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Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)

Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)

Titel: Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Marie Milton
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blutend am Boden. Er war weg und sie hatte ihn glücklicherweise nicht abgemurkst.

Kapitel 14
    Eigentlich war es unnötig, aber Chantalle wollte Rache. Sie verspürte kein Mitleid mit Hanna, obwohl sie es versucht hatte. Seit Sörens Frau von seinem Verhältnis mit Chantalle Wind bekommen hatte, behandelte sie diese nicht etwa wie eine Rivalin, sondern wie ein zu bemitleidendes Kind. Das machte Chantalle erst richtig wütend! Sie war absolut kein Kind mehr – sonst wären die Kerle wohl kaum so verrückt nach ihr. Trotzdem hatte Sören ihr irgendwie alles versaut. Ihre Mutter lehnte sie jetzt noch mehr ab. Und dann diese Blicke in der Veilchengasse! Wenn Chantalle dort aufkreuzte, wurde sie wie eine geistig Verwirrte angegafft. Das arme Kind, ein Scheidungsopfer! Das schienen die Leute zu glauben.
    Ein bisschen ärgern, mehr wollte Chantalle nicht. Das Interesse an Sören verlosch langsam, aber die Demütigung saß tief. Chantalle schnippelte aus diversen Zeitungen Buchstaben aus und klebte einen anonymen Brief zusammen. Zufrieden kicherte sie, als das Ergebnis vor ihr lag.
    IHR MANN HAT EINE NEUE GELIEBTE. WERFEN SIE DEN BLENDER LIEBER RAUS.
    Chantalle hatte alles nur mit Handschuhen angefasst; das hatte sie mal in einem Krimi gesehen. Sie steckte den Zettel in einen Umschlag, setzte sich auf ihren Roller und besuchte ihre Mutter. Als sie am Haus der Zielkes vorbeikam, schmiss sie den Brief mit Schmackes vor Hannas Haustür. Hoffentlich würde er nicht weg wehen.
    Elaine hatte sich etwas gefangen. Anstatt breit herumzuliegen, war sie nun ständig wütend und rannte wie von der Tarantel gestochen durch die Gegend. Ein Zustand, der Chantalle verwirrte. So lange Zeit hatte ihre Mutter lethargisch und uninteressiert gewirkt – und nun war sie aggressiv und hyperaktiv. Das passte gar nicht zu ihr. Nach einigen Stunden in ihrem alten Zuhause hatte Chantalle genug. Sie war den anonymen Brief losgeworden und hatte mit ihrer Mutter gegessen. Mehr konnte man von der Veilchengasse nicht erwarten.
    Auf der anderen Straßenseite packte Lisa ihren Koffer. Sie riss sich zusammen, hatte gerade noch die Kinder für ein paar Stunden bei sich gehabt und wollte nicht weinen. Vielleicht wäre es wirklich ganz gut, mal ein paar Wochen weg von all dem zu sein. Sie griff nach zwei gerahmten Fotos ihrer Lieben und legte sie zwischen die gebügelten Kleidungsstücke. In einer halben Stunde durfte sie Ingmar anrufen. Ein letztes Mal für viele Wochen; Lisa spürte die Aufregung in sich hoch kriechen. Sie wusste nicht, wie Ingmar mit ihr telefonieren konnte. Ob er alleine wäre oder an einer Wand im Gefängnisflur zwischen den anderen Häftlingen stehen würde. Konnte er frei sprechen, stand ein Aufseher hinter ihm? Und was sollte sie ihm sagen? Sie fürchtete sich so sehr, dass er irgendwie Wind von dem Foto bekommen könnte!
    Nur ein einziges Mal hatte sie sich das peinliche Bild angeschaut, neulich im Krankenhaus. Sie war dermaßen geschockt gewesen, dass sie es zerknüllt hatte und später in kleine Fetzen zerriss. Als man wirklich überhaupt nichts mehr erkennen konnte und das Papier in tausend kleine Teile gerissen war, ließ sie die Schnipsel nachts aus dem Krankenhausfenster rieseln. Nein, sie wollte nicht an den Einbrecher denken und daran, was er von ihr wollen könnte. Wenn er sie vergewaltigen wollte, hätte er es doch gekonnt! Was sollte das mit dem Foto?
    Nachdem Lisa auch die hinterste Ecke ihres Hauses geputzt hatte und das Gepäck im Koffer verstaut war, setzte sie sich mit dem Telefon in der Hand aufs Sofa. Noch fünf Minuten, dann würde sie die Stimme ihres Mannes hören. Je länger er fort war, desto schlimmer wurde die Sehnsucht nach einer führenden Hand. Sie brauchte Ingmar so sehr, er war doch immer ihr Beschützer gewesen! Jetzt klingelte es auch noch an der Haustür. Lisa eilte zur Haustür und öffnete sie einen Spalt. Der bekloppte Nachbar Fredi Kummer stand dort mit einem Blumenstrauß in der Hand!
    „ Guten Tag?“, fragte Lisa feindselig.
    „ Guten Tag, Lisa! Ich wollte Ihnen, also dir, nur kurz einen kleinen Frühlingsgruß vorbeibringen und alles Gute wünschen. Von Nachbar zu Nachbar.“
    Ungeschickt wischte sich Fredi die freie Hand an der braunen Stoffhose ab. Er wirkte aufgeregt und fahrig. Lisa runzelte die Stirn.
    „Wie komme ich zu der Ehre? Ist das eine Idee Ihrer Mutter?“
    „ Nein, nein, das ist meine Idee. Aber meine Frau Mutter lässt Sie auch herzlich grüßen!“
    „ Aha. Danke schön.

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