Eine sueße Verfuehrung
1. KAPITEL
Brittany Garrisons Leben war über Nacht zerstört worden. Während sie fassungslos auf die Rechnungsbücher blickte, brach ihr der kalte Schweiß aus, und sie fühlte, wie ihr der Schreck buchstäblich in die Glieder fuhr.
„Jetzt verstehe ich, warum mein Buchhalter so plötzlich verschwunden ist“, flüsterte sie. Wenn sie doch nur schon früher von der Unterschlagung der zwei Millionen gewusst hätte! Dann wäre es vielleicht noch möglich gewesen, Paine Elsdons überstürzte Flucht zu verhindern.
„Sie müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen“, sagte Boyd Dumont. „Das Geld kann auf einem geheimen Konto auf den Bahamas oder in der Schweiz liegen. Bestimmt ist es längst nicht mehr hier in Miami Beach.“
Brittany hörte kaum, was der neue Buchhalter sagte. Sie saß an einem Tisch in seinem kleinen Büro und musste an ihre Familie denken. Vor nur einem Monat hatte sie ihren ältesten Bruder Parker sagen hören, dass er ihr das Restaurant wegnehmen würde, wenn sie keine Gewinne vorzuweisen hätte. Und ihr Bruder Stephen war derselben Meinung. Seine Bemerkung, dass sie nicht besonders geschäftstüchtig wäre, ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Aber „Brittany Beach“ war erfolgreich! Sie hatte die Zahlen hier schwarz auf weiß.
„Paine muss von Anfang an Geld unterschlagen haben“, murmelte sie, ohne sich bewusst zu sein, dass sie laut sprach. „Ich habe ihm vertraut, weil er ausgezeichnete Referenzen hatte.“
„Es könnte aber auch das erste Mal gewesen sein“, überlegte Boyd. „Vielleicht stand er irgendwie unter Druck, und nachdem er den ersten Schritt getan hatte, machte er einfach weiter.“ Der Buchhalter zuckte mit den schmalen Schultern. Als er sich bewegte, blitzte die Sonne kurz auf seinen Brillengläsern auf. „Jedenfalls gehe ich davon aus, dass Sie ihn nicht finden werden.“
„Wie konnte er damit durchkommen?“, fragte Brittany, immer noch wie betäubt von der Tatsache, dass ein Mensch, dem sie voll und ganz vertraut hatte, sie seit Monaten betrog. „Die Bücher schienen immer in Ordnung zu sein.“
„Er hat die Bücher frisiert. Ich nehme an, er hatte zwei davon, eins für Sie und eins für sich.“
Geistesabwesend strich Brittany sich mit einer Hand durchs Haar. „Lassen Sie mich überlegen, was jetzt am besten zu tun ist, bevor wir das Ganze bekannt machen.“ Es ging ihr weniger darum, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu vermeiden, als die ihrer Familie. „Wir werden natürlich die Polizei informieren.“
„Selbstverständlich. Andererseits können Sie nicht allzu lange mit den Löhnen warten oder mit dem Kauf der Vorräte und all der anderen Dinge, die für den Restaurantbetrieb nötig sind.“
Brittany rieb sich seufzend die Schläfen, als könne sie so die bohrenden Kopfschmerzen vertreiben. Sie sollte sich darüber Gedanken machen, wie sie mit ihren Schulden fertig würde, aber stattdessen konnte sie nur an die Reaktion ihrer Geschwister denken. Die Familie hielt sie, das Baby, sowieso schon für unfähig und unreif. Selbst ihre Zwillingsschwester Brooke sah das so. Wenn Brittany nicht sehr bald etwas sehr Schlaues tat, würden all diese Meinungen bestätigt werden.
„Für eine kleine Weile möchte ich noch, dass die Geschichte nicht bekannt wird. Außer natürlich bei den zuständigen Behörden.“
Boyd nickte. „Die Angelegenheiten all meiner Klienten sind streng vertraulich. Aber ich glaube, Sie erwähnten, dass einige Ihrer Angestellten schon zu tuscheln beginnen. Und selbst wenn sie Ihnen nicht zu Ohren kommen, wird es Gerüchte und Vermutungen geben.“
„Ja, im Gastgewerbe spricht sich alles schnell herum“, stellte sie nachdenklich fest. „Mein Gott, es muss doch etwas geben, was ich tun kann!“
„Brittany, wenn Sie mir einen Vorschlag erlauben wollen, denke ich, dass Ihre Brüder Ihnen helfen könnten. Selbst bei diesen hohen Schulden wäre es kein Problem für sie.“
„Das ist aber gerade mein Problem.“ Bedrückt kaute Brittany auf ihrer Unterlippe herum. „Ich möchte allein aus dieser Klemme herauskommen.“
Boyd kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Das ist eine edle Absicht, aber sie sollten jetzt praktisch denken. Nur so lässt sich der Schaden begrenzen.“
„Nein“, widersprach sie nachdrücklich. Wenn Parker von der Veruntreuung erfuhr, würde „Brittany Beach“ so schnell vom Erdboden verschwinden, als wäre ein Orkan darüber hinweggefegt. Der ältere ihrer beiden Brüder war ein knallharter
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