Berge Meere und Giganten (German Edition)
des Landes den Mord an der Tika On aufgepflanzt; es wirkte nicht. Nur eine Anzahl mit Kylin war sicher. Man sah, daß er rang wie die anderen und litt und nicht sprechen konnte, daß er in einem zornigen Gefühl tiefer und tiefer in das Land hinein verlangte. Ein graublonder langer Backen und Kinnbart war ihm gewachsen; leicht gebückt ging er. Selten wagte ihn einer anzusprechen.
Und eines Tages hieß es bei Toulouse, daß Venaska in der Nähe sei. Die gelbbraune Frau im karmoisinfarbenen Hemd, goldgestickten Hosen, gab ihm auf dem Erdbeerfeld die Hand. »Venaska, du bist es. Ich irre herum. Ich wollte dich lange sprechen.« »Und nun hast du mich getroffen.« »Weißt du, wer ich bin?« »Nein, ich werde dir einen Namen geben.« »Laß. Ich bin Kylin. Mit mir sind andere Männer und Frauen aus Grönland.« »Grönland ist weit. Nun freue ich mich, daß ich dich sehe.« Sie strich seine Schulter; er erschrak über ihre Sanftheit: »Venaska, ich wollte dir erzählen, was nicht mit Grönland zusammenhängt. Wir sind bei Montauban einer rothaarigen Frau, einem fremdartigen Wesen begegnet, Tika On. Die habe ich erschlagen.« Sie hielt noch ihre Hand an seiner Schulter, zog sie zurück. Sie beugte den Kopf: »Oh.« Auf den schwarzen Boden sah sie; still mit schlaffen Armen stand sie, rief matt einen Namen. Zwei Frauen erhoben sich aus dem Feld, liefen neben sie. Klagend schwach Venaska: »Dieser Mann heißt Kylin. Er hat Tika On erschlagen. Bei Montauban ist er ihr begegnet.« Drohend verwirrt die Frauen. Venaskas Kopf hing auf der Brust. Kylin: »Ich habe nichts mit diesen zu sprechen. Ich will dich allein sehen, Venaska.« Sie bewegte den Kopf nicht: »Das kann ich nicht. Du wirst mich umbringen.« »Ich bin kein Mörder.« »Du bist es. Ich fühle es.« Sie nahm den Arm einer Frau: »Komm mit in den Hof. Wir wollen uns setzen.«
In ihrem Haus ließ sie die Türen und Fenster offen. Sie setzte sich in einen Winkel. Eine Zeitlang sprachen sie nicht. »Was willst du von mir, Kylin? Du heißt Kylin. Du heißt Hojet Sala. Der steile Absturz.« »Ich muß dich erfahren.« »Was ist das.« »Wir sind nach Grönland gefahren, weil man uns schickte, Venaska. Die Stadtschaften, die jetzt zugrundegehen, hatten uns geschickt. Wir waren in Island, einer Vulkaninsel, und über Grönland. Ich selbst habe geholfen den Plan der Senate auszuführen. Das ist das Erste. Das Zweite: es hat uns etwas Furchtbares überschüttet, uns gerüttelt mich und die anderen, die noch leben blieben. Das war das Zweite. Dann haben wir, habe ich zugebissen. Das habe ich, Venaska. Ich wollte das, was mich zuschüttete. Ich habe mich ihm unterzogen. Genauer kann ich es nicht sagen. Und weil ich das getan habe, habe ich Tika On beseitigt. Da blieb nichts weiter übrig. Ich habe sie nicht aufgesucht, sie ist gekommen.« »Hojet Sala, ich höre nur den Ton deiner Worte. Was willst du von mir.« Kalt blickte der langbärtige Mann auf sie: »Du bist nicht gekommen. Dich habe ich aufgesucht. Komm näher, daß ich dich fühle.« »Weißt du, was du sagst.« »Ja.« In ihm dachte es: »Dies ist der Nebel. Ich bete an. Wenn ich erliegen soll, so soll es sein. Dann tauge ich nichts. Es kommt nicht auf einen an.« Sie stand in dem Winkel auf: »Dreh mir den Rücken zu. Sieh mich nicht an.« Er wartete, immer dachte er: »Es kommt auf mich nicht an.« Aber nur Sekunden. Plötzlich erweichte er: es ist die Entscheidung; ich wage die Probe; entweder steh ich unter Schutz oder nicht. Er drehte ihr den Rücken zu. Venaska hatte sich nicht aus dem Winkel entfernt. Ihre sanfte Stimme: »Wohl tust du mir, daß ich dich sehen kann. Ich habe dir Unrecht getan. Ich komme schon zu dir.« Glitt von rückwärts zu ihm, zog ihn ans Fenster, lächelte das Mädchen an, das in die Türe trat: »Bleib nur draußen.« Sie drückte, in der Mitte des kleinen Raumes stehend, ihr Gesicht an seine stumpfe zerschrammte Lederjacke, umfaßte seinen Kopf mit den Händen. »Ich habe dich vorher tönen hören, Hojet Sala. Jetzt mach ich mich auf die Reise nach Grönland. Da. Mir begegnet nichts. Der steile Absturz schadet mir nicht. Hör draußen! Unsere Vögel. Vögel! Nichts schadet!« Sie löste sich lächelnd, nahm summend seine Hände: »Angst habe ich doch vor dir, Hojet Sala. Aber du tust mir nichts. In dir keimt etwas für mich. Laß es nicht verkommen.« »Warum gehst du?« »Milch bringen lassen.« Sie trank von ihrem Glas, gab es ihm: »Tu mir die Freude. Damit ich die Angst
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