Berge Meere und Giganten (German Edition)
Arme gegeneinander, schienen sich ersticken zu wollen. Dann brachen ihre Äste bei der Berührung; sie schmolzen zusammen; gemeinsam flutete ihre Nahrung in alle; ein großes Wesen erhob sich.
Zwischen den Gingko Tulpenbäumen trieben Lianen auf. Sie nahmen sich keine Zeit zur Ausbildung von Blättern. Matt an die Bäume gelehnt, um sie herumklimmend wuchsen sie über die Stämme hinaus. Die fremden Blätter umwickelten sie mit ihren Windungen. Sie waren gefräßige und strenge Wesen. In die Bäume wuchsen sie heimlich ein; die waren ihr Mutterkuchen. Den Saft der Erde bekamen sie vorverdaut. Während die Bäume unter ihnen verdorrten, ließen sie ihre Blüten bunt wie Fahnen über sie hängen.
Schweigsames Düster der Wälder. Säulen völlig grade astlos aufstrebender Stämme, ununterbrochenes Laubdach; Linien rosigen Lichts durchfallend. Korkzieherartig umwanden sie die Holzseile der Gastpflanzen. Von Stamm zu Stamm zogen sich die Drähte, über die tierische Geschöpfe krochen, von denen sie wie Fledermäuse herabhingen. Die Tiere rissen sich von den Bäumen und dem Boden los, schrien durch die Wälder.
Platanen der heißen Ebenen, Mangroven Brotfruchtbäume. Die Riesenfarne, die wie unerschöpfliche Mütter und Väter dastanden und zeugten. Ihre Blätter strahlenförmig im Kreis wie Speichen eines Rades. Lebendig gebaren diese Pflanzen; der Keimling entwickelte sich schon an der Kehrseite der starken Blätter; seine Sprossen hingen in Fäden von den Blättern herab.
Das unaufhörliche Niederpreschen der Stämme. Sie brachen oft ganz mit Belaubung und tierischer Last zusammen und quollen über den Boden. Zum Teil vermochten sie nicht zu fallen; Leichname standen rechts und links; kräftigere Wesen verschlangen sie. In der Dämmerung und Dunkelheit wuchsen neue auf, trugen ihre Schirme über die Wipfel und Baumkronen, breiteten neues raschelndes Blattwerk aus.
Die Wälder, Tiere beschützend, schoben sich wie Schilde hoch. Unter der Glühhitze flammte die bunte Holzmasse oft auf. Sie krümmte sich brennend am Boden. Schlürfte und schlüpfte schon wieder auf, warf neue Dunkelheit unter sich.
Verwüstend brachen durch die Wälder die Riesentiere. Die aus den Seen auftauchenden wandernden Gallerten, die sich an Küsten ansiedelten, Bäume und Wiesen verschlangen. Wäßrige Geschöpfe, die ganze Flußläufe überbrückten, den Fluß durch ihren Leib laufen ließen, sich zusammenkrampfend ihn absperrten und von sich spritzten. Teiche wurden aufgehoben und wanderten samt Reptilien und Pflanzen in ihnen; sie schaukelten im Wanst eines keuchenden schluckenden augenlosen Riesenwesens, das sich drehte tastete sich lang flaschenartig auszog nach dem Licht.
Die grönländische Insel, von dem Rosenlicht begossen, in der tropischen Wärme, war kaum mehr Land, das dalag und Wesen erzeugte. Die Inseln glichen, wie sie zum Licht schäumten, einem langsam aufdrängenden halb erstarrten Meer, das bald grüne, bald purpurne Wellen übergipfelten. Durch die Wellen schoß manchmal eine Flamme; dann sank das Meer schwarz und qualmend ab. Die Flammenbrunst lief in irren Linien über die Inseln, übersprang die Meeresstraßen. Ganze kleine im Meere lagernde Landmassen hüllte sie ein; wie der Dampf verblasen war, wallte die Erde schon wieder bunt auf. Dieses Feuer war oft nicht von außen in die Berge Waldungen herangetragen worden. Es brach, wenn das Wüten dieser lebendigen Wellen zu hoch gestiegen war, die Baumkronen himmelhoch über dem Boden aufgewuchert waren, aus den rastlosen Leibern selbst aus. Aus Ästen Knospen stachen züngelten die kleinen Flammen. Die Lianen reckten sich im Licht auf; aus ihren Stielen warfen sie keine schweren Blüten, sondern zischelnde Flammen, die den Leib der Pflanzen nicht angriffen, sondern von unten wurden die Flammen genährt, brausten weiter und länger aus. Bis ein furchtbarer Streit zwischen der Flamme und dem Pflanzenwesen dem Baumwesen entstand. Heftiger wütete der Baum, bissiger trieb die Flamme abwärts. Die Wut des Baumes speiste die Flamme. Weg mußte der Baum und die Pflanzen um ihn mit. Ihr Rasen nährte die Flamme. Sie verkeuchte sich im Feuer. Wüteten Flammen in Flammen, verbrausten in die Luft.
Eine Flucht kleiner Vögel und Insekten machte sich aus den Steinlagern, den uralten Kreidemassen auf. Die Papageien grellbunt und üppige Fasane flogen hin, schnappten schrieen. Kopffüßler Schwämme Schnecken erhoben sich neben ihnen aus der Erde, glitten in das Wasser, mischten
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