Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)
begegnet wäre. Doch durch all die Nächte im Chat waren sie sich vertraut und konnten nun auch die Äußerlichkeiten in Ruhe abchecken. Elaine war sehr zufrieden.
„ Entschuldige mich kurz“, sagte sie und ging zur Toilette. Von dort aus schickte sie Hanna die versprochene SMS.
Alles prima, Laszlo ist super, leider ein bisschen mickrig, aber lecker. Kein Mörder mit einem Messer in der Tasche. Melde mich später wieder.
Keine Minute später war schon Hannas Antwort da.
Mickrig? Insgesamt oder nur im Ganzen? Viel Spaß!
Elaine konterte:
Im Ganzen natürlich! Was du wieder denkst. Wir führen niveauvolle Gespräche.
Als Elaine an den Tisch zurückkehrte, blieb Laszlo völlig entspannt sitzen. Ein Kavalier verhielt sich anders, dachte Elaine. Er würde sich nicht verspäten, hätte ein Blümchen mitgebracht und wäre aufgestanden, wenn die Dame sich setzt. Laszlo hingegen war offensichtlich tiefenentspannt. Man sollte nicht zu hohe Erwartungen haben und muss nehmen, was übrig bleibt. Es gab ganz gewiss schlechtere Internetbekanntschaften als Laszlo.
„ Elaine, ich würde nach dem Essen gern mit dir allein sein“, sagte Laszlo, als er mit seiner Pizza fast fertig war.
„ Okay… Du weißt ja, ich bin etwas aus der Übung bei sowas. Jetzt muss ich wohl fragen: Zu dir oder zu mir?“, gab Elaine mit aufgesetztem Lachen zurück.
„ Zu mir können wir nicht, das bringt meine Eltern völlig aus ihrem Rhythmus. Wenn es geht, dann zu dir. Ich würde sowieso wahnsinnig gerne sehen, wie du lebst. Daran erkennt man doch so viel. Bei mir gibt es nichts, außer praktischer Dinge. Die letzten Jahre waren einfach so anstrengend.“
Elaine mochte es nicht, wenn Laszlo so rumjammerte. Aber sie fand es gut, dass sie zu ihr gingen – dann konnte sie zur Not Hanna auftauchen lassen, falls sie Laszlo loswerden wollte. Schneller als sie gucken konnte, hatte Laszlo das Essen bezahlt – immerhin lud er sie ein – und strahlte Elaine aufgeregt an. Aber was erwartete sie eigentlich? Sie selbst hatte auch Lust auf eine wilde Knutscherei und vielleicht noch mehr. Dass er als Mann noch versessener darauf war, lag in der Natur der Dinge.
„Komm!“, sagte sie lächelnd und griff nach seiner Hand. Sie fühlte sich gut an. Gemeinsam verließen Elaine und Laszlo das Restaurant.
„ Wir können auch mit deinem Wagen fahren, dann musst du nicht später hierher zurück laufen“, schlug Elaine vor.
„ Nee, nicht nötig, ich hab hinten im Parkhaus geparkt und kann später einen kleinen Fußmarsch bestimmt gut gebrauchen.“
„ Wie du meinst… Bist du aufgeregt?“
„ Nein. Ich freue mich auf dich, Elaine.“
Verlegen drehte Elaine ihr Gesicht zur Seite. Das war alles so aufregend und sie hatte das Gefühl, sie würde sich selbst aus der Vogelperspektive zuschauen. Als Nächstes käme bestimmt ein Kuss. Vielleicht würde Laszlo sie gleich an sich ziehen und ihr Gesicht in beide Hände nehmen, so wie sie es sich heimlich wünschte. Doch er wartete, bis sie im Haus angekommen waren.
„Hereinspaziert, Fremder!“
„ Bin ich für dich noch ein Fremder? Ich hoffe doch nicht. Vielleicht sollte ich mich dir ein bisschen konkreter vorstellen.“
Zärtlich und fordernd drückte Laszlo Elaine im Flur an den Schuhschrank und küsste sie innig. Wie gut sich das anfühlte! Elaine seufzte wohlig und ließ sich von Laszlo ausziehen. Endlich war es soweit.
Kapitel 8
Urs Fritz war kein Kommissar, wie er im Buche stand. Er machte seinen Job, wie es all die anderen Leute dort draußen auch taten: Ordentlich, mit regelmäßigen Pausen und absehbarem Feierabend. Er glaubte nicht daran, dass er die Welt verbessern könnte, wenn er nur ein bisschen zügiger arbeiten würde – also ließ er es gleich bleiben. Es rannten so viele Bekloppte herum, da konnte er als einfacher Beamter auch nichts dran ändern. Die Akte Suhrhoff war daher für Fritz nichts Weltbewegendes. Eine weitere verrückte Familie mit seltsamen Vorlieben, nicht mehr und nicht weniger. Die Leute in der Veilchengasse bildeten das klassische Exempel der spießigen Gesellschaft, fand Fritz und machte sich zu jedem befragten Bewohner seine Notizen.
Nun kam Fredi Kummer an die Reihe. Fritz konnte sich schlecht vorstellen, dass ausgerechnet dieses Muttersöhnchen die Tür von Lisa Suhrhoff aufgebrochen haben sollte, um sich dann neben ihr Bett zu stellen. Aber er ging dem telefonischen Hinweis von Hanna Zielke nach, weil es eben sein Job war.
Als er sich von seinem Kollegen im
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