Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)
ein Spiel. Aber es wird dir gefallen. Wir probieren es einfach mal aus und wenn du es nicht magst, lassen wir es einfach bleiben, okay?“
„ Ja, klar.“ Mehr fiel ihr nicht ein. Er wollte doch nicht etwa mit ihr im Keller schlafen!
Wortlos hatte er sie auf den Stuhl gedrückt, ihre Hände festgeschnallt und war schnell in sie eingedrungen. Eigentlich war alles wie immer, nur die Umgebung war anders. Es war nicht schlimm. Andere Männer taten viel verrücktere Dinge und gingen sogar fremd. Ihr Mann wollte nur ein wenig ungestörte Zeit mit ihr verbringen, mehr nicht. Je mehr sie es sich einredete, desto stärker glaubte Lisa sich ihre Lügen. Selbst, als er sie das erste Mal im Kellerzimmer schlug, funktionierte diese Methode.
Schlimm wurde es, als Ingmar Vivien das erste Mal bei einem epileptischen Anfall erwischte. Er tobte vor Wut, weil Lisa ihn nicht aufgeklärt hatte und steckte das kleine Mädchen für eine Stunde in den dunklen Keller. Lisa musste sich was einfallen lassen, damit Ingmar Vivien nicht für Dinge bestrafte, für die sich doch eigentlich nichts konnte. Sie kehrte zu alten Verhaltensmustern zurück, überraschte ihren Mann halbnackt, wenn er nach Hause kam und zerrte ihn für einen Quickie ins Gästebad.
Endlich kehrte wieder Ruhe in ihr Familienleben ein und Lisa klammerte die paar Probleme einfach aus. Sie wollte nicht dauernd an Viviens Medikationen denken, sondern sexy und weiblich sein. Eine Geliebte, Ehefrau und Mutter – in dieser Reihenfolge und nicht andersherum.
Darum war es ihre Schuld, dass Vivien starb. Sie hatte vergessen, der Kleinen das Antiepileptikum zu geben und wollte auch das Gebrüll aus dem Kellerzimmer nicht hören. Dorthin hatte Ingmar Vivien mal wieder gebracht, denn sie war wirklich unausstehlich gewesen an jenem Tag. Julia schlief bereits tief und fest und oben im Schlafzimmer hatten Ingmar und Lisa fabelhaften Sex. Als Lisa eine Stunde später das Kind hochholen wollte, lag es regungslos in seinem Erbrochenen.
Sie konnte nicht schreien. Wie eine Marionette ging Lisa zurück ins Schlafzimmer und sagte tonlos zu ihrem Mann:
„Ich glaube, Vivien ist tot.“
„ Was?“
Das war einer der seltenen Momente, in denen Lisa ihren Mann sprachlos erlebte. Er raste nach unten, brüllte wie ein Tier und kam nach einer halben Stunde zurück zu Lisa. Sie stand stumm vor dem Fenster und blickte Ingmar an.
„Ich hab sie in ihr Bett gelegt und saubergemacht. Wir rufen jetzt einen Krankenwagen und sagen, dass wir sie so im Bett gefunden haben.“
„ Okay. Ist sie noch tot?“
„ Natürlich ist sie noch tot! Lisa, bist du irre! Du hast dein Kind umgebracht, verstehst du das! Wenn du mir nicht stundenlang einen geblasen hättest, wäre Vivien quietschfidel. Du bist schuld! Aber natürlich werde ich dich decken. Das kriegt keiner raus. Es ist Plötzlicher Kindstod. Verstanden?“
„ Ja.“
So kam es, dass Vivien Suhrhoff mit zwei Jahren einfach von der Bildfläche verschwand. Als Sebastian zwei Jahre später zur Welt kam, war endlich wieder alles im Lot und Lisa konnte ihr mittleres Kind gut verdrängen. Nichts erinnerte mehr an Vivien, die eine Laune der Natur gewesen war, wie Ingmar es einmal ausdrückte. Julia und Sebastian waren zwei gesunde und normale Kinder. So sollte es sein in einer glücklichen Familie.
Doch jetzt, elf Jahre später, kamen die Träume zurück, stärker und heftiger als je zuvor. Lisa weinte um ihr vergangenes Glück, um ihre Kinder und ihren Mann – alles war so weit von ihr.
Kapitel 7
Was zieht man an, wenn man das erste Mal seine Chat-Affäre trifft? Elaines Bett war zugepflastert mit dem Inhalt des halben Kleiderschranks. Ratlos drehte sie sich vor ihrem Spiegel hin und her. Gerade trug sie eine rosa Bluse und eine schwarze Lederhose. Hm. Oder vielleicht doch einen Rock? Männer lieben Röcke, so viel wusste Elaine noch. Sie hatte mit Laszlo in den letzten Tagen so heftig geflirtet, dass es ihr jetzt fast wie ein Verrat vorkam, wenn sie sich zu brav anzog. Es war Jahre her, dass Elaine sich so aufgedonnert hatte. Sie war sogar zum Frisör gegangen und Hanna hatte ihr die Nägel gemacht.
Dass sie immer noch eine Schönheit war, konnte selbst sie erkennen. Auch Jahre des Suffs und der Selbstzerstörung konnten ihrem Äußeren anscheinend nichts anhaben.
„Na ja, kommt sicherlich noch mit zunehmendem Alter“, sagte sie trocken zu ihrem Spiegelbild und pellte sich aus den Klamotten.
„ Also, scheiß drauf. Wenn schon, denn schon, was
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