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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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wahren Erscheinung schmeichelte. Die Fassade des alten Kastens war seit Jahren dem Verfall preisgegeben. Die abblätternde graue Farbe fiel bereits in Begleitung des dahinterliegenden Putzes in kleinen Stückchen von den Wänden. Die Restaurierung stand kurz bevor, obwohl auch dafür eigentlich das Geld fehlte. Nichts erinnerte noch an die fetten Jahre, in denen die Zeitung einen exzellenten Ruf genossen hatte.
    Gemächlich näherte sich Vollmer dem Eingangsbereich und bereitete sich darauf vor, den Rest des Tages in der Redaktion verbringen zu müssen, um den Artikel zur Pressekonferenz fertigzustellen. Doch er würde es ganz langsam angehen. Schließlich hatte er für diesen Abend keine Pläne und auch zuhause wartete niemand auf ihn. Er stieß die gläserne Tür zur Redaktion auf und schritt über den verdreckten, abgewetzten Teppich. Der süßliche Geruch von Doppelkorn schlug ihm entgegen. Eilig versuchte er seinen Schreibtisch zu erreichen, bevor sein Chef ihn auf dem Korridor abfangen konnte. Doch Bosch hatte ihn schon bemerkt.
    »Vollmer, Sie waren doch auf der Pressekonferenz. Anscheinend haben wir da einen dicken Fisch an der Angel! Wie lange brauchen Sie für den Artikel?«, schnaubte er.
    »Das kann ich nicht sagen, Chef. Eine Stunde vielleicht.« Unbeirrt ging Vollmer weiter. Doch Bosch folgte ihm wie ein bissiger Köter.
    »Eine Stunde? Sind Sie verrückt? Dann schaffen wir den Drucktermin nicht. Alle anderen werden das morgen in ihren Blättern haben. Wer würde dann unsere Zeitung kaufen, Sie Vollidiot?«
    Der Journalist war diese Art von Beleidigungen seines Chefs gewöhnt und nahm sie kaum mehr war. »Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören?«
    »Ich scheiß auf Ihre Meinung!«, entgegnete Bosch. »Das Einzige, das ich von Ihnen haben will, ist dieser verdammte Artikel.« Sein Schädel glänzte puterrot.
    »Nein, wirklich. Ich glaube, dass uns dieser Imhoff gründlich hinters Licht führen will«, erklärte Vollmer.
    »Imhoff? Wer zum Teufel ist das?«
    »Na, der Firmenchef von HARDCOMP. Ich glaube, die Sache mit dem Quantencomputer und der angeblichen wissenschaftlichen Sensation ist nichts anderes als ein Fake. Ihm geht es nur darum, den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Nach ein paar Wochen wird er seine Äußerungen relativieren und behaupten, dass die Testphase mehr Zeit als ursprünglich geplant in Anspruch nimmt. Und irgendwann redet keiner mehr ...«
    Bosch fiel ihm ins Wort. »Mir ist egal, was dieser Mann in ein paar Wochen«, Bosch schrieb mit seinen Fingern Anführungszeichen in die Luft, »relativieren will. Sehen Sie zu, dass der Artikel in spätestens einer halben Stunde fertig ist. Danach können Sie glauben, woran Sie wollen.« Er stampfte seine Fersen tief in den Teppich und verschwand in seinem Büro. Eine junge Kollegin, die in Vollmers Nähe saß, lächelte ihn mitfühlend an. Nachdem der Chef die Tür mit einem lauten Knall hinter sich geschlossen hatte, erhob sie sich von ihrem Platz und trat an Vollmer heran.
    »Ich glaube, der Dicke wird sich niemals ändern«, schwächte sie Boschs cholerische Reaktion ab und legte Vollmer tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Ach, wenn man ihn besser kennt, ist er gar kein schlechter Kerl. Er hat nun mal eine sehr eigenwillige Art der Kommunikation. In Wirklichkeit meint er es nicht so.« Vollmer kannte Bosch länger als jeder andere hier und hatte sich im Laufe der Jahre mit seiner Art arrangiert.
    »Ich hoffe, du hast recht«, erwiderte sie. »Mir ist allerdings aufgefallen, dass sein Verhalten in letzter Zeit schlimmer geworden ist.«
    Vollmer nahm seinen Chef in Schutz. »Du weißt doch, unter welchem Druck er steht. Es sieht wirklich nicht gerade rosig aus. Im Moment setzt die Chefetage alles daran, die Zeitung wieder aus der Versenkung hervorzuholen. Und dass er dabei neue Wege gehen muss, geht ihm gehörig gegen den Strich. An seiner Stelle würde ich mich jeden Abend volllaufen lassen.«
    Seine Kollegin bedachte ihn eines skeptischen Blickes. »Soll das ein Scherz sein? Ich habe ihn noch nie ohne Schnapsfahne erlebt. Diese Grenze hat er schon lange überschritten. Die Frage ist doch: Wie soll das weitergehen?«
    Besorgt blickte Vollmer zu Boschs geschlossener Bürotür. Sein Schatten bewegte sich hinter dem Milchglas hin und her. »Ich habe keine Ahnung.«

-5-
    E ine nackte Glühbirne erhellte die Mitte des gefliesten Raumes und baumelte in ihrer Fassung von der Decke. Die Ecken des Zimmers hingegen verschwanden in der

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