Bereitwillig (German Edition)
Ecke und überlegte gerade, was sie Conrad eigentlich sagen sollte, als sie einen stechenden Schmerz in ihrer Seite spürte. Sie wollte nach unten sehen, da wurde es schwarz um sie herum...
Mabel erwachte und konnte zuerst nur verschwommen sehen. Ihr Mund war schrecklich trocken und ihre Zunge fühlte sich viel zu groß an. Flackerndes Licht bohrte sich durch ihre bleischweren Lider. Was stimmt mit deinen Augen nicht? Sie schluckte ein paar Mal und versuchte erneut, etwas zu erkennen. Ein dumpfes Pochen in ihrem Hinterkopf lenkte sie wieder ab. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Empfindungen.
Immer wieder spürte sie, wie sie für einige Sekunden das Bewusstsein verlor, ohne etwas dagegen tun zu können. Warum flimmert das Licht nur so? Dann wurde sie abrupt wach.
Der Raum war nur spärlich beleuchtet; der vibrierende Schmerz in ihrem Hinterkopf ließ langsam nach. Mabel stellte fest, dass sie an einem Tisch saß. Ihre Fingerspitzen kribbelten merkwürdig. Als sie nach unten sah, konnte sie ohne große Überraschung erkennen, dass ihre Arme mit Klebeband an die Stuhllehnen gefesselt waren.
Sie schluckte schwer und versuchte, mit etwas Speichel ihre Zunge zu befeuchten. Ihre Wangen fühlten sich noch immer sehr merkwürdig an – als wären sie von innen mit Watte ausgestopft.
Ihr rechtes Augenlid begann, unkontrolliert zu zucken und sie musste eine Panikattacke herunterkämpfen. Sie zwang sich dazu, langsam ein- und auszuatmen und dabei ihre Atemzüge zu zählen. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf ihre Empfindungen und dachte nach.
Was ist passiert? Sie war aus dem Auto gestiegen, Ben hatte sie zum Club gefahren. Ben! Er würde sich sicherlich Sorgen machen.
Es hatte genieselt und sie war dicht an der Mauer unter dem kleinen Vorgang entlang gegangen. Auf einmal der scharfe Stich.
Erst jetzt konnte sie wieder so klar denken, dass sie erleichtert feststellte, dass mit ihrem Sehen alles in Ordnung war. Das Licht flackerte, weil Kerzen brannten. Sie befeuchtete ihre Lippen und wandte vorsichtig den Kopf. Schmerz flammte in ihrem Hinterkopf auf, für einen Moment wurde ihr schlecht. Wo bin ich? Was ist passiert, verdammt?
Eine saubere Küche, hell gestrichen, jedoch keine Bilder, nichts am Kühlschrank, kein Telefon. Nur eine aufgeräumte Küchenzeile mit den üblichen Gerätschaften. Die Tischplatte vor ihr war leer und lediglich ein zweiter Stuhl stand da.
Ihr Puls schnellte in die Höhe, als sie die Schritte hinter ihr hörte. Sie konnte ihr Herz schmerzhaft in ihrer Kehle pochen spüren. Ihr wurde wieder schwindelig – doch als sie den Kopf langsam hob, konnte sie Samanthas Gesicht erkennen.
„Du bist wach. Gut.“
„Was hast du mit mir gemacht?“ Ihre Stimme klang furchtbar zittrig und krächzend, nicht im Ansatz so fest, wie Mabel sich es gewünscht hätte. Sie wollte nicht, dass Samantha glaubte, sie habe Angst.
„Nur eine kleine Injektion, keine Sorge. Ich weiß, was ich tue. Ben hat dir ja sicherlich schon erzählt, dass ich Apothekerin bin.“
Mabels Magen verkrampfte sich. Sie war sich sicher, dass er nicht wusste, was seine Stalkerin beruflich machte – allerdings erlaubte die Tatsache, dass Samantha das glaubte, verstörende Einblicke in ihren Kopf. Sie schien sich noch heftiger in die eingebildete Beziehung zwischen ihr und Ben hineingesteigert zu haben als ihm bewusst war.
„Was willst du von mir?“
Samantha sah sie lange mit einem traurigen Lächeln im Gesicht an, das ihr gleichzeitig ein grimmiges Aussehen gab.
„Ich muss dafür sorgen, dass Ben aufhört zu denken, er würde etwas für dich empfinden und zu mir zurückkehrt.“
Sie legte eine große, sehr bedrohlich aussehende Schere auf den Tisch. Mabels Finger krampften sich um die Stuhllehne. Im flackernden Licht der Kerzen sah das Metall der Schere neu und unbenutzt aus. Speziell für diesen Anlass gekauft, was? Sie befahl sich, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Ist Samantha wirklich gewalttätig oder will sie dir nur Angst einjagen, damit du dich von Ben fernhälst?
„Meinst du nicht, dass Ben böse mit dir wird, wenn du mir etwas tust?“
Überrascht sah Samantha auf und betrachtete Mabel eingehend. Sie dachte nach – lange. Wie das Ticken einer großen Uhr hörte Mabel ihren eigenen Herzschlag. Verschafftst du dir gerade mehr Zeit oder machst du sie nur wütend?
„Ben hat mir von dir erzählt. Aber er hat gesagt, du wärst sanftmütig und
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