Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel
…“
„Du meinst, auch mit der, die nach dieser kommt?“
Sie verdrehte die Augen. „Natürlich meine ich das.“
„Weil es nämlich, technisch gesehen, noch nicht wirklich Sonnenuntergang ist, also wäre der nächste Sonnenunter…“
„Halt die Klappe, weißes Mädchen.“ Kali seufzte.
Himmel, da hat wohl wieder eine vergessen, ihre Beruhigungspille zu nehmen.
„Na schön, egal. Tut mir leid.“ Verärgert zog ich einen Schmollmund. Erst erzählte sie mir, dass ich nur noch einen Tag hatte, um meine Aufgaben zu erledigen, und dann blaffte sie mich für eine völlig berechtigte Frage an. Eigentlich konnte ich die ganze Sache auch gleich hier und jetzt hinschmeißen, dann hatte ich den Mist hinter mir.
„Wenn du deine Aufgaben nicht bis zum nächsten Sonnenuntergang erfüllt hast“, fuhr sie fort, ohne sich für meinen inneren Aufruhr zu interessieren, „dann ist der Vorstand gezwungen, den Vertrag deines Vaters nicht zu verlängern, womit du und deine ganze Familie wieder sterblich wären.“
„Weißt du, ich hab’s schon bei den ersten vier Malen kapiert, die du mir das gesagt hast“, stöhnte ich. „Ihr Vorstandsleute wiederholt euch echt ständig.“
„Tja, ich kann dir versichern, dass du das Nächste noch nicht gehört hast, weil Wodan es sich nämlich gerade erst ausgedacht hat“, sagte Kali plötzlich scheißfreundlich. „Weißt du, was passiert, wenn du deine Aufgaben nicht schaffst?“
„Was denn?“, fragte ich langsam nervös.
„Du stirbst und wirst als Fliege wiedergeboren.“
„Wie bitte!?“ Ich stand kurz davor loszukreischen. „Als was?“
„Als Fliege. Übrigens bist du mir trotzdem noch einen Gefallen schuldig, unabhängig davon, welche Gestalt du in deinem nächsten Leben erhältst.“
„Also, das ist wirklich das Allerletzte.“
Kali hob eine Braue. „Ach, weißes Mädchen, du hast ja keine Vorstellung.“
Ich drehte mich um, um sie zu fragen, was sie denn nun damit meinte, aber sie war verschwunden. Als ich mich wieder dem Spiegel zuwandte, stellte ich fest, dass auch ihr Spiegelbild verschwunden war.
Und wieder ist sie weg. Gerade als ich angefangen habe, dieses Miststück im Sari zu mögen, dachte ich.
Ich war allein im Pavillon, die Nachmittagssonne hatte ihren Zenit bereits überschritten, und die Abenddämmerung nahte. Es wurde langsam kalt, und da ich oben ohne war – was als Mann zwar in Ordnung, aber trotzdem verdammt kühl war –, beschloss ich, den Schutz des Pavillons zu verlassen und mich nach einem wärmeren Plätzchen umzuschauen.
Ich schaute aus dem Pavillon, und meinem Auge bot sich nichts außer Sand dar, der sich kilometerweit in alle Richtungen erstreckte. Ich wusste nicht, ob ich mich mitten in der Wüste befand oder ob das Meer gerade so außer Sichtweite war, doch ich war es leid, bloß rumzustehen, mir die Brustwarzen abzufrieren und darauf zu warten, dass etwas passierte.
Am besten packe ich den Stier bei den Eiern und helfe mir selbst, dachte ich und kicherte leise. Bei den Eiern? Kommt schon, wie oft würde ich die Gelegenheit haben, so etwas zu sagen und dabei tatsächlich die dazugehörigen Eier haben?
Himmel, manchmal war ich wirklich urkomisch.
Zu schade, dass ich nur für sehr kurze Zeit etwas zu lachen hatte.
18
Als ich aus dem Pavillon hinaustrat, geschah etwas Seltsames. Ich verlor die Kontrolle über Indras Körper, womit meine einzige Gelegenheit verstrichen war, herauszufinden, was zum Teufel so toll daran war, einen Penis zu haben. Plötzlich war ich nur noch Beifahrerin bei dem großen Hindugott und nicht mehr Herrin seines Körpers. Mir war nicht mehr kalt. Genau genommen spürte ich überhaupt nichts mehr. Es war absolut bizarr.
Ich war eine stille Teilhaberin, und das gefiel mir ganz und gar nicht. Was, wenn Indra etwas Ekliges tat – zum Beispiel aufs Klo gehen oder einen Tintenfisch essen oder Sex haben – und ich der Sache beiwohnen musste, ohne auch nur ein Wörtchen mitreden zu können?
Igitt!
Ich versuchte, den männlichen Körper, in dem ich gefangen war, unter Kontrolle zu bringen. Ich befahl ihm, stehen zu bleiben, doch Indra schritt über den Sand aus und nahm mich einfach mit. Seine muskulösen Beine trugen uns sehr viel schneller, als ich in meinem eigenen Körper vorangekommen wäre.
Er hielt inne, um eine Flasche hervorzuziehen, und nahm einen tiefen Schluck von seinem rätselhaften Teufelszeug. Das war seltsam – als ich die Kontrolle über seinen Körper gehabt hatte, war
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