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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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sich mit anderen Wesen, die über sie kamen.
    Straßenlange Schlangenleiber ringelten Echsen über die Felsen, stürzten sich ins Wasser, die erst blassen, dann schwärzlichbraun anlaufenden Wesen, denen Stacheln aus den schmalen bezahnten Schädeln wuchsen und die unten im Wasser brünstig grunzend mit ihren breiten Schwimmschaufeln wateten. Wie diese Tiere das Wasser durchschwammen, kämpften sie mit anderen, mußten sich in dem Wust des aufkommenden, sie selbst durchrieselnden, über sie zusammenschlagenden Lebens behaupten. Von Felsenplatten, von der kochenden und dunstenden Erde lösten sich die abenteuerlichen Wesen ab, die sich zuerst nicht entschieden, ob sie mit dem Schwanz und den Füßen in der Erde wurzeln wollten, die dann ihre Glieder vom Boden wie von einem Teig abzogen und schon dumpf um sich blickten, die Bäume betrachteten, mit ihren Riesenkiefern in die weichen Stämme hieben. Schwer standen sie auf der wühlenden Erde, den muskulösen Schwanz angestemmt, mit den beiden Stirnhörnern Bäume rammend und fällend. Die Bäume nahmen sie wie Gräser in die Mäuler, zermahlten sie mit den Kronen Gastpflanzen und hängendem Getier.
    Langhalsige gebuckelte Ungeheuer zogen sich einzeln und in Gruppen durch die lärmerfüllten Täler, über das Flachland. Vor ihrem donnerartigen Gewieher erschraken sie selbst. Von einer Doppelreihe hoher Knochenplatten war ihr Rücken bestanden, ein Knochenkragen schützte den Hals, aber vorn bewegten sie menschenähnliche trübe gewaltige Häupter langsam hin und her. Wasser lief aus ihren Augen. In Wälder brachen sie ein. Aber sie zitterten, standen still, warfen sich um sich, als sie von fuchsartigen roten Tieren in Scharen überlaufen wurden, die sich in ihre Augenhöhlen Ohren zwischen ihren Zähnen festzusetzen suchten, die sie abschüttelten zertraten. Aber immer liefen die Füchse von rückwärts und über die Füße an, stürzten von den Bäumen herunter, in deren Seilgewirr die Ungeheuer sich verstrickten. Sie wieherten in Schmerzen. Ganze Haine verwüsteten sie, sich hinwälzend. In Flußläufen suchten sie sich zu kühlen. Da zerschellten viele. Aber die Erde blieb in einer einzigen Erregung. Und wie sie zerschellten, strömte und ballte sich schon das Leben wieder um ihre Glieder und trieb durch das Land.
    Von den Felsen der höchsten Berge stürzten sich Vogelwesen in die lebendige Brandung. Mit Hälsen wie Gazellen, die Flügel breit werfend, trugen sie auf ihren langen Krokodilsköpfen ganze Wiesen und Bäume mit sich. Maulwurfsartige Wesen, die zwischen ihren Flügelfedern nisteten, verließen sie auch im Fluge nicht. Diese zähnefletschenden Vogelechsen brauchten keine Hörner zum Rammen und Spießen. Die Hügelteile, die sie auf ihren Köpfen mit sich trugen, trieben Spitzen hervor, die die Härte der Steine hatten. Als die großen Meuchler erschienen diese schlagenden krallenden stürzenden Wesen über der Brandung Grönlands. Sie wüteten schlimmer als die Flammen, schlitzten die wandelnden Gallerten auf, zerquetschten sich senkend Tiermassen.
    Nach oben zuckte das Leben der Inseln. Nun begann es bedrängt überquellend nach außen zu fluten. Der Schwall der Vögel setzte sich in Bewegung. Die Lauftiere flüchteten vor den schwirrenden zerschmetternden Unwesen. Sie suchten das Wasser zu überschwimmen. Liefen über die Tangwiesen. Nach Süden Osten Westen quollen die Tiermassen.

ACHTES BUCH  DIE GIGANTEN
    ÜBER DER Westküste Skandinaviens erschienen die Untiere gegen Ende des Jahres. Etwas später befuhren sie die britischen Gewässer, tauchten vor Jütland und der Bretagne auf. Die Stadtschaften, die noch in der Hand starker Senate waren, hatten beim Zurückfluten des großen Expeditionsgeschwaders die Grenzen gegen Norden und Westen gesperrt. Von dem Expeditionskorps lief nur ein versprengter, rasch gefangengesetzter Teil die europäische Küste nördlich Stavangers am Boknafjord an; die Hauptmasse stürzte nach Süden an den alten Sammelplatz der Färöer und Shetlands. Britische Kommissare hatten schon im Herbst durch Schottland eine Verteidigungslinie gegen das verdächtige Geschwader gezogen, von der Lorne zur Moraybucht südlich des Kaledonienkanals; Vorpostenschiffe deckten die Nordsee und den Zugang zur Irischen See. Von niemandem gehindert, von niemandem erwartet brachen die grönländischen Untiere ein, diese abenteuerlichen, den Menschen gräßlichen Wesen, Mißschöpfungen einer unmäßigen Kraft, die über Grönland aus dem

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