Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
M it einem kräftigen Schwung zog Ashton sich hinauf auf unseren Ast und ließ sich darauf nieder. Früher hatte sie mich dafür noch gebraucht – da hatte ich ihr einen kleinen Schubs geben müssen, damit sie das schaffte. Jetzt brauchte sie mich für gar nichts mehr. Ich hatte sie in vielerlei Hinsicht im Stich gelassen.
Von gebrochenen Herzen hatte ich natürlich auch vorher schon gehört, aber erst jetzt verstand ich wirklich, wie sich das anfühlte. Sie hier vor mir sitzen zu sehen löste in meiner Brust einen unglaublichen Schmerz aus. Seit ich sie und Beau damals zusammen vor der Kirche erwischt hatte, fiel es mir schwer, richtig tief Luft zu holen. In diesem Moment hatte ich bereits Bescheid gewusst. Ja, ich hatte mir gewünscht, dass sie mir irgendeine absurde Erklärung für all das geben, mir beweisen könnte, dass ich mich geirrt hatte. Aber dennoch war in diesem Augenblick schon klar gewesen, dass Ashton nicht länger zu mir gehörte.
»Beeindruckend. Sieht kinderleicht aus, wie du das machst«, sagte ich so laut, dass sie mich hören musste. Sie hatte mir in einer SMS geschrieben, dass sie hier draußen war. Ich war schon vor Stunden hergekommen, um nachzudenken. Hier an dieser Stelle hatte alles begonnen. Da war es irgendwie folgerichtig, dass es hier auch zu Ende ging.
Ashton sah ein wenig verwirrt aus. Ich liebte diesen Gesichtsausdruck … er war einfach total anbetungswürdig.
»Ich war schon hier, als du mir geschrieben hast«, erklärte ich, und ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
»Oh«, antwortete sie.
»Was verschafft mir denn die Ehre?«, fragte ich, obwohl ich das eigentlich schon ahnte. Ich wollte es nur noch einmal von ihr hören. Es war höchste Zeit, dass wir die Sache endgültig klärten. Ich lief zu ihr hinüber und bemerkte im selben Moment den Zuhörer, der sich in der Dunkelheit verbarg. So, so. Beau wollte also auch nach mir sehen. Oder aber er war Ash gefolgt.
»Ich wollte gucken, wie’s dir geht. Beau hat gesagt, dass du eine Gehirnerschütterung hattest.«
Ich musste laut auflachen. Ja, es war eine ziemlich ordentliche Gehirnerschütterung gewesen. Ich schnappte mir einen Stein und ließ ihn übers Wasser springen.
»Hat er dir auch erzählt, wie ich sie mir eingehandelt habe?«
»Ja«, antwortete sie schuldbewusst. Anscheinend hatte er ihr gestanden, dass er mir fast den Schädel zertrümmert hatte. Trotzdem war es natürlich nicht ihre Schuld …
»Ich hab’s verdient. Ich habe dich die ganze Woche ziemlich scheiße behandelt.« Die Schmerzen in meiner Brust wurden noch ärger. Dass ich einfach tatenlos zugesehen hatte, wie ihre Mitschüler sie quälten, würde mich ewig verfolgen.
»Ähm …« Offenbar wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ich hatte sie hängen lassen. Und mich auch. Ich hatte mich benommen wie jemand, der mir selbst total fremd war.
»Ehrlich gesagt, war es fast eine Erleichterung, von Beau verkloppt zu werden … Ich habe mich wegen der Geschichte ja selbst richtig fertiggemacht. War nett, dass das dann jemand anderes für mich übernommen hat.«
»Bitte?!« Ganz offensichtlich war sie überrascht, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte. Verdammt, das machte alles noch schwerer. Es schnürte mir regelrecht die Luft ab.
»Ash, du warst jahrelang meine Freundin. Aber vorher waren wir Freunde. Beste Freunde. Ich hätte dich nie so behandeln dürfen, weil es plötzlich Schwierigkeiten gab … Das war einfach nicht richtig. Du hast alle Schuld für etwas auf dich genommen, das nicht allein dein Fehler war. Es war auch Beaus und meiner.«
»Deiner? Weshalb das denn?«
»Ich wusste, dass Beau dich liebt. Ich habe es daran gemerkt, wie er dich angesehen hat. Und ich wusste auch, dass du ihn mehr liebst als mich. Ihr zwei hattet damals eine ganz spezielle Beziehung, und ich habe mich ausgeschlossen gefühlt. Da war ich eifersüchtig … Beau war mein Cousin und du das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen habe. Ich wollte dich für mich allein. Deswegen habe ich mich mit dir verabredet, ohne Beau vorher einzuweihen. Ich habe ihn nie gefragt, wie er sich dabei fühlt. Du hast Ja gesagt, und damit hatte ich mir nichts, dir nichts die Bande zwischen dir und Beau durchtrennt. Ihr zwei habt nie wieder miteinander geredet … Es gab keine nächtlichen Gespräche auf dem Dach mehr, und ich musste euch aus keinem Schlamassel mehr heraushelfen. Beau war mein Cousin, du meine Freundin. Es war wirklich, als hätte es eure Freundschaft nie
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