Bereitwillig (German Edition)
Internetadresse und ihr Name standen darauf. Ihr Hals fühlte sich trocken an – sie hatte es tatsächlich geschafft, sich im Aviditas anzumelden.
2
Ian war der Erste, der seine Sprache wiederfand, nachdem sie eine Weile schweigend auf der Couch gesessen und die mysteriöse Karte betrachtet hatten.
„Ich fass’ es immer noch nicht. Hier ist wirklich ein Butler aufgetaucht und hat dir die Karte persönlich gebracht?“
„Ich weiß nicht genau, ob es ein Butler war – ich sagte, dass er aussah wie ein Butler.“
Charly schüttelte nur schweigend den Kopf und starrte weiterhin auf das schwarze Stück Plastik.
„Trotzdem hast du dann noch gewartet und erst heute nach der Arbeit alles erzählt?“ Ian klang zickig.
Mabel verdrehte genervt die Augen und versuchte, ihn zu besänftigen. „Ach Ian, ich war doch selbst viel zu aufgeregt. Was hätte es denn gebracht, wenn ich euch beide so spät noch zu mir bestellt hätte?“
Ian antwortete nicht, sondern schob seine Unterlippe demonstrativ vor. Mabel seufzte und fuhr fort: „Nachdem ich meinen Schock überwunden hatte, habe ich die Internetseite besucht. Sie ist ziemlich dürftig – im Grunde stand dort nicht mehr als der nächste Termin für neue Mitglieder.“
Genervt rief Ian: „Jetzt mach’ es doch nicht so spannend!“
„Schon am Samstagabend um 22 Uhr.“
Mabel machte eine demonstrative Pause, doch von ihren Freunden kam zuerst keine Reaktion.
„Ich glaube, ich finde die Idee nicht mehr ganz so gut“, sagte Ian. „Wer weiß, wo du dich da angemeldet hast. Wir können dich doch unmöglich alleine dort hingehen lassen.“
Er sah Mabel aus großen Augen flehend an und sie war von seinem plötzlichen Stimmungsumschwung nicht einmal sonderlich überrascht. Ian hatte ein loses Mundwerk und gab gern zwischendurch den Wortführer, aber insgeheim war er ein überfürsorgliches Weichei.
Mabel holte tief Luft und fragte: „Was soll denn passieren? Aber ich brauche einen Plan und dabei müsst ihr mir helfen.“
Nach einer langen Pause nickte Ian ergeben und Mabel wusste, dass sie gewonnen hatte.
Auf einmal kam auch wieder Leben in Charly und sie wandte sich an ihre Freundin. „Beginnen wir vorne: Was ziehst du an?“
„Darüber habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht. Das ist meiner Meinung nach auch das kleinste Problem.“
Ian und Charly brachen in Gelächter aus und Mabel hatte das Gefühl, dass der Spaß gerade auf ihre Kosten ging.
„Mabel, Schätzchen, dein Mut ist ja wirklich entzückend, aber in dem Moment, indem du zur Tür reinkommst, wird jeder wissen, dass du eine Betrügerin bist, die sich dort eingeschlichen hat. Du kannst da nicht in deinem üblichen Tanktop und der ausgefransten Shorts reinspazieren.“ Ian lehnte sich auf der Couch zurück und wechselte einen Blick mit Charly. Wie aus einem Munde sagten beide: „Tremont Street.“
Mabel konnte der Unterhaltung nicht länger folgen. „Wie bitte?“
Charly ergriff nun das Wort: „Das ist ein Sexshop im South End, da finden wir ein Outfit für dich.“
„Okay, dass unser Großmaul das weiß, war mir fast klar – aber Charly? Ich entdecke ja ganz neue Seiten an dir!“ Mabel sah ihre Freundin herausfordernd an, aber diese hielt ihrem Blick stand und zuckte lässig mit den Schultern.
„Ich möchte nur, dass die Aktion reibungslos über die Bühne geht. Es liegt jetzt schließlich an dir, ob wir Patricia endlich zur Vernunft bringen können oder nicht.“
Mabel schluckte. Sie hatte vor lauter Aufregung fast den wahren Grund vergessen, warum sie das Aviditas besuchen wollte: Um kompromittierende Bilder von Patricia Kent zu schießen. Die Freunde schreckten noch immer vor dem Wort „Erpressung“ zurück, auch wenn es im Grunde das war, was sie planten.
Charly und Ian bestanden darauf, direkt am nächsten Nachmittag nach der Arbeit den Sexshop aufzusuchen und ein Outfit zu besorgen. Mabel versuchte, sich zu wehren, aber ausgerechnet Charly blieb standhaft und versicherte ihr, dass es unumgänglich sei.
„Hast du eine Kosmetikerin?“, erkundigte sie sich bei Mabel.
„Nein, wozu auch? Jetzt sag’ nicht, dass ich mich vorher auch noch schminken lassen soll?“
Wieder tauschten Ian und Charly einen bedeutungsvollen Blick. Ian griff nach Mabels Hand und tätschelte sie liebevoll. „Ich glaube, Charly hat eher an ein Waxing gedacht.“
Mabels Augen weiteten sich und sie sah Charly entsetzt an. „Also- Ich- Oh Mann!“
„Mabel, mit deiner
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