe neunundneunzig Sphären durchquert, um zu deinem Schloss zu gelangen, und heute Nacht werde ich mich deiner entweder entledigen oder bei dem Versuch sterben!“
    Glücklicherweise mussten wir nicht rumsitzen und Däumchen drehend darauf warten, dass der Besitzer des Schlosses unsere Ankunft bemerkte. Ein lautes Kreischen erklang aus dem Innern des Gebäudes, und ich hatte das deutliche Gefühl, dass es sich bei seinem Urheber nicht um einen Menschen handelte.
    Toll, jetzt hast du es also hingekriegt, du Volltrottel, dachte ich. Du hast das Ungeheuer geweckt, und gleich frisst es uns!
    Der unmenschliche Schrei brach ebenso plötzlich ab, wie er ertönt war. Die darauf

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