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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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sträubte die Rückenfedern. Er hauchte dehnte sich: »Schlag nur den Kahlen tot. Wir machen uns neue.« »Du unsauberes Tier. Sieh, was hängt an dir, an deinem Federkragen. Das sind Därme!« »Gut gesehen. Pferde därme, Delvil. Die Menschen früher hatten nicht unrecht, Tiere zu fressen, die aus den Leibern anderer kamen. Das schmeckt mir besser als Meki. Ich werde noch Siedler.« Delvil patzte ihm eine Handvoll Steine an die Stirn. Mentusi schnurrte zurück, lüftete die Schwingen, kreiste mit eingezogenem Hals zweimal um Delvil, ließ sich krächzend nieder.
    »Und du, Kuraggara, was stehst du.« Delvil, ein Mensch von Gestalt, haushoch sie überragend, griff sie am Nacken an: »Schläfst du. Du hast gesehen, wen ich in London totgeschlagen habe. Willst du’s auch. Brauchst nur sagen. Mach dich zu einer Ameise oder zu einer Laus, das ist bequemer für mich.« »Du bist neidisch auf uns, Delvil. Du gönnst uns unser Vergnügen nicht.«
    »Was ist euer Vergnügen.« Mentusi flog an ihm hoch: »Ist wohl Delvil zu guter Letzt Hüter der Menschen geworden. Was gehen dich die Menschen an. Mich gehen die Läuse und Ameisen ebensoviel an wie die Menschen.« »Mich kümmern die Menschen auch nicht, du Aasfresser.« Delvil kollerte über das Steinfeld: »Ich und Menschen. Ich und mich um die Menschen kümmern. Du hältst mich für einen Propheten und Führer. Ich sehe wie Marduk aus. Das ist vorbei, Mentusi. Die kümmern mich nicht mehr. Sie mögen siedeln oder Städte bauen oder Baumborke essen oder Schwefelsäure trinken. Aber trotzdem seid ihr Schufte, du und Kuraggara und Schagitto und die andern, die ich totgeschlagen habe. Ihr könnt spielen soviel ihr wollt. Ihr treibt es zu wild.« Kuraggara hob sich auf ihren Sohlen auf: »Da war nichts wild. Du gönnst uns nichts.« Delvil stieß mit dem Knie gegen sie. Sie klapperten unter seinem Steinregen in das Dickicht.
    Delvil dachte nur daran zu wachsen. Er verließ die Berge Cornwalls selten. Eine kleine Zahl inbrünstiger Gehilfen hatte er. Dejas Tessama schickte er nach Irland, einen Mann wie er. Sie wollten Grönland und die Urtiere nicht vergessen. Die Kette der Turmmenschen stand noch auf dem Gebirge, am Meer. Mit Inbrunst Weinen Haß betrachtete sie Delvil: »Das waren meine Freunde. Sie haben die Bestien aufgehalten. Wir haben sie opfern müssen.« An den dunklen traurigen Wesen ging er vorüber. Er ließ sie verfallen, man brauchte sie nicht mehr. Sie vertrockneten zwischen den Steinen und Balken; ihr entsetzliches Gestöhn, tierartiges müdes Blöken hallte monatelang über den einsamen Bergen, über den wüsten Wasser flächen von Schottland nach Skandinavien. Die lockenden Schleierteilchen senkten sich mit den schrumpfenden Riesen. Steinmassen über Menschen und Tierreste. Herab von den Flößen in die See.
    Delvil dachte nur zu wachsen. In Cornwall hielt er wochenlang. Sehr langsam ließ er sich auftreiben; er wollte nicht wie die Turmmenschen mit dem Boden verkitten. Felsblöcke konnten sie in ihn werfen, Wasser Balken. Oft wurde sein Bewußtsein dunkler und man mußte lange anhalten, damit nicht die Geister der Steine die Oberhand über Delvil gewönnen. Als ein ungeheures menschenähnliches Geschöpf schob sich Delvil vor London. Hatte Füße Zehen Knie eines Menschen. Dunkelbraune fellartige Haut. Sein schilfernder Leib trieb Warzen Beulen Brüste vor wie Erker und Kuppeln. Ein glokkenartiges armbewegendes Geschöpf stieg aus seiner Magengrube. Aus den Weichen wuchsen schwarze und graue sich ringelnde spielende Schlangenleiber, bewegliche augenöffnende Röhren, die sich um seine Beine legten, um ihn zu liebkosen, die für ihn soffen und fraßen. Die Brust oben schwoll in langsamem Takt. Bäche sogen die Schlangenleiber auf; ihr Bett wurde leer; die Bäche liefen durch Delvils Leib. Er sah die Siedler unter sich laufen: »Krautfresser. Menschen. Das ist die Erlösung der Menschen. Erlösung! Kraut zu fressen! Menschen!« Die Gräser Bäume Pferde Rinder betrachtete er mit seinem trüben Blick. Der Wind blies um ihn. »Der Wind, das ist etwas. Der Berg.« Er stampfte um London, weil er sich fürchtete, den Boden zu zerbrechen. Über den sturmbrausenden Kanal stieg er; das Brausen hielt er aus, bis es ihm den Atem benahm. Bei Calais setzte er sich schnaufend hin, rüttelte an Strandfelsen. Ten Keir schweifte um Brüssel. Er sah die Verfinsterung des Himmels, den wolkenhoch anschaukelnden Giganten, hörte das meilenweit vernehmbare Grunzen Gurgeln

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