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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Wasserrieseln Pfeifen der Schlangen. Voll Ekel floh er unter die Erde.
    Trübgierig irrte Delvil über den Kanal zurück, suchte tastend den Weg nach Cornwall. In Fudern schluckte er das Gestein. »Menschen. Krautfresser. Das ist ihre Erlösung.« Er dachte dunkel: »In der Erde wurzeln. Wie die Berge. Es wird sich alles herausstellen.« Und kaute mahlte schloß die Augen.

    DIE GIGANTEN zogen auf Jagd. Kuraggara wollte nach Grönland. »Laß mich über das Meer fahren« lachte sie den brütenden Mentusi an, »komm mit. Ich jage auf Wunder. Du schläfst.« Mentusi flog auf: »Laß sehen.«
    Sie waren zwei Geier, die über das Meer schossen. Sie stießen durch den Sturm, Möwen zerrissen sie und trieben sie sich zu. Das Meer wogte, eine schwarze schillernde Platte, unter ihnen. Sie fuhren herunter, hackten Walen in die Köpfe. Schrie der Sturm: »hi!« schrien sie: »hi«. Sie durchbrachen den Wind. Eisberge, die weiße Kälte flimmerte unten auf. Kuraggara schleuderte sich lustig in der Luft herum: »Wir sind bald da. Mentusi, wir haben es. Es war kein Drache da. Ist keiner gekommen. Sie sitzen im Eis fest. Wir wollen sie aufstöbern.«
    Kein rosafarbenes Licht glomm mehr um sie. Das weiße Dämmern. Wallen des Nordlichts. Da war Jan Mayen. Wo war der Mutumbo, der sich in die Flachsee ein Loch gebrannt hatte, mit den Schiffen sich herabgelassen hatte auf den Meeresgrund. Das tosende Wasser war über ihn gekommen. Das Rosenlicht blühte vom Himmel, in gleichmäßiger Seligkeit machten sie Steinchen, Hölzchen, kleine Wellen, große Wellen zu Geliebten. Dann rollten schwarze Gewitterwolken an, Zyklone; und sie jauchzten noch. Und dann die flimmernde gleißende Wolke der fliegenden Lurche, der langhalsigen mit knochigen Kragen, Füchse in ihrem Gefieder. Spritzen Gießen von Tieren. Dröhnen der durchbrochenen Schiffsmauer. In das gewalttätige Wasser waren sie in einer Minute eingewühlt. Wie Öl die See schillernd über den verschwundenen Schiffen. Vorbei Jan Mayen.
    Bergketten tauchten im Ozean auf. »Das ist es« jauchzte Mentusi, senkte sich. Es waren Inselgruppen. Und neues Wasser, stärkeres Schäumen, Brandungslinien. Weiße Gipfel, flache hüglige Ebenen. Die Geier krächzten, die Schwingen weit entfaltet, unbeweglich, ließen sie sich herab. »Grönland, Mentusi.« »Kuraggara, ist das Grönland.« Wonnig kreischte Kuraggara: »Weißt du, was du vergessen hast die ganze Reise? Weißt du? He? Die Drachen.« »Die Drachen.« »Ja, Mentusi. Jetzt greifen wir sie an. Hast du sie gesehen. Ich keinen einzigen. Wo sind denn aber die süßen Tiere, die uns solche Angst gemacht haben. Wo haben sie sich denn versteckt und wollen mit uns spielen.« Sie prustete, tanzte auf dem Schnee, schlug mit den Flügeln, daß der Schnee stob: »Tot! Tot! Verreckt! Krepiert! Verendet! Vernichtet! Drachentod. Komm, wir wollen sie suchen. Ich möchte mit ihnen spielen.« Sie sausten im Fluge die Berge ab. Schneemassen Eisplatten überall. Durch gelles weißes Licht schossen sie einen Tag, das Land endete nicht, dehnte sich unermeßlich weiß hin. Wie die Schwärze vom Himmel ausgebreitet wurde, Schneegestöber sie blendend einhüllte, lockte Kuraggara: »Ich seh eine Kluft. Wir warten die Nacht ab.« Müde saßen sie unter einem Fels, schliefen träumten. Sie segelten über dem Meer, hoch in der Luft, die Flügel ausgespannt, ohne Bewegung, und wurden getrieben.
    Bei stechendem Sonnenschein wachten sie auf, Kuraggara wollte weiter fliegen. Mentusi, die Federn gesträubt, knurrte: »Warte, ich habe etwas geträumt. Ich will nicht in den Schnee. Wo sind die Drachen. Ich habe geträumt, sie liegen hier.« Und sogleich fing er an über der Kluft zu kreisen. Der andere Geier ihm nach: »Ich sehe nichts.« »Sie liegen hier. Unter dem Schnee.« Sie krallten sich in den Schnee des Abhangs ein, schlugen mit den Flügeln um sich, wehten ihn fort, mit Klauen wühlten und kratzten sie. Der Schnee lag locker. Das Eis war lose bröcklig; es war ein Firn, blau weiß, der sich eben bildete. Sie warfen ihre warmen Körper an das Eis; es rann und floß weg. Wie ihre Klauen ermüdeten, nahmen sie die Köpfe, bohrten und hämmerten mit den Stirnen. Sie wälzten sich wie Räder, bis sich ihre Fänge wieder erholt hatten. Da brach auf einmal knarrend die Eis und Schneemasse über ihnen von der Abhangsspitze herab. Ein Stück wurden sie abwärts gerollt, fast erstickend unter den Schneelasten. Dann schossen sie seitwärts hoch. In der Luft trafen sie sich:

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