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Hades - Die Welt der Verbannten

Hades - Die Welt der Verbannten

Titel: Hades - Die Welt der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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1.
     
    Rog Carter saß auf seiner Holzpritsche und starrte die grauen Betonwände an. In der kleinen Zelle gab es kein Fenster, nur einen vergitterten Entlüftungsschacht, durch den nicht einmal ein Kind hätte entfliehen können. Die ausbruchsichere Tür war aus Stahl, und das Schloß reagierte nur auf das einprogrammierte Gehirnwellenmuster des verantwortlichen Wärters.
    Aus dieser Zelle gab es kein Entkommen, und man verließ sie nur, um freigelassen – oder nach Hades deportiert – zu werden.
    Carter wußte, daß man ihn nicht freilassen würde. Man warf ihm Konspiration gegen die Regierung vor, und es gab kein schlimmeres Verbrechen. Er konnte von Glück reden, wenn sie ihn nicht »auf der Flucht erschossen«, denn die offizielle Todesstrafe gab es nicht mehr. Dafür gab es ja Hades.
    Und Hades war schlimmer als der Tod.
    Carter seufzte. Auf was hatte er sich da eingelassen? Jetzt gab es kein Zurück mehr. Beim nächsten Transport war er dabei. Ein Sträfling, dazu verurteilt, den Rest seines Lebens auf dem Planeten Hades zu verbringen. Einem Planeten, der schlimmer war als die Hölle – nicht seines Klimas oder seiner Lebensbedingungen wegen, sondern wegen der Menschen, die auf ihm lebten.
    Das Sensi-Schloß in der Stahltür begann zu summen. Sekunden später öffnete sich die Tür. Ein uniformierter Wärter stand auf dem Gang. In der Hand hielt er die schußbereite Lähmpistole.
    »Kommen Sie mit, Carter.«
    Carter erhob sich. Er wußte, wie wenig Sinn es hatte, mit einem Wärter zu diskutieren. Trotzdem fragte er:
    »Was soll ich?«
    Zu seinem Erstaunen erhielt er sogar eine Antwort:
    »Sie bekommen Ihren Ausweis.« Der Wärter lachte kurz. »Ihren Ausweis für die Hölle.«
    Carter wußte Bescheid. Er folgte dem Wärter. Die Zellentür blieb geöffnet. Man würde sein Gehirnwellenmuster abnehmen und auf eine positronische Folie drucken. Immer und überall würde ihn diese Folie identifizieren, und er konnte sie niemals verlieren. Eine Kurzoperation würde dafür sorgen. Niemand konnte eine Folie verlieren, die unter der Haut seines rechten Armes fest mit dem Fleisch verwuchs.
    Man konnte sie höchstens wieder auf operativem Weg entfernen, aber die Narbe würde bleiben.
    Der Positronendrucker tastete ihn ab, und Minuten später lag die kleine, flache Folie in der Ausgabeschüssel. Einer der Wissenschaftler nahm und überprüfte sie. Dann nickte er befriedigt und gab sie Carter.
    »Viel Glück«, sagte er ohne Spott. »Sie können es brauchen.«
    Carter nickte ein wenig verblüfft. Er nahm die Folie und folgte seinem Wärter. Als er noch einmal zurückschaute, bemerkte er, daß der Wissenschaftler ihm nachsah.
    Die Operation verlief schnell und schmerzlos. Die Folie saß nun unter seiner Haut, ein zuverlässiges Zeichen dafür, daß er ein Sträfling war.
    Als der Wärter die Tür seiner Zelle schließen wollte, fragte Carter: »Wann?«
    »Morgen.«
    Dann war Carter wieder allein.
    Morgen also, Deportationsschiffe gingen nicht regelmäßig. Sie starteten nach Bedarf, und das konnte oft Monate dauern. Er hatte also Glück.
    Denn das Warten auf die Hölle war schlimmer als die Hölle selbst.
     
    *
     
    Sie waren zehn Männer und eine Frau. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen, die eine Flucht so gut wie unmöglich machten, hatte man sie auch noch zusammengekettet. Carter war mit der rechten Hand an die linke der Frau gefesselt worden.
    Eigentlich war sie noch ein junges Mädchen. Sie mochte zwanzig Jahre alt sein, aber ihre Augen verrieten Erfahrung und Entschlossenheit. So leicht würde sie sich nicht unterkriegen lassen.
    »So jung – und schon so verdorben«, sagte Carter und lächelte zum Zeichen, daß er es nicht ernst meinte.
    »Halten Sie den Mund.«
    »Aber, Betty, warum so unhöflich? Schließlich machen wir zusammen eine hübsche Reise.«
    »Ich heiße nicht Betty«, antwortete sie patzig.
    Einer der Wärter kam herbei und fuchtelte mit dem Strahler.
    »Jede Unterhaltung ist verboten«, sagte er. »Wenn der eine was vom anderen will, auf Hades ist dazu genug Gelegenheit – wenn die anderen euch lassen.«
    Das Mädchen warf ihm einen haßerfüllten Blick zu. Carter grinste nur. Die anderen neun Häftlinge nahmen keine Notiz von dem Vorfall. Sie betrachteten das Schiff, das sie für immer von der Erde fortbringen sollte.
    Es war ein Frachter der Raumflotte. Wahrscheinlich beförderte er Nachschub für irgendeine Außenstation. Auf dem Flug dorthin würde er einen Umweg machen und die Verurteilten

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