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Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel

Titel: Benson, Amber - Jenseits GmbH 1 - Lieber Tod als Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amber Benson
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folgende Stille machte mir sehr viel mehr Angst als der Schrei des Ungeheuers.
    Ich spürte, wie ein Gedanke sich in meinem Gehirn regte -hatte ich überhaupt noch ein Gehirn? Vritra? Wo hatte ich diesen Namen bloß gehört?
    Dann fiel es mir ein. Es handelte sich um das Wesen, das Indra angeblich mithilfe des Meeresschaums getötet hatte, den er so sorgfältig hütete. Wenn das Ungeheuer noch lebte, hieß das wohl, dass ich mich in der Vergangenheit befand.
    Ich hätte fast losgelacht, als mir klar wurde, was Kali getan hatte: Sie hatte mich in Indras Erinnerungen geschickt. Wenn das ihre Art war, Geschichten zu erzählen, würde ich heilfroh sein, nie wieder eine aus ihrem Mund zu hören.
    Ein lautes Knallen ertönte, als träfe eine Peitsche auf bloß liegendes Fleisch, und plötzlich waren wir nicht mehr allein. Die riesige Zugbrücke senkte sich wie eine Zunge herab, und sicher tausend Mann in schweren, scharlachrot-schwarzen Rüstungen strömten uns entgegen.
    Hätte ich auch nur das Geringste tun können, dann wäre ich mit eingekniffenem Schwanz weggerannt, doch Indra hatte andere Pläne. Er griff in seine Tasche. Bitte, trink nicht schon wieder aus deiner dummen Flasche, stöhnte ich innerlich, doch ich irrte mich. Statt des Silberfläschchens zog Indra ein langes, glitzerndes Zepter hervor. Es glich keiner Waffe, die ich jemals zuvor gesehen hatte. Sein Anblick war so faszinierend, dass sogar Indra Schwierigkeiten hatte, den Blick abzuwenden.
    Das Zepter war nicht ganz einen Meter lang und lag schlank und anschmiegsam in Indras Hand. Sein Schaft bestand aus zwei Knochenstücken – ich war mir ziemlich sicher, dass es sich in einem anderen Leben um die Oberschenkelknochen eines wirklich großen Kerls gehandelt hatte –, und an beiden Enden befand sich eine sichelförmige Klinge aus einer klaren, kristallenen Substanz, die ich nicht näher bestimmen konnte. Schließlich war ich keine Nahkampfwaffenexpertin oder so. Soweit ich wusste, benutzte man eigentlich Metallklingen, um wichtige Leute zu enthaupten. Was also war das für ein Zeug?
    Nach kurzer Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass es eigentlich nur Diamant sein konnte – zwei unglaublich große Diamanten, die man zu mörderisch scharfen Klingen zurechtgeschliffen hatte. Glas oder Bergkristall wäre im Kampf sofort zersplittert, aber Diamanten waren verdammt zähe kleine Kerle, die bestens auf sich aufpassen konnten. Und diese beiden Exemplare hatten denkbar wenig mit dem zu tun, was man in einer Juweliersauslage fand.
    Die Diamantklingen hatten etwas Hypnotisches an sich. Ich stellte fest, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als die Hand auszustrecken und eine von ihnen zu berühren, ihre glatte Schärfe mit meiner Kehle zu liebkosen … Igitt, habe ich das gerade wirklich gedacht? Himmel, das Ding muss magisch sein, so, wie es mich dazu zu treiben versucht, mich mit ihm umzubringen.
    Gott sei Dank hatte ich keinen Körper – sonst hätte dieses Diamantklingenmonster mein Blut zum Mittagessen verspeist. Da ich heute schon genug Blutkörperchen verloren hatte, war es mir momentan ausgesprochen recht, keine körperliche Gestalt zu haben. So musste ich mir keine Gedanken darüber machen, wie ich mich von dem Ding fernhalten sollte.
    Ehrfürchtig beobachtete ich, wie Indra die Waffe hoch über den Kopf hob und mit gespannten Muskeln darauf wartete, dass der Ansturm der Soldaten über ihm zusammenschlug. Ich war überrascht, wie schnell die Gerüsteten dem Sirenengesang der Waffe nachgaben. Staunend sah ich zu, wie die Soldaten – die unter ihren schweren, blutroten und mitternachtsschwarzen Rüstungen allesamt aschfahl und blindäugig aussahen – sich die Brustplatten vom Hals rissen und dem Ruf von Indras Doppelsichel dienstfertig Folge leisteten. Jedes Mal, wenn einer von ihnen mit einem letzten, gurgelnden Dankesgebet starb, glühten die beiden Klingen weiß auf, als saugten sie die Seelen ihrer Opfer auf.
    Die Vorstellung, dass ein lebloses Ding etwas verzehren konnte, war komisch, doch genau das ging hier vor – Indras Zepter verputzte menschliche Seelen wie ein gefräßiges kleines Schweinchen. Ich musste daran denken, wie ich einmal eine Gruppe von drei meiner Büromitarbeiterinnen auf Atkins-Diät beobachtet hatte. Die drei Anzugträgerinnen in mittleren Jahren hatten auf einer Weihnachtsparty mit Orientthema einen ganzen Schawarma-Spieß verdrückt.
    Angesichts der von ihnen verzehrten Mengen hatte ich mich ganz benommen

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