Bereitwillig (German Edition)
sein würde, wenn er erfuhr, was sie hier entdeckt hatte und dass er es sich hatte entgehen lassen.
Mabel seufzte leise. Dazu musste sie erst einmal herausfinden, was das hier überhaupt war. Sie ging an der Außenseite des Gebäudes entlang – nichts, keine Aufschrift, kein Schild, gar nichts. Tapfer ging sie weiter und entdeckte schließlich eine Feuerleiter. Sie sah nach oben und schluckte, das Gebäude war bestimmt 30 Meter hoch und sie nicht schwindelfrei. Ungefähr in halber Höhe befand sich jedoch ein Fenster.
Obwohl ihr Herzschlag in ihrem Kopf widerzuhallen schien, legte Mabel ihre Hände um die eiskalten Streben der Treppe und kletterte empor. Das Fenster war fürchterlich verschmutzt und ohne auch nur den kleinsten Blick nach unten zu werfen, benutzte sie ihren Ellenbogen, um das Glas sauberzuwischen. Sie beugte sich hinüber, soweit ihre Angst es zuließ und spähte durch das Guckloch, das sie sich geschaffen hatte.
Ihr Mund wurde trocken; um ein Haar hätte sie die Leiter losgelassen. Sie presste sich enger an das Metall und ignorierte das prickelnde Gefühl, das langsam ihren Nacken hinaufkroch.
Sie blickte in eine Art Club. Zum Teil waren die Männer und Frauen nackt, zum Teil trugen sie Lederkleidung und aufwendige Korsagen. Mabel konnte kaum etwas erkennen – so weit oben, wie sie sich befand – aber sie war sich ziemlich sicher, dass hier gerade eine Sexparty stattfand. Ob es ein Swingerclub ist? Plötzlich sah sie Patricias platinblonden Haarschopf, der selbst von hier deutlich zu erkennen war. Was hält sie da in der Hand?
Mabel presste sich beinah die Nase an der Scheibe platt und kniff die Augen zusammen. Ist das-? Oh mein Gott! Das ist eine Leine! Dahinter kroch eine nackte Frau und zu ihr führte die silberne Kette.
Nach Luft schnappend zog sie sich vom Fenster zurück. Unglaublich! Patricia ist eine Domina – und das hier ein SM-Club. Gierig sog Mabel die kalte Nachtluft ein und fragte sich, was sie nun mit dieser Information anfangen sollte. Plötzlich kam es ihr vor, als hätte sie, seitdem sie losgefahren war, die Luft angehalten.
Während sie die Sprossen nach unten stieg, formte sich in ihrem Kopf bereits ein neuer Plan. Sie würde herausfinden, wie dieser Club hieß und Patricia bei ihrem nächsten Besuch hier fotografieren. Mit solchen Bildern in der Hand würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als auf das einzugehen, was Mabel ihr vorschlug.
Sie wollte auf schnellstem Wege zu ihrem Wagen und vergaß dabei vollkommen den Bewegungsmelder über der Tür. Das rote Licht flammte auf und Mabel blieb ertappt stehen. Doch nichts passierte – die Tür ging nicht auf, es bellten keine Hunde und Securitymänner gab es hier offensichtlich auch nicht. Sie senkte sicherheitshalber trotzdem den Blick und ging weiter.
Beinah hätte sie es übersehen, doch da bemerkte sie den Schriftzug auf der Bodenplatte vor der Tür: Aviditas . Schnell zog sie ihr Handy hervor und machte ein Bild davon, dann erlosch das Licht über ihr schon wieder.
Als sie ihren Wagen von dem Gelände steuerte, merkte sie erst, wie zittrig sie sich fühlte und wie spannend ihre Entdeckung war. Was fängst du jetzt nur mit diesem Wissen an – und wie kommst du möglichst schnell in diesen Club?
„Du machst Witze!“ Ian und Charly starrten sie an, dann hustete Charly, weil sie sich vor lauter Schreck an ihrem Kaffee verschluckt hatte. Mabel schüttelte langsam und nachdrücklich den Kopf. Sie hatte ihre Freunde noch auf dem Heimweg angerufen und ihnen berichtet, dass die Konfrontation nicht stattgefunden hatte, sie aber schon einen neuen Plan hatte.
„Nein, und ich habe die halbe Nacht im Internet geforscht – nichts. Ich weiß nur, dass der Name auf Latein Gier bedeutet.“
„Du hast nicht ernsthaft vor, dich da anzumelden, oder?“
Mabel zuckte mit den Schultern. „Warum denn nicht? Ich will ja nur belastendes Material finden, um Patricia endlich dazu zu bewegen, nett zu uns sein und nicht dauernd unsere Ideen zu klauen.“
Sie stieß energisch den Löffel in die Tasse schwarzen Kaffees, die vor ihr stand. „Aber das wird eh nichts, wenn ich da nicht hineinkomme – und irgendetwas sagt mir, dass Patricia mir dabei keine Hilfe sein wird.“
Sie schwiegen für einen Moment, dann räusperte Ian sich. „Also vielleicht weiß ich da jemanden, der uns helfen kann.“
Charly riss die Augen auf und sagte: „Ich trau mich gar nicht, zu fragen.“
Ian winkte sofort ab. „Halb so
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